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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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anlächelte. „Jonathan, würdet Ihr mir bitte Euer Märchen erzählen?“
    Er lachte nur und schaute Collins an. „Seht Ihr, Sir? Was habe ich Euch gesagt? Die Bescheidenheit und Aufrichtigkeit der Dame sind unantastbar, und jedes Lob tut sie als weltlichen Tand ab. “
    „Ein Ausbund der Tugend, Master Sparhawk!“, rief Collins, doch hinter seiner Brille war das gierige Glitzern seiner Augen nicht zu übersehen.
    Ärgerlich starrte Demaris Jonathan an. „Ich warne Euch, Master Sparhawk! Wenn Ihr Euch nicht auf der Stelle zu Erläuterungen herbeilasst, werdet Ihr meinen höchst weltlichen Zorn zu spüren bekommen. “
    Collins legte ihr eine Hand auf den Arm. „Nun, nun, gute Mistress, seid doch nicht so voreilig. Ich mache grundsätzlich keine Geschäfte mit Händlern, die mir nicht bekannt sind. Die Leute von der Steuer sind nämlich ziemlich streng in dieser Kolonie, weil hier jeder zweite Spitzbube am Schmuggelhandel beteiligt ist. In Eurem Fall indessen will ich einmal eine Ausnahme machen, um Euch zu helfen. Ich meine, was versteht eine anständige kleine Quäkerin schließlich auch schon von ,schwarzem Wein'?“
    Die beiden Männer lachten herzlich, und Demaris erkannte endlich, was Jonathan getan hatte. Um ihren Verdacht zu bestätigen, blinzelte er ihr jetzt auch noch hinter Collins' Rücken zu. Er hatte das Blaue vom Himmel herabgelogen, um den Besitzer der ,Grünen Schildkröte für den Wein zu interessieren, und Collins seinerseits wollte das Geschäft mit ihr machen, weil er dachte, er könnte sie übers Ohr hauen.
    Demaris richtete sich ein wenig gerader auf und strich sich ganz unbewusst ihre Schürze glatt. Samuel Collins würde schon bald genug erfahren, was eine Quäkerin von ,schwarzem“ Wein verstand.
    „Ihr seid zu gütig, Samuel Collins“, sagte sie leise und lächelte dankbar, worauf der Gastwirt ziemlich dümmlich zurücklächelte. „Ich glaube, Ihr werdet überrascht sein über die Qualität des Weins.“
    Sie hörte Jonathan recht eigenartig husten, doch sie wagte nicht, zu ihm hinzuschauen. „Da Quäker jedoch bekanntlich Alkohol ablehnen, muss ich die Bewertung dieses Madeiras Euch überlassen“, fuhr sie fort und merkte, dass Collins seine Aufregung kaum zu beherrschen vermochte. „Allerdings muss ich darauf bestehen, dass Ihr mich in harter Münze bezahlt.“
    „O Mistress, dann bin ich irregeführt worden.“ Der Schankwirt blickte vorwurfsvoll zu Jonathan hinüber. „Master Sparhawk sagte mir, Ihr wärt mit einem Tauschhandel einverstanden.“
    Bedauernd schüttelte Demaris den Kopf. „Gold oder Silber. Oder
    „Wie Master Collins soeben ganz richtig bemerkte - seid nicht so voreilig, Demaris“, mischte sich jetzt Jonathan ein. „Master Collins besitzt selbst eine Farm unten bei Tiverton und die Tauschgüter, die er anbietet, sind solche, die Ihr wahrscheinlich sehr gut gebrauchen könnt: Flachs, Gerste und Mais für die Aussaat, dazu noch ein Ballen Indigo. Ich habe alles selbst besichtigt.“
    Collins nickte eifrig und kratzte sich den Kopf unter der Perücke. „Ich wollte es eigentlich morgen auf den Markt fahren, doch da Ihr nun schon einmal hier seid, mögt Ihr es erhalten. Heute Morgen war hier auf dem Markt kein Madeira zu bekommen, und im Augenblick benötige ich den Wein dringender als den Mais und die Gerste.“
    Demaris drückte sich die zusammengelegten Hände an die Lippen, als müsste sie sich die Angelegenheit noch einmal gründlich überlegen, in Wirklichkeit verbarg sie ihr Frohlocken. Flachs, Gerste und Mais konnten noch in diesem Jahr ausgesät und geerntet werden - drei zusätzliche Erträge für Nantasket! Sie mochte ihr Glück kaum glauben.
    „Es soll euch alles gehören, Mistress“, drängte Collins. „Mindestens fünfzig Guineen ist es wert.“
    Demaris konnte ihr Lächeln nicht länger unterdrücken. „Samuel Collins, ich glaube, wir sind uns handelseinig.“ „Ach Mistress, ich wusste ja, dass Ihr verständig seid!“ Vor Aufregung tanzte der Mann fast in seinen abgetretenen Schuhen. „Meine Männer werden die Fuhre sofort herholen. Was für ein Vergnügen ist es doch, mit einer ehrlichen Person Handel zu treiben, Mistress. Ein Vergnügen!“
    Nachdem Collins zu seiner Taverne zurückgeeilt war, nahm Jonathan Demaris beim Arm. „Saubere Arbeit, das“, sagte er lachend. „Ihr habt mir’s ganz schön gegeben, was?“ Unter ihrer breiten Hutkrempe hervor lächelte Demaris spitzbübisch zu ihm hoch. Sie wusste noch immer nicht so ganz

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