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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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Pfefferminzbonbons, die dort immer für ihn versteckt waren. Die Frau lachte.
    „Zumindest Joshua wird dich sicherlich nie vergessen. “ Sanft klopfte sie dem Kleinen auf den Arm, weil er so gierig war. „Der kleine Halunke wird dir mit  jedem Tag ähnlicher, Jonathan. Das gleiche Haar, die gleichen Augen und der gleiche Mangel an Zurückhaltung. “
    „Das Blut der Sparhawks ist nun einmal ein starker Saft, meine Liebe.“ Lachend tätschelte er das sichtbar gerundete Bäuchlein der Frau. „Doch ich will gerecht sein, meine Liebe Dianna. Ich bete, dass dies hier ein Mädchen wird, das ganz allein nach dir kommt. “
    Großer Gott, er war verheiratet! Er hatte eine Ehefrau namens Dianna und einen Sohn namens Joshua, und in der Zwischenzeit war sehr wahrscheinlich schon ein zweites
    Kind hinzugekommen! Jonathan fühlte sich, als erstarrte er zu kaltem, totem Stein.
    Um Himmels willen, was hatte er Demaris angetan?
    Demaris lag zusammengerollt auf der Seite, als sie erwachte und Jonathans Lippen auf ihrer Schulter fühlte. Sein Atem strich warm über ihre Haut. Liebkosend glitt seine Hand über ihre Hüfte und die Taille hinauf zu ihren Brüsten und dann wieder zurück. So ist es besser, dachte sie schläfrig. So sollte es auch sein.
    Seit er an jenem Nachmittag diesen rothaarigen Mann getötet hatte, war er still und in sich gekehrt gewesen. Er hatte weder reden noch zuhören mögen, und er schien sich beinahe, davor zu fürchten, sie zu berühren. Jetzt hatte er offenbar keine Angst mehr davor.
    Noch immer irgendwo zwischen Wachen und Schlafen, schmiegte sie sich an ihn und erkannte, dass er schon für sie bereit war. Sie legte ein Bein über seine Hüfte, und sofort drang er tief in sie ein. Sie bog ihm ihren Körper entgegen und bewegte sich in Jonathans Rhythmus, bis sie merkte, dass die Erfüllung nahe war. Leise stöhnte sie seinen Namen.
    „Was immer auch geschehen mag, Demaris - vergesst nie, dass ich Euch liebe“, flüsterte er ihr erregt ins Ohr. „Vergesst nie, dass ich Euch am meisten geliebt habe.“
    Ohne die innige Vereinigung zu lösen und von Jonathans Arm beschützend umschlungen, schlummerte Demaris danach wieder ein. Sie schlief tief und traumlos. Weshalb sollte sie auch träumen, wenn Jonathan und seine Liebe doch ihre wirkliche, wahrhaftige Welt waren?
    Das Licht der Morgensonne strömte ins Zimmer, als Demaris wieder erwachte. Irgendetwas knisterte neben ihrer Wange auf dem Kopfkissen.
    Der Platz neben ihr war leer, und sie fragte sich, weshalb Jonathan sie so lange hatte schlafen lassen. Wahrscheinlich war er längst damit beschäftigt, die Tiere zu versorgen. Verschlafen wischte sie das knisternde Etwas zur Seite, das sich in ihre Wange drückte.
    Es handelte sich um ein gefaltetes, jetzt zerknülltes Blatt Papier. Demaris setzte sich auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Als sie das vergilbte Papier in den Fingern drehte, erkannte sie es als eine herausgerissene Buchseite, die letzte Seite einer Predigtensammlung von Ebens Pult.
    Wie war das in ihr Bett gekommen? Nachdenklich faltete sie das Blatt auseinander, und da erkannte sie die Handschrift auf der unbedruckten Seite. Demaris schien es, als bliebe ihr Herz stehen.
    Jonathan schrieb, er verlasse sie ihr zuliebe. Er bedauere den Schmerz, den ihr das bereiten würde. Er habe sie aufs Unverzeihlichste betrogen und entehrt, doch sie müsse ihm glauben, dass das unbewusst geschehen war. Er sei verheiratet. Er habe einen Sohn, vielleicht auch zwei oder einen Sohn und eine Tochter.
    Und er werde sie nie Wiedersehen.
    Demaris starrte aufs Papier. Die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen, Am meisten schmerzte, dass er jeden Kosenamen, jedes liebe Wort wieder ausgestrichen hatte, das der Mitteilung die Schärfe hätte nehmen können.
    Sie wollte auf gar keinen Fall weinen. Mit Jonathan zusammen hatte sie viel mehr gelacht als je zuvor in ihrem ganzen Leben, doch sie hatte auch mehr geweint, und damit wollte sie jetzt nicht wieder anfangen. Tränen würden schließlich bedeuten, dass sie seine Nachricht als endgültig hinnahm, und genau dagegen sträubte sie sich, denn in ihrem Herzen glaubte sie davon kein einziges Wort.
    Was er da geschrieben hatte, musste auf einem schrecklichen Streich beruhen, der ihm von seinem Versehrten Gedächtnis gespielt worden war. Es war einfach ausgeschlossen, dass Jonathan sie so liebte, wie er es getan hatte, und gleichzeitig mit einer anderen Frau vermählt war. Nicht ihr Jonathan!
    Demaris

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