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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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und so appetitlich sie auch sein mag, sie ist für Euch mehr wert, wenn sie unberührt bleibt. Sie ist nämlich die Schwägerin von Roger Allyn, und Roger Allyn ist der Oberste Richter am Seegericht von Newport.“
    Graham hob die Augenbrauen, kratzte sich die Stelle, wo einmal sein Ohr gewesen war, und dachte nach. Langsam zog ein Lächeln über seine Lippen, und zum Schluss waren seine sämtlichen Zahnlücken zu sehen. „Allyns Schwägerin, sagtest du? Kannst du das beschwören, Russell?“
    „Jawohl, Sir. Sie ist es, und ich kann es beschwören.“ Im Stillen bat Jonathan Demaris um Vergebung. „Und sie ist ihm liebwerter als eine eigene Schwester. Es heißt, er hätte sich diese Frau zur Mätresse genommen. Jeder Mensch in Newport hat die beiden schon zusammen gesehen. Sie haben unter demselben Dach gewohnt, obwohl Allyns verstorbene Gemahlin noch nicht einmal richtig kalt ist.“
    Entsetzt presste Demaris die Hände auf den Mund. Weshalb sagte Jonathan so etwas? Warum zerstörte er ihren guten Namen und brachte ihn auf diese schändliche Weise mit Rogers in Verbindung? Erkannte er denn nicht, dass sie diese Reise unternommen hatte, um ihn, Jonathan, zu suchen?
    Endlich gestattete er sich einen Blick zu Demaris. Wenn er sie überhaupt nicht anschaute, mochte Graham das möglicherweise etwas merkwürdig finden. Was Jonathan in ihrem Gesicht sah, gab ihm einen Stich ins Herz.
    Ihre Wangen hatten das rosige Aussehen und ihre Augen das Leuchten verloren. Demaris wirkte verhärmt und krank, als wäre sie jenseits aller Tränen. Sie konnte ihre Gefühle nicht verbergen, um ihr Leben zu retten, und jetzt wurde ihm ihr Schmerz über seinen Verrat so deutlich bewusst, als hätte sie ihre Anklage laut ausgesprochen. Wenn er sie jedoch retten wollte, durfte er jetzt nicht weich werden.
    Also betrachtete er sie von Kopf bis Fuß genauso unverschämt, wie die anderen Männer es taten. „Wie ich schon sagte, Roger Allyn wird sie nicht beschädigt zurücknehmen, und er wir bereit sein, einen ausgezeichneten Preis für ihre Unversehrtheit zu zahlen.“
    „Ja, das wird er bestimmt, dieser stinkende Hurenbock!“, brüllte van Vere. Er stand schwankend an der Reling. Die Arme hatte man ihm auf dem Rücken gefesselt, und eine Schwellung verschloss ihm eines seiner Augen. Aus seinem Mund rann Blut und tropfte in seinen langen Schnurrbart.
    Anscheinend tat van Vere für Demaris ebenfalls, was er vermochte, und Jonathan hätte beinahe gelächelt - ganz offenkundig war der Holländer ein Mann, auf den er sich im Kampf verlassen konnte.
    „Allyn hat mich dazu angeheuert, dass ich diese Frau für ihn nach New York bringe. Der Klatsch in Newport wurde wohl für ihn ein bisschen zu laut.“
    Jonathan nahm den Ball von van Vere sofort auf und lachte verächtlich. „Und wie lange wird er wohl damit warten, bis er wieder dem zarten Geschlecht nachläuft? Man tuschelt ja, seine Gattin sei keines ehrenvollen Todes gestorben. “ Endlich ging Demaris ein Licht auf. Dies hier war wie die Sache mit dem Madeira in Providence, eine Gaukelei, um andere zu täuschen. Jonathan liebte sie und versuchte sie zu retten!
    Dasselbe wollte auch van Vere. Plötzlich hätte sie am liebsten gelacht vor lauter Glück. Sie beschloss, sich genauso zu verhalten wie damals in Providence, nämlich das Trugspiel mitzumachen und so zu tun, als fühlte sie sich furchtbar verletzt und betrogen. Im Übrigen wollte sie alles tun, was Jonathan von ihr verlangte, denn für ihn stand die Sache ziemlich schlecht. Demaris holte also tief Luft und schob sich zwischen ihn und Graham.
    „Nichts davon ist wahr!“, schrie sie und blickte den Kapitän an. „Meine Sicherheit wäre Roger Allyn keinen Heller wert! Ja, er hat mich gebeten, ihn zu heiraten, doch das hat er nicht aus Liebe getan. Kapitän, glaubt Ihr etwa diesem Schurken, oder glaubt Ihr mir?“ Flehentlich legte sie ihm ihre Hand auf den Arm.
    Graham lachte nur, schob sie sacht fort und rieb über die Stelle an seinem Ärmel, wo ihre Hand gelegen hatte. „Nein, Madam, ich glaube Russell. Mit einer Lüge hätte er nichts zu gewinnen - im Gegensatz zu Euch oder Eurem Schwager. Falls Allyn Euch zurückhaben will, wird er mir ein hübsches Sümmchen zahlen, und Eure nette Geschichte wird meinen Entschluss nicht ändern.“
    Er lachte wieder, und die umstehenden Männer fielen in sein Lachen ein. Er klopfte Jonathan auf die Schulter. „Du hast mir schon bewiesen, was du wert bist, Russell. Dass mir ein so

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