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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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Dolch des Kapitäns aus der Holzwand. Jetzt wusste er wenigstens genau, dass Graham ihn nicht erkannt hatte, denn sonst hätte der Mann das Messer geworfen, um ihn zu töten, und nicht nur, um ihn zu prüfen.
    „So etwas nenne ich die ,karibische Begrüßung“, bemerkte er und legte das Messer auf den Tisch. „Und was kommt jetzt? Pistolen oder Säbel? Oder wären vielleicht Fäuste mehr nach Eurem Geschmack?“
    „Du bist in Ordnung, du schwarzhaariger Halunke!“, rief Graham erkennbar begeistert. „Du hinkst zwar, doch du wirst mir keine Schande machen. Ich werde dafür sorgen, dass du von diesem Vermögen deinen Anteil bekommst. Ich habe das Gesetz in der Tasche, und auf dieser Reise steht der Anteil der Königin erst an zweiter Stelle. Wir wollen hier nicht so zimperlich sein. “
    Er nahm eine Feder zur Hand. „Dein Name, Bursche! “ „Russell. Jonathan Russell.“ Wenn die „Leopard“ einmal wieder ihren rechtmäßigen Namen trug, wollte er das auch tun, und nicht eher.
    Später fragte sich Jonathan, ob Demaris das wohl als eine Lüge ansehen würde. Und er fragte sich ebenfalls, ob er sie wohl jemals Wiedersehen würde.

15. Kapitel
    Mit jeder Schlingerbewegung der Ketsch beschrieb die Hängematte einen weiten Bogen von einer Seite auf die andere. Demaris’ Magen schlingerte in jeweils entgegengesetzter Richtung. Sie hielt sich an dem klammen Bettzeug fest, drückte die Augen fest zu und schluckte. Ihr war heiß und kalt zugleich. Wenn ich nicht sehe, dass sich die Hängematte nach links und die Schiffswand nach rechts bewegt, fühle ich das Rollen vielleicht nicht so sehr, dachte sie.
    Auf der Segelfahrt mit Jonathan nach Providence war sie keine Spur seekrank geworden. Allerdings hatte diese Reise in der Bucht und auf dem Fluss stattgefunden, und nicht auf dem unruhigen Ozean bei steifem Wind aus Nordost.
    Außerdem war sie damals auch nicht schwanger gewesen. Und selbstverständlich war Jonathan bei ihr gewesen und hatte sich noch nicht für einen Piraten, einen Ehebrecher und wer weiß was alles gehalten.
    Sie wollte sich in der schmalen Hängematte umdrehen und fiel dabei beinahe hinaus. Noch immer konnte sie es kaum glauben, dass sie schon so weit gekommen war. Bei ihrer Suche in Newport hatte sie keine Spur von Jonathan gefunden, und der einzige Segler, der an diesem Tag abgelegt hatte, war ein Freibeuter mit Ziel Karibik gewesen. Man hatte ihr gesagt, dieses Schiff sei ein ungewöhnlich schnelles, und das einzige andere, das nach den Indies ging, würde frühestens in drei Wochen den Hafen verlassen.
    In ihrer Verzweiflung war sie nach Nantasket zurückgekehrt, wo sie erfuhr, dass Kapitän van Vere diese Nacht eintreffen würde. Ängstlich hatte sie daraufhin mit einer kleinen Kleidertruhe und einem schweren Beutel voller Gold- und
    Silbermünzen am Strand gestanden und gewartet. Die Münzen hatten den holländischen Kapitän dazu bewegen sollen, sie mindestens bis nach New York mitzunehmen.
    Ruth hatte mit ihr zusammen gewartet, während die Männer die Weinfässer aus dem Boot luden. „Ich bete dafür, dass Ihr ihn findet, Mistress“, sagte sie. „Euer guter Jonathan ist ein großer Mann, der Ozean ist jedoch noch viel, viel größer. Denkt an alle die Männer, die er schon verschluckt hat - Euren eigenen Vater, meinen alten Master Wilkinson samt seinen beiden Jungen und ... “
    „Ich werde ihn finden, Ruth“, versicherte Demaris überzeugter, als sie war. „Er ist sein Leben lang ein Seefahrer gewesen, und er weiß auf sich aufzupassen.“
    „Und wie ist es mit Euch, Mistress?“, fragte Ruth besorgt. „Ihr seid kein Seemann, und außerdem seid Ihr entschieden zu lieb und zu gut, um in der großen Welt auf Euch aufzupassen. Schon dass Ihr diesem alten holländischen Bock van Vere traut! Nehmt Euch vor ihm in acht, Mistress, auch wenn Ihr diese Münzen in Euer Korsett eingenäht habt. Der Kerl würde doch seine eigene tote Mutter ausrauben! “
    „Still, Ruth!“ Voller Unbehagen schaute Demaris hinter sich, um zu sehen, ob der Holländer etwas mitgehört haben konnte. „Du wirst mich nicht von meinem Vorhaben abbringen, gleichgültig was du auch sagen magst. “
    „Und was ist mit Eurem Kind?“
    Demaris warf Ruth einen strengen Blick zu, doch die Frau nickte nur. „Ach, Ihr braucht mir nichts zu erzählen. Wahrscheinlich wusste ich es schon früher als Ihr selber. Es war ja auch zu erwarten, so wie Ihr beide vor aller Augen geturtelt habt. Ich kann’s Euch nicht einmal

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