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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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verübeln. Er ist ja auch ein feines Exemplar von Mann. “
    Ruth lachte leise und drückte Demaris’Arm. „Gebt gut auf euch acht, Mistress, und auf Euer Baby auch. Ich weiß nicht recht, ob ich Master Sparhawk je ganz vertraut habe, und vielleicht tue ich’s immer noch nicht, denn kein Mann auf dieser Welt wäre gut genug für Euch. Trotzdem glaube ich, er wird Euch gut behandeln. Und wenn nicht, dann kriegt er’s mit mir zu tun, jawohl! “
    Die beiden Frauen hatten geweint und einander umarmt, während die Männer verlegen fortschauten. Vom Deck von van Veres Ketsch hatte Demaris dann zu ihrem Strand und ihrem Hausdach zurückgeblickt, lange nachdem beides schon hinter dem Horizont verschwunden war. Falls sie Jonathan tatsächlich fand, wäre das alles wert. Nein, nicht falls, sondern wenn! Wenn sie Jonathan gefunden hatte.
    Jetzt drückte sie sich ihre feuchten Hände an die Wangen und hörte die Matrosen ausgelassen oben auf dem Deck lachen. In den zwei Tagen, die die Ketsch inzwischen von Nantasket unterwegs war, hatten die Männer anscheinend ununterbrochen gefeiert, während sie selbst hier unten in der elenden Hängematte lag und sich wünschte, sie würde einfach sterben und dann alles hinter sich haben.
    Auf einmal fiel ihr auf, dass sich die Männerstimmen oben verändert hatten. Es wurde viel gebrüllt, und Schritte polterten hastig auf dem Deck hin und her. Das Schiff bewegte sich nicht anders als vorher, doch vielleicht lag irgendein Notfall vor, über den sie informiert sein sollte. Falls die Ketsch nun sank - würde dann jemand noch an sie, Demaris, denken und sie holen kommen?
    Sie bekam es mit der Angst zu tun, rollte sich aus der Hängematte und riss die Tür der winzigen Maatskammer auf, die man ihr überlassen hatte. Der Kajütsgang war leer. Offenbar befand sich die gesamte Mannschaft schon an Deck.
    Eine kurze, dumpfe Explosion war übers Wasser her zu hören, und aus dem Gebrüll wurde schlimmstes Fluchen, das offenbar gegen erkennbare Furcht helfen sollte. Die fröhlichen, ewig lachenden Holländer hatten Angst, und Demaris wusste sofort, dass sie sich ebenfalls fürchten sollte.
    Noch ein Knall, diesmal lauter, näher, und ihm folgte fast gleichzeitig das Krachen berstenden Holzes. Sofort legte sich die Ketsch steuerbords und lief aus dem Ruder. Demaris wurde gegen die Wand des Kajütsgangs geschleudert.
    Sie rieb sich die Schulter und eilte die enge Stiege hinauf, um dann auf halber Höhe stehen zu bleiben und auf die Trümmerteile zu starren, die van Veres sonst so ordentliches Deck übersäten.
    Der Großmast war zersplittert, seine Spitze hing herunter wie ein abgebrochener Ast. Das viereckige Großsegel war zerrissen, und die zerfetzten Kanten flatterten wie Banner im Wind. Die Stangen und Taue, die vorher straff gespannt waren, hingen jetzt schlaff durch, und die hölzernen Blöcke daran schaukelten wie Pendel hin und her.
    Mit Beilen und Messern kletterten die Männer über das Durcheinander von Segeltuch, Holz und Hanf und versuchten, das Ganze zu entwirren, um die Ketsch wieder manövrierfähig zu machen. Niemand bemerkte Demaris, die sich nach achtem durchkämpfte, dorthin, wo van Vere stand und sich bemühte, sein angeschlagenes Schiff ohne Großsegel zu steuern.
    „Kapitän! Kapitän van Vere! “, rief sie. „Um Himmels willen, was ist denn geschehen?“
    Van Vere starrte sie wütend an. „Was glaubt Ihr denn, was geschehen ist, Frau? Die haben uns mit ihrem Warnschuss gleich den ganzen Großmast zertrümmert! Piraten sind das, räuberische Hurensöhne von Piraten! Seht selbst! “
    Demaris’ Blick folgte der Richtung, in die van Veres Zeigefinger wies. Eine große Schaluppe segelte auf sie zu. Ihre Geschütze waren noch ausgefahren und auf die kleine Ketsch gerichtet.
    Piraten! Demaris dachte an die Warnungen, die sie von Roger und van Vere gehört hatte. Sie erinnerte sich, wie oft Jonathan ihr hatte nahebringen wollen, dass Piraten Schiffe ausraubten, versenkten sowie die Mannschaft umbrachten. Von alledem hatte sie kaum etwas geglaubt, bis sie jetzt die Kanonen auf sich gerichtet und die Männer im Beiboot der Schaluppe mit Dolchen und Pistolen in den Händen auf die Ketsch zurudern sah.
    Entsetzt starrte sie auf die Schaluppe und war nicht fähig, den Blick abzuwenden. Unbewusst strich sie sich über ihren Leib, wie um das winzige Ungeborene darin zu beschützen. Großer Gott im Himmel, was würde man mit ihr tun?
    Als Neuer, Unbekannter und noch Unerprobter war

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