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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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schmackhaftes Täubchen in den Mund geflogen ist! So, und jetzt verschließe die Kleine sicher in meiner Kajüte.“ Jonathan nickte ungerührt und wollte Demaris beim Arm fassen, doch sie wich zurück.
    „Du weißt doch ganz genau, dass ich hier nicht fliehen kann, Russell“, sagte sie ruhig und blickte an ihm vorbei. „Du brauchst nur voranzugehen, und ich gebe dir mein Wort, dass ich dir folge.“
    Jonathan, dem völlig klar war, dass ihn alle anderen beobachteten, blickte finster drein und packte unsanft ihren Arm. Obwohl sie sich diesmal nicht dagegen wehrte, spürte er, wie die Anspannung und die Angst ihren Körper fast erstarren ließen. So behutsam, wie es möglich war, ohne bei den anderen Argwohn zu erregen, führte er sie die Kajütstreppe hinunter.
    Unten hielt er ihr die Tür zur Kapitänskajüte auf, ließ Demaris vorgehen und nahm dabei wieder ihren ganz persönlichen Duft wahr. Wie anders hätte dieser Augenblick sein können! Würde die Schaluppe ihm gehören, hätte er Demaris in seiner Kajüte als seine Gemahlin willkommen geheißen.
    Seine Gemahlin ... Seltsam, dass er sich das gerade jetzt ausmalte, wo es doch vollkommen unmöglich war. Trotzdem schien ihm nichts so richtig zu sein wie diese Vorstellung. Er fragte sich nur, ob es ihm jemals gelingen würde, Demaris’ Liebe zurückzugewinnen.
    Demaris blieb mitten in der Kajüte stehen. Ihre Schultern waren straff, ihr Rücken war Jonathan zugekehrt. Sie wagte es noch nicht, ihn anzuschauen. Zwar sehnte sie sich danach, sich in seine Arme zu werfen, doch sie befürchtete, Graham könnte dicht hinter ihnen sein. Noch nicht, Liebster! rief sie ihm im Stillen zu. Jetzt noch nicht.
    „In der Ketsch befindet sich nichts, wofür es sich lohnte, Schießpulver zu verschwenden“, murrte Graham, als er schließlich an Jonathan vorbei in die Kajüte trat. Schwer ließ er sich in seinen Sessel fallen und legte die Füße auf das Schreibpult. „Bleib hier, Russell. Du sollst bezeugen können, dass ich diesem Hühnchen keine Federn ausgerupft habe. Die Frau ist tatsächlich der einzige Gegenstand von Wert, den der verdammte Holländer an Bord hatte.“
    Finster blickte er Demaris an und beschrieb mit seinem erhobenen Zeigefinger eine Drehbewegung in der Luft. „Nun lasst Euch erst einmal richtig betrachten, Jungfer. Ich hätte ja nie gedacht, dass Allyn sich ausgerechnet eine Quäkerin aussucht. Allerdings ist es ja ganz reizvoll, einmal eine an-ständige Frau zu verderben. Besonders die, welche ständig einen Bibelspruch im Mund führen, haben manchmal das heißeste Feuer zwischen den Beinen, was, Russell?“
    Demaris errötete, während Jonathan Grahams Ansicht völlig unbeeindruckt bestätigte. Oben an Deck mochte das Ganze ja beinahe so etwas wie ein Spiel gewesen sein, doch jetzt schienen sich die Regeln unmerklich verändert zu haben, und sie wusste nicht, was als Nächstes kam.
    „Kapitän, ich möchte Euch danken für Eure Güte, die Ihr mir auf Eurem Schiff erwiesen habt“, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. So lange wie Jonathan hierblieb, konnte Graham ihr ja nichts antun. „Ich werde meinem Schwager ausführlich davon berichten.“
    „Ach Kindchen, wenn Ihr lächelt, seid Ihr wirklich recht hübsch“, stellte Graham fest und blähte die Brust. Er lächelte verschlagen. „Ich habe versprochen, Euch nichts anzutun, doch ich kann nicht dafür einstehen, was diese Schakale da oben machen, wenn sie Euch unbewacht vorfinden. Ich würde Euch gern sicher beschützen, mein Hühnchen, falls Ihr mir dafür Eure Dankbarkeit erweist.“
    Demaris sah seine schmutzigen Hände und den vernarbten Rest seines Ohrs. Sie sah seine tabakfleckigen Zähne sowie die fettigen Essensreste auf seinem Rock, und sie merkte, dass sie wieder seekrank wurde.
    Was tut sie jetzt? fragte sich Jonathan. Von jeder anderen Frau hätte er erwartet, dass sie, um sich an ihm zu rächen, mit einem anderen Mann kokettierte. Demaris würde das nicht tun, und schon gar nicht mit Graham. Dennoch war ihm klar, dass dieser sofort misstrauisch werden würde, falls er, Jonathan, versuchen sollte, sich für sie einzusetzen.
    „Nun kommt schon, Kindchen“, lockte Graham und beugte sich drängend zu Demaris. Er hatte sich die eine Seite seines hängenden Schnurrbarts in den Mund gezogen und spielte nun lüstern mit Zunge und Lippen daran herum. „Der eine Kuss wird Allyn nicht fehlen, zumal ihn der Kapitän bekommen hat, der Euer Retter war. “
    Demaris dachte nicht an

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