Flames 'n' Roses
als er seine Hand wieder wegzog.
»Wie war deine Woche?«, erkundigte er sich.
»Ziemlich langweilig. Aber wahrscheinlich nicht ganz so langweilig wie deine.«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Was stellen die denn überhaupt mit dir an? Wollen die dich einfach für immer hier festhalten?«
»Hoffentlich nicht. Ich hab eigentlich noch ein bisschen was vor. Die haben ein paar Tests mit mir gemacht, aber ich fürchte, da war ich nicht sehr kooperativ. Und Raquel war ein paarmal da, um mit mir zu reden. Hat versucht, rauszufinden, woher ich komme und warum ich in ihren Sachen rumgewühlt habe.«
»Das würde mich ja ehrlich gesagt auch interessieren.«
Er lächelte. »Kann ich mir vorstellen. Wobei es natürlich deine Schuld ist, dass ich überhaupt hier drin festsitze.«
Da hatte er recht, das musste ich zugeben. Obwohl – musste ich gar nicht. »Nein, nein, da bist du selbst schuld, wenn dein Plan so mies war, dass dich sogar ein wehrloses Mädchen erwischen konnte.«
»Wehrlos? Wohl kaum. Ich erinnere mich vage daran, einen Elektroschock verpasst bekommen zu haben.«
»Äh, ja, stimmt, da war ja was.«
»Du hast deinen Taser heute ja gar nicht dabei. Letztes Mal auch schon nicht.« Er sah mich nachdenklich an.
»Wieso, führst du was im Schilde?« Ich hatte keine Angst. Na ja, vielleicht ein kleines bisschen, jetzt, nachdem er so was gesagt hatte.
»Nein, natürlich nicht. Ich freue mich bloß, dass du mir traust.«
»Ich wiederhole: Was für eine Bedrohung kann ein Typ schon sein, dessen genialer Plan für einen Einbruch in die IBKP-Zentrale aus Drauflosboxen und Abhauen bestanden hat?«
Er presste eine Hand auf seine Brust. »Autsch, das tat weh. Aber eigentlich hast du recht. Ich hatte keine Ahnung, was ich tue. Ziemlich jämmerlicher Versuch.«
»Schon gut. Jeder stellt mal Blödsinn an. Letzte Woche war ich hinter einem Vampir her und hab spontan einen Raum gestürmt, ohne ihn vorher zu überprüfen. Tja, dummerweise stellte sich raus, dass drinnen eine ganze Horde Vampire wartete. Fast wär ich da nicht mehr lebend rausgekommen.«
»Und wie hast du’s doch geschafft?«
»Mithilfe von Reth.« Ich machte ein finsteres Gesicht.
»Wer ist Reth?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
Lend lehnte sich zurück. »Ich mag ja im Moment nicht viel zu bieten haben, aber Zeit hab ich massig.«
Auf meinen Schultern lastete das Gewicht der Erinnerung daran, wie wundervoll mein Leben mit Reth gewesen war – zumindest für kurze Zeit. »Als ich hier angefangen hab, dachte ich, Feen wären so was wie Engel. So unglaublich schön und geheimnisvoll. Dann, als ich ungefähr vierzehn war, habe ich Reth kennengelernt. Erst war er genau wie die anderen, kalt und distanziert. Aber als er rausfand, was für Fähigkeiten ich hatte, fing er an, mit mir zu reden, sich für mich zu interessieren. Er war nicht nur einer der wenigen Jungs – na ja, sagen wir, männlichen Wesen –, die ich überhaupt kannte, sondern das Umwerfendste, was ich je gesehen hatte. Schon bald ist er regelmäßig zu mir in die Wohneinheit gekommen, hat mir Geschichten erzählt und mir zugehört. Beim Reden hat er immer meine Hand gehalten und dann hat es sich angefühlt, als würde er mich durch und durch wärmen. Ich habe immer mehr auf seine Besuche hingelebt und irgendwann sagte er dann, er würde mich in sein Traumreich mitnehmen. Na ja, welches einsame Mädchen will so was nicht hören?«
Lend, der aussah, als ob ihm irgendwas nicht passte, runzelte die Stirn. »Dann wart ihr zwei … äh … zusammen?«
Ich seufzte. Der Gedanke daran, wie sehr ich Reth geliebt und mich auf ihn verlassen hatte, versetzte mir einen Stich. Damals war das Leben irgendwie einfacher gewesen. »Nicht richtig zusammen. Ich meine, wir haben uns nicht geküsst oder so, solche normalen Sachen. Auf jeden Fall wurde meine Hand jedes Mal ein bisschen schneller und stärker warm, wenn er sie hielt, und die Hitze wanderte immer etwas weiter den Arm rauf. Manchmal ist er mitten in der Nacht zu mir gekommen und hat mit mir getanzt, bis wir beide richtig geglüht haben, kein Scherz. Ich dachte, er wäre perfekt. Wenn er mich im Arm hielt, dann hat sich mein Herz manchmal so warm angefühlt, dass ich glaubte, ich müsste jeden Moment explodieren.
Dann hatte ich eines Tages einen Auftrag, ganz simpel, ein Werwolf. Das ist eigentlich keine große Sache – die armen sind immer so durch den Wind, dass sie froh sind, wenn ihnen endlich einer alles erklärt. Dieser Kerl war
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