Flames 'n' Roses
langsamer.
Reth hob die andere Hand und das Feuer flammte auch in meinem Herzen auf. Ich schrie vor Qual. Es tat so weh, dass ich nicht mehr atmen, nicht mehr denken konnte. Hinter Reth erschien eine Pforte. Nur noch ein paar Schritte und ich würde für immer ihm gehören.
»Nein!« Lend drückte mich noch fester an sich. Sein Vater holte erneut zum Schlag aus und zwang Reth damit, eine seiner Hände zu bewegen; ich keuchte erleichtert auf, als er mein Herz freigab. Im gleichen Moment ließ er David erstarren.
Reth klopfte sich mit einer Hand den Staub ab, mit der anderen zog er immer noch mein Handgelenk zu sich heran. »Wirklich, so eine barbarische Rasse. Also gut.« Mit einem finsteren Blick auf Lend hob er die Hand.
»Nein, tu ihm nichts. Ich komme ja mit!«, schluchzte ich. Wenigstens würde der Schmerz dann aufhören und Lend wäre in Sicherheit.
»Nein!« Lend riss mich ein paar Schritte zurück.
Reth lächelte und öffnete den Mund. Er würde Lend töten.
Plötzlich schoss eine Wasserfontäne, schäumend und mit Eisstückchen durchsetzt, an uns vorbei. Mein Haar wurde durch die schiere Kraft nach vorn gepeitscht. Kurz bevor er Reth traf, krümmte sich der Wasserschwall und wirbelte um uns herum. Das Brennen in meinem Handgelenk erstarb; die unsichtbare Verbindung war durchbrochen. Lend und ich saßen sicher im Innern des Strudels und blickten von dort auf Reths verschwommenes Bild hinter der Wasserwand.
»Also wirklich«, fauchte Reth und blickte an uns vorbei. »Ich hätte gedacht, dass gerade du es verstehen würdest. Du weißt doch, wie wichtig sie ist. Für uns alle.«
»Das ist mein Sohn.«
Reth rümpfte verächtlich die Nase. »Verstehe. Tja, er hat ja auch keinerlei Bedeutung für mich. Überlass mir Evelyn und dann gehe ich auch schon wieder meiner Wege.«
»Sie steht ebenfalls unter meinem Schutz.«
»Sie hat mit euch nichts zu tun! Die Wasser haben keinerlei Anspruch auf sie.«
»Ebenso wenig wie die Lüfte.«
»Wir haben sie geschaffen!«
Mir gefror das Blut. Was meinte er damit?
»Das ist nicht dasselbe«, erwiderte Cresseda.
»Und trotzdem erhebst du Anspruch auf den Jungen«, höhnte Reth.
»Geh.« Cressedas Stimme schwoll von einem sprudelnden Bach zum tosenden Wasserfall an; sie war die pure Macht, ewig und unangreifbar.
Reth zog seine Weste gerade und hob seinen Gehstock auf. »Nun gut. Aber ich werde bestimmt nicht der Einzige bleiben, der euch einen Besuch abstattet. Bis zum nächsten Mal, mein Herz.« Er winkte mir noch einmal mit dem Stock zu und trat rückwärts durch die Pforte.
Einzigartig
Arianna war nicht tot. Das heißt, tot war sie natürlich schon, aber es ging ihr gut. Ich hätte nie gedacht, dass ich wegen eines Vampirs mal so erleichtert sein würde, aber das Mädchen hatte echt Mumm. Wieder im Haus angekommen, verarztete Lends Dad ihre Rippen, während Stacey und Luke sich erst mal oben verschanzten. Nach dem, was passiert war, gingen sie mir aus dem Weg, und das konnte ich ihnen noch nicht mal übel nehmen. Ich war wie eine Plage: Wo ich auch hinkam, ich verbreitete nichts als Unheil.
»Wie hast du es geschafft, Reth zu verletzen?«, fragte ich David, als er mit Ariannas Rippen fertig war. Natürlich war mir klar, dass Reth jetzt einen neuen Namen hatte, aber den kannte ich ja nun mal nicht.
David zog etwas aus der Hosentasche, das aussah wie ein Schlagring. Es war aus Eisen. Abgefahren. »Habe ich selbst entworfen.« Oh Mann, war der Typ cool oder was?
»Kann ich auch so einen haben?«, fragten Lend und ich gleichzeitig.
David lachte. »Mal sehen, was sich da machen lässt.«
»Was machen wir, wenn Reth zurückkommt?«, wollte Lend wissen.
»Es hat schon seinen Grund, warum er nicht direkt ins Haus gekommen ist. Wir sind hier nicht sonderlich feenfreundlich eingerichtet. Aber ich würde auch die Macht deiner Mutter nicht unterschätzen. Jetzt, da er weiß, dass die Elementarwesen des Wassers Evie beschützen, glaube ich kaum, dass er es noch mal versucht. Bald hat er sicher vergessen, dass er je an ihr interessiert war.«
Ich hoffte, dass das stimmte, bezweifelte es aber ehrlich gesagt stark. Es klang zu unbekümmert, zu sehr wie Raquel. Ich war nicht bloß irgend so ein hübsches Ding, mit dem Reth gern tanzen wollte – sein Interesse an mir ging viel tiefer. Irgendeine unheilvolle Absicht steckte dahinter. Immerhin schien David aber ein ziemlicher Feenexperte zu sein, und wenn dazu noch Cressedas Schutz kam, war ich vielleicht wirklich in
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