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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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ihr außerdem genommen hatte. »Das ist das Schrecklichste, was ich je gehört habe.« Und dann kam mir ein Gedanke: Hätten sie das früher oder später etwa auch mit mir gemacht? Was, wenn ich mich hätte »paaren« wollen, wäre das zu riskant gewesen? Allein schon dieser Begriff. Die hielten Paranormale anscheinend wirklich für Tiere. Was gab es in der IBKP wohl noch alles für Praktiken, von denen ich nichts wusste?
    »Auf jeden Fall hatte er dort einen umfangreichen Forschungsauftrag. Er suchte nach einem Beweis für die Existenz von Nymphen und Wassermännern. Und so hat er meine Mom kennengelernt.«
    »Was genau ist sie eigentlich?«
    »So was Ähnliches wie eine Nymphe. Sie ist ein Wassergeist, ein Elementarwesen. Sie fand meinen Dad lustig und kam immer wieder hervor, um sich mit ihm zu unterhalten. Und da hat er sich in sie verliebt.« Lend lächelte. »Und damit war für ihn klar, dass er mit der ABKP fertig war. Jemanden, der in so viele Geheimnisse eingeweiht war wie er, lassen die aber nicht einfach so gehen, also hat er seinen eigenen Tod vorgetäuscht – die denken, er wäre ertrunken. Damals haben sie so viele Agenten verloren, dass es nicht schwer war, sie davon zu überzeugen.«
    »Und wie haben deine Mom und dein Dad –« Ich stockte, als mir klar wurde, in was für peinliche Themenbereiche ich da vorstieß.
    »Sie besteht aus Wasser. Wenn man versucht, sie zu berühren, greift man direkt durch sie hindurch.« Nun war ich kein bisschen schlauer, aber ich würde mich jetzt bestimmt nicht blamieren, indem ich mir meine eigene Erklärung zusammenstoppelte. Zum Glück redete Lend weiter.
    »Aber wie alle Elementarwesen hatte sie die Wahl. Mom entschied, dass sie nach all den Jahrhunderten gern mal sehen würde, wie ein Leben als Mensch so ist. Also nahm sie sterbliche Gestalt an und sie und Dad lebten als Mann und Frau zusammen. Aber sie konnte das Wasser nicht für immer verlassen – sie wollte es auch nicht. Sie hat es Dad damals nicht gesagt, aber sie hatte nur für ein Jahr Menschengestalt angenommen. Lang genug, um mit mir schwanger zu werden.« Er wurde rot. »Und am Ende des Jahres hinterließ sie meinem Dad einen Sohn und ging zurück ins Wasser.«
    Voller Staunen sah ich ihn an. Das war ja unglaublich. Mein erster Gedanke damals, er sei lebendig gewordenes Wasser, war also richtig gewesen. Ich fragte mich, was Lish wohl davon gehalten hätte, schließlich war sie auch ein Wasserwesen gewesen. Es versetzte mir einen Stich, dass meine beste Freundin diesen Jungen, nach dem ich so verrückt war, nicht kennengelernt hatte. Die beiden hätten sich auf jeden Fall gut verstanden.
    »Du bist also im wahrsten Sinne des Wortes einzigartig, ja?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sieht so aus. Als ich klein war, hatte mein Dad es echt schwer mit mir. Ich hab ständig meine Gestalt verändert, das war wie ein Spiel für mich. Er musste mich zu Hause unterrichten, bis ich alt genug war, um zu kapieren, dass es extrem gefährlich wäre, wenn die Leute herausfänden, was ich wirklich bin. Tja, und meine Mom hast du ja kennengelernt – sie war ihm auch nicht gerade eine große Hilfe.« Er warf mir einen unsicheren Blick zu, als erwartete er, dass ich anfing zu lachen. »Ja … so ist das.«
    Lächelnd schüttelte ich den Kopf. »Du bist so was von abgefahren.«
    Offensichtlich erleichtert, lachte er auf.
    Ich war überglücklich. Teilweise, weil Lend mir das alles anvertraut hatte, und teilweise, weil sich meine Hoffnung verdichtete, dass es in dieser Familie einen Platz für mich gab. Außerdem hatte ich seit ungefähr sechs Jahren nicht mehr in einem Auto gesessen. Neidisch beäugte ich Lend von der Seite.
    »Pass auf«, schlug er vor, als er merkte, wie ich ihn anstarrte. »Das mit dem Führerschein wird ja nicht klappen, aber ich hätte da vielleicht eine noch bessere Idee.«
    »Was?«
    Er grinste. »Wie wär’s, wenn du morgen mit in die Schule kommst? Dann zeige ich dir einen echten Spind.«
    Ich fürchte, mein Quietschen war ohrenbetäubend.
     
    Als wir mit dem Einkaufen fertig waren (ich konnte es gar nicht erwarten, aus Lends Klamotten rauszukommen, und behielt die neuen Sachen gleich an), stiegen wir wieder ins Auto. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mich ein paarmal verstohlen abgecheckt hatte. Hoffte ich zumindest. Ich hatte auf jeden Fall mehr als einmal zu ihm rübergelinst.
    »Hunger?«, fragte er beim Ausparken.
    »Oh Mann, ja, ich bin am Verhungern«, stellte ich verwundert fest.

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