Flames 'n' Roses
oder wie wir sie aufhalten können. Du bist hier sicher – sie kann dich nicht finden. Und das ist das Wichtigste. Ich denke, wenn mein Dad und die anderen es wüssten, würde es sie nur … nervös machen. Also gibt es eigentlich keinen Grund, es ihnen zu erzählen, oder?«
Ich schüttelte den Kopf, erleichterter, als ich zugeben wollte.
»Dann bleibt es fürs Erste unter uns. Und wenn Vivian dir wieder einen Besuch abstattet oder du was Neues erfährst, dann denken wir uns zusammen was aus, ja? Sieh nur zu, dass du immer Tasey dabeihast.« Trotz seiner Zusicherung, dass Vivian mich nicht finden konnte, wirkte sein Blick angespannt und besorgt. Ohne Zweifel spiegelte er meinen genau wider. Ganz gleich, wie sicher ich mich hier fühlte, sie war irgendwo da draußen und suchte nach mir.
Lend musste meine Gedanken von meinem Gesicht abgelesen haben. Er drückte meine Hand und zog mich dichter an sich. »Mach dir keine Sorgen. Wir stehen das zusammen durch.«
Wieder einmal war ich völlig überwältigt davon, wie wunderbar er war. Mir war schon nicht mehr ganz so kalt und leer zumute. Es war keine dramatische Änderung, aber ich fühlte mich irgendwie wohler, beinahe erholt. »Aber du sagst mir doch, wenn du irgendwas Merkwürdiges spürst, wenn ich dich anfasse, ja?«
»Oh, ich spüre jede Menge Sachen, wenn du mich anfasst, aber merkwürdig ist das nicht.«
Ich grinste und boxte ihm sanft gegen die Brust. »Ich mein’s ernst.«
»Ich weiß. Mach ich, versprochen.« Er gab mir einen Kuss auf die Wange und sah auf die Uhr. »Äh, du solltest jetzt wohl besser aus meinem Zimmer verschwinden. Wäre gar nicht gut, wenn mein Dad aufwacht und uns hier zusammen erwischt.«
»Oh. Ja, da ist was dran.« Ich sprang so hastig auf, dass ich fast hinfiel. »Wir sehen uns beim Frühstück.«
Er lächelte mir zu. »Ich kann’s kaum erwarten.«
Ich machte die Tür hinter mir zu und lehnte mich für einen Moment dagegen, die Augen geschlossen. Vivian hatte unrecht gehabt. Ich war nicht allein.
Es wurde ein toller Tag. Lends Dad hatte mir irgendwie gefälschte Papiere besorgt und wir füllten gemeinsam Formu lare aus, um mich zum Herbst hin für die Schule anzumelden. Ich bekam sogar einen hübschen neuen Nachnamen: Green. Was für einen ich im Waisenhaus gehabt hatte, wusste ich nicht mehr, und in der Zentrale hatte ich ja keinen gebraucht. Aber meinen Vor- und den neuen Nachnamen jetzt so zusammen zu sehen, gab mir das Gefühl, ein ganz normales Mädchen zu sein, als wären ein Leben und eine Identität jenseits der IBKP tatsächlich möglich.
David hatte auch ein paar CD-ROMs mit Kursen für den Unterricht zu Hause gekauft, damit ich erst mal allein weiterlernen konnte, denn es war mittlerweile so spät im Schuljahr, dass ich an der Highschool mit dem Stoff nicht hinterherkommen würde. Begeistert war ich allerdings nicht darüber, immerhin hieß das weniger Zeit mit Lend und mehr Zeit ohne meinen eigenen Spind. Aber da jetzt tatsächlich so was wie eine Zukunft vor mir lag, war es mir viel wichtiger als früher, gute Noten zu kriegen. Ich musste es schließlich schaffen, an dem College aufgenommen zu werden, auf das Lend gehen würde – egal, welches das war. Und wenn das mehr Hausaufgaben bedeutete, tja, dann nahm ich die eben in Kauf.
Neben dem Lernen half ich David mit den neuen Paranormalen. Nicht nur die Nachricht über sein geheimes Hilfsnetzwerk hatte sich herumgesprochen, sondern auch die über die Morde. Davids Kontakte in der IBKP führten einen stetigen Strom Paranormaler in die Stadt, die er entweder in andere Gegenden weiterleitete oder irgendwo hier unterbrachte.
Alle Paranormalen, denen ich begegnete, waren vollkommen runter mit den Nerven und es gab ständig Gerüchte über die neuesten Morde. Lend musste sich andauernd in Vivian verwandeln, um den Leuten zu zeigen, wie sie aussah.
Zuzusehen, wie der Junge, den ich mochte, sich in das Mädchen verwandelte, vor dem ich panische Angst hatte, war mehr als nur ein kleines bisschen unheimlich.
Ich machte mir auch Sorgen, was so viele Paranormale auf einem Fleck anrichten konnten, aber Lend versicherte mir, dass es so sogar besser funktionierte. Sie kontrollierten sich gegenseitig, und wenn jemand gegen die Regeln verstieß – und zum Beispiel einen Menschen biss –, meldeten die anderen das. Hier war niemand scharf darauf, die Aufmerksamkeit der IBKP oder die von Vivian auf sich zu ziehen.
Ich war beeindruckt von dem, was David da auf die Beine
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