Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
Schläge zuzufügen. Wir haben die MORTUS besiegt, das Flaggschiff der herculeanischen Flotte mit Kriegsherr Krom an Bord.«
Cluster holte tief Luft.
»Ich verlange, daß wir unverzüglich zu den Welten des Sternenbundes zurückkehren
und den Kampf gegen die Herculeaner aufnehmen.«
»Abgelehnt«, sagte Flaming Bess.
Der Admiral keuchte. »Aber …«
»Sie kennen unser Ziel, Cluster«, fuhr Bess gelassen fort. »Die Erde. Die Ursprungswelt aller Menschen. Die Erde ist unsere einzige Hoffnung. Nur dort können wir die Hilfe finden, die wir brauchen, um die Inneren Welten zu befreien.«
»Die Erde!« fauchte der Admiral. »Verdammt, Bess, seit Menschengedenken ist die Verbindung zur Erde abgebrochen. Jahrtausende lang war sie nicht mehr als ein Mythos und … «
»Die Erde ist kein Mythos, sondern Realität!«
»Und? Wissen Sie, was uns auf der Erde erwartet? Wissen Sie, warum der Kontakt zur Ursprungswelt abgebrochen ist? Vielleicht existiert sie nicht mehr. Vielleicht ist sie längst durch einen Krieg zerstört worden. Oder die letzten Menschen haben sie schon vor Äonen verlassen!«
»Trotzdem«, beharrte Bess. »Wir haben keine andere Wahl. Es wäre Selbstmord, mit einem einzigen Schiff einen Guerillakrieg gegen die Herculeaner zu führen. Zum Teufel, die NOVA STAR ist kein Kriegsschiff. Wir haben fünftausend Menschen an Bord, Flüchtlinge, Frauen und Kinder. Ich trage die Verantwortung für Ihre Sicherheit.«
»Und was«, knurrte Cluster, »ist mit den ungezählten Millionen, die sich in herculeanischer Gefangenschaft befinden? Die in den Lagern auf die genetische Selektion warten? Was ist mit ihnen?«
»Wir können ihnen nur helfen, wenn wir die Erde finden, Admiral.«
Cluster atmete schwer. »Sie bleiben also bei Ihrer Entscheidung?«
»Ich bleibe dabei«, nickte Bess.
»Das ist Desertion!« brüllte der Admiral.
»Seien Sie kein Narr!«
»Sie haben nicht das Recht … «
»Ich bin die Kommandantin«, erinnerte Bess.
Cluster preßte die Lippen zusammen. »Und Sie glauben, Sie könnten deshalb über das Schicksal aller Menschen an Bord bestimmen? Fragen Sie meine Leute, Bess! Fragen Sie sie, wie sie darüber denken, die unterdrückten Völker der Inneren Welten im S tich zu lassen und einem Phantom nachzujagen! Vielleicht können Sie Ihren Willen durchsetzen, Kommandantin, aber was unterscheidet Sie dann noch von Krom?«
»Cluster!« Katzenstein sprang auf und machte einen drohenden Schritt auf den Admiral zu. Sein Gesicht war dunkel vor Zorn. »Sie vergreifen sich im Ton! Ich dulde nicht, daß … «
»Es ist gut, Katz«, winkte Bess ab. Sie bedachte Cluster mit einem nachdenklichen Blick. Es stimmt, dachte sie. Wenn ich gegen den Widerstand der Flüchtlinge an Bord den Weiterflug zur Erde durchsetze, bin ich moralisch nicht besser als der Kriegsherr der Herculeaner. Aber ich weiß, dass die Mehrheit der Flüchtlinge hinter mir steht. Und ich weiß, daß es für uns alle den Tod bedeutet, wenn wir versuchen, mit einem einzigen Schiff den Krieg gegen die Herculeaner fortzusetzen … Cluster muß es auch wissen. Oder ist er tatsächlich so verblendet?
»Ich hoffe«, sagte Cluster, »Sie kommen noch zur Vernunft, Bess. Ich habe Sie bisher unterstützt, aber wenn Sie Ihren wahnwitzigen Plan … «
»Das reicht, Admiral!« Flaming Bess stand auf. »Verlassen Sie bitte die Zentrale. Wir werden uns später über diese Angelegenheit weiter unterhalten. Ich … «
Ein lauter elektronischer Warnton gellte durch die Zentrale.
»Achtung!« drang Glory Moons Stimme aus den Bordlautsprechern. »Rücksturzmanöver eingeleitet. Ich wiederhole: Rücksturzmanöver eingeleitet.«
Bess fuhr zum Hauptbildschirm herum. Der graue Fleck hatte sich über den ganzen Monitor ausgebreitet: nur noch am Rand flackerten — blaß und verwaschen — die Regenbogenfarben des Pararaums. Das Grau wurde dunkler. Eine Erschütterung durchlief das Schiff. Cluster stolperte und griff haltsuchend nach einem Kontrollpult. Flaming Bess glitt hinter ihre Konsole,die Augen starr auf den Großmonitor gerichtet, auf das Grau, das in diesem Moment zu wallen begann, zu strudeln, wie dichter, zäher Nebel, der von einer Windhose durcheinandergewirbelt wurde.
Das Grau zerriß.
Sterne, trüb, verschleiert, ihr Licht von dunstig gebauschten Gaswolken gebrochen, die sich wie der Rauch eines kosmischen Feuers im Weltraum ballten. Die Wolken schienen von innen heraus zu glühen, rötlich, düster, unheilverkündend, aber es war nicht
Weitere Kostenlose Bücher