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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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    Seit ihrer Flucht von Dragensteyn wurde sie von Alpträumen heimgesucht, die sie zitternd, am ganzen Leib von kaltem Schweiß bedeckt, aus dem Schlaf schrecken ließen, doch dieser Traum war anders gewesen. Und sie wußte, warum.
    Etwas hatte sich verändert, in ihr, seit der letzten Nacht.
    Ich bin nicht mehr allein, dachte Gahl. Das ist es: ich bin nicht mehr allein.
    Die Auserwählten der Letzten Tage … Sie lächelte angesichts der pompösen Bezeichnung, doch tief im Innern wußte sie, daß eine tiefe Wahrheit darin lag. Dies waren tatsächlich die letzten Tage der Menschheit; sowohl für die ungezählten Millionen in den herculeanischen Gefangenenlagern auf den eroberten Welten des Sternenbun des, als auch für das verlorene Häuflein der freien Menschen an Bord der NOVA STAR. Sie waren verdammt, und nur für wenige, nur für die Auserwählten, gab es Hoffnung auf Rettung: Mahmed, der Prophet. Ich werde dich führen ins Land, wo kein Feind dich finden wird …
    Gahl Belfort atmete tief ein, und ein Gefühl der Wärme erfüllte sie.
    Ich gehöre dazu!
    Ein ungeduldiges Miauen ließ sie den Kopf drehen. Diva saß auf ihrem Polster und funkelte sie mit ihren Katzenaugen an.
    »Schon gut«, lächelte Gahl. »Ich habe auch Hunger.«
    Sie schlug die Decke zur Seite, glitt aus dem Bett und betrat die angrenzende Naßzelle. Ihr nackter, schlanker Körper spiegelte sich in den glänzenden Kacheln, und die Kratzspuren an ihrer linken Schulter, die bis zum Brustansatz reichten, hoben sich dunkelrot von ihrer weißen Haut ab.
    Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Der Überfall im Leegarten …
    Wenn Kospodin nicht eingegriffen hätte … Aber ohne diesen Zwischenfall wäre sie vielleicht nie zu Mahmeds Gemeinde gestoßen. Sie fragte sich, von plötzlicher Besorgnis erfüllt, wie der Jetpilot den Kampf überstanden hatte. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Sie mußte ihn suchen und sich bei ihm für seine Hilfe bedanken.
    Seltsam, daß sie ihm früher noch nicht begegnet war. Sicher, im 3. Oberdeck waren achthundert Flüchtlinge untergebracht, aber trotzdem … Kospodin war kein Mann, den man leicht übersah. Doch andererseits hatte sie bislang wenig Kontakt zu den anderen Flüchtlingen gehabt.
    Fast wie Ortnet Teng …
    Nachdem sie geduscht und einen weiten schwarzen Overall übergestreift hatte, setzte sie Diva trotz ihres Protestes in den abgewetzten Lederbeutel, aus dem nur noch der Kopf mit den nervös zuckender Ohren hervorsah, und machte sich auf den Weg zur Kantine.
    Als sie in den belebten Hauptkorridor bog, der zur Zentralsektion des 3. Oberdecks führte, fiel ihr sofort die unterschwellige Spannung auf. Die Gesichter der Menschen waren ernst, fast besorgt, und in den Stimmen schwang ein gereizter Unterton mit. Selbst die Kinder, die zu den Horten und Unterrichtsräumen in der Luvsektion eilten, wirkten bedrückt, nicht so ausgelassen wie sonst, und an den Knotenpunkten und Zugängen zu den peripheren Liftschächten waren bewaffnete SD-Männer postiert.
    Sie fragte sich, ob die ungewöhnliche Präsenz des Sicherheitsdienstes mit Tengs Anschlag auf die Kommandantin zusammenhing.
    »Gahl! Warte doch!«
    Sie drehte sich um. Ein dünner, hochgeschossener Mann mit geflochtenem Haupthaar und flusigem Bart drängte sich gestikulierend durch die Menge. Lagoslav Vanshunje, ein Flüchtling aus der Westwolken-Region; er gehörte wie Gahl zu der Gruppe, die im Auftrag Vordermann Frusts die Bestände in den Lagerräumen der Hecksektion registrierte.
    Mit nervös auf und ab tanzendem Adamsapfel trat er auf sie zu und bedachte Diva, die neugierig den Kopf aus dem Lederbeutel steckte und das Treiben auf dem Hauptkorridor beobachtete, mit einem unsicheren Blick.
    Die Katze fauchte; sie schien Vanshunjes kaum verhohlene Furcht vor ihr zu genießen.
    »Na, und die garstige Katz immer dabei«, sagte er mit dem harten Akzent der Westwolken-Bewohner. »Aber ist wohl besser so, nicht, weil niemand nicht weiß was sie bringt, die Zukunft.«
    Gahl runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Na, hast nicht gehört?« Vanshunje zupfte an seinen Bartflusen. »Mitten in der Nacht, das Interkom? Hast geschlafen wie der Tod, nicht? Frust hat’s durchgegeben. Hat gesagt, daß wir heut noch das Gebiet der Fremdlinge erreichen, der Dhrakanen, nicht. Muß in der nächsten Stunde sein, daß wir ankommen. Na, hast gut gemacht, nichts zu hören. Konnte danach nicht mehr schlafen. Mußte daran denken, was bei uns in den Westwolken erzählt

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