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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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die Sterne gehören ihnen. Sie sind fremd. Schuppig und von kaltem Blut. Uralt und mächtig.
    Die Dhrakanen …
    Ein anderes Bild überlagerte Tamerlans ausgezehrtes Antlitz, das Bild eines Wesens, das wahrhaftig schuppig und fremd war: nicht größer als ein zehnjähriges Kind, der Rücken von einem hornigen Panzer überwölbt, der Bauch bleich und geschuppt wie der eines Fisches, die Glieder kurz und kräftig, in klauenartigen Greifwerkzeugen auslaufend, der Kopf von dunkelgrünen Hornrauten überzogen, die Lippen borkig, die Nasenöffnungen winzig, die Augen wie große, kalte Halbkugeln aus Glas, von schillernden Membranen bedeckt. Und das Blut, das grüne Blut, das aus der tiefen Wunde strömte, und mit dem Blut das Leben.
    Pra-Yaswän.
    Ich bin ein Freund, hatte der Dhrakane zu ihr gesagt, auf eine Art, die so fremd war wie alles an ihm: mit Worten, die gleich ihren eigenen Gedanken direkt in ihrem Kopf entstanden. Ich bin Pra-Yaswän, der geht, wo niemand wandelt. Ich bin ein Sucher wie du. Ich bin von kaltem Blut, und dein Blut ist heiß. Du bist ein Mensch der Erde. Gehe den Weg zurück, bis zum Ursprung. Dort wirst du Hilfe bekommen und Antworten erhalten. Geh! Zur menschenlosen Fremde. Wo die Echse herrscht. Und weiter hinaus zum sternenleeren Rand der Milchstraße …
    Zur menschenlosen Fremde, dachte Bess. Wo die Echse herrscht.
    Und ihr war kalt.
    War es Furcht? Vor dem Unbekannten, vor dem, was sie im Reich der Dhrakanen erwartete? Ich bin ein Freund. Pra-Yaswän war dem mentalen Hilferuf des Magisters gefolgt, und im Sterben hatte er ihr das Paratriebwerk seines Raumschiffs geschenkt. Ohne die Hilfe des Echsenwissenschaftlers hätte die NOVA STAR nie das Terminus-System verlassen können; sie wären von den Schiffen der Herculeaner aufgebracht worden, und Kriegsherr Kroms Schergen hätten auch die letzten freien Menschen getötet oder in die Lager verschleppt — zur genetischen Selektion, als biologisches Rohmaterial für die Züchtung einer Rasse von Herrenmenschen.
    Ich bin ein Freund.
    Warum also schreckte sie vor der Begegnung mit den Dhrakanen zurück?
    Alles sprach dafür, daß Pra-Yaswäns Artgenossen sie freundlich empfangen würden. Dennoch warnte sie ein Instinkt, und sie wünschte, Tamerlan wäre noch am Leben. Der Magister hatte die Gabe gehabt: er hatte über die Fähigkeit verfügt, mit seinen Gedanken die Grenzen von Raum und Zeit zu überschreiten, hinaus zu den Sternen zu greifen und den Stimmen zu lauschen, die die Nacht zwischen den Sonnen mit ihrem Geraune erfüllten.
    Wenn es überhaupt je einen Menschen gegeben hatte, der die Mentalität der Dhrakanen verstand, dann Magister Tamerlan.
    Aber Tamerlan war tot.
    Die Gabe, die ihn den einzigen Fluchtweg erkennen und das Leben der letzten freien Menschen retten ließ, hatte ihm das Leben genommen.
    Flaming Bess verdrängte die Gedanken und sah zum Hauptbildschirm.
    Der Countdown zum Rücksturz in den Normalraum lief, und nichts und niemand konnte ihn aufhalten.
    Noch fünfundzwanzig Minuten.
    »Check Mentalkontrolle Paratriebwerk.«
    »Check Mentalkontrolle positiv.«
    Auf dem Hauptbildschirm tanzten die Farben.
    Bess beugte sich über ihr Kontrollpult und tippte kurz gegen eine Sensortaste. Einer der Kleinmonitoren wurde hell: ein Fenster in dem klinischen Weiß des Rechenzentrums, das die gesamte Hecksektion des Kommandodecks einnahm. Ein Gesicht schob sich in den Erfassungsbereich der Interkom-Kamera. Jung und schmal, von einer wallenden, orange- und blaugefärbten Haarmähne umrahmt, die Augen vor Müdigkeit gerötet, die Nase spitz, der Mund ein blutrotes Mal auf der blassen Haut. Um den Hals, locker geschlungen, ein glitzerndes Tuch.
    »Müde, Chip?« fragte Bess.
    Jasper »Chip« Chipansky schnitt eine Grimasse. »Mit der gleichen Berechtigung könnten Sie auf ein zweihundert Millionen Jahre altes Fossil deuten und fragen: ›Tot?‹« Er zupfte an seinem Halstuch. »Ich wage nicht einmal mehr zu blinzeln, aus Furcht, anschließend nicht mehr die Augen öffnen zu können. Dreißig Stunden am Computer — ebenso gut könnte man in Zeitlupe sterben. Aber ich schätze, Sie rufen nicht an, um mit Ihrem Chefkybernetiker die verheerenden Folgen bewußt herbeigeführten Schlafmangels zu diskutieren … «
    »Ich könnte mir kein faszinierenderes Thema vorstellen, aber … «
    » … die Pflicht ruft, und Sie sind zu gesund, um taub zu sein. Verstehe, verstehe. Nun, wenn Grishnu kommt, ist alles vorbei. Warum also nicht die

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