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Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Titel: Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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schreckte zusammen.
    Irgend etwas stimmte nicht. In den Lärm der spielenden Kinder hatte sich ein anderer Laut geschlichen — ein Wimmern. Bei den Sternen, vielleicht hatte sich eins der Kinder verletzt!
    Besorgt sprang sie auf, drehte lauschend den Kopf. Ja, sie hatte sich nicht getäuscht; das Wimmern drang von rechts, aus dem dichten Gebüsch mit den fleischigen, klebrigen Blättern. Dann hörte sie auch leise Hilferufe.
    Gron! Das mußte der vierjährige Gron sein, der da um Hilfe rief! Wahrscheinlich hatte er sich im Gebüsch verfangen. Verdammt, sie hatte den Kindem doch verboten, sich den Kleberbüschen zu nähern!
    Jorna Kard raffte ihren Rock und lief los. Keuchend erreichte sie den Rand des u-förmig angelegten Gebüschs. Die Hilferufe waren jetzt lauter. Sie wandte sich nach links — und dort war Gron.
    Aber der Junge war nicht allein.
    Ein bleicher, stoppelbärtiger Mann in einer heruntergekommenen, schmutzigen Montur kniete vor ihm, und der Mann — Jorna schnappte vor Empörung nach Luft — strich dem Jungen mit einer Hand fast zärtlich über die Wange, während er ihn mit der anderen am Ellbogen festhielt.
    »Was erlauben Sie sich … !«, fauchte Jorna Kard.
    Mit zwei, drei großen Schritten war sie bei Gron und riß ihn los. Dabei berührte sie die Hand des Mannes, und die Berührung ließ sie schaudern. Als hätte sie eine Leiche angefaßt …
    »Ich werde Sie melden!«, stieß Jorna hervor. »Einfach unerhört, kleine Kinder zu belästigen! Sie sind … jawohl, pervers, das sind Sie! Sie … «
    Der Mann hob den Kopf und sah sie an.
    Jorna verstummte. Furcht und Abscheu schnürten ihr die Kehle zu. Denn die Augen des Mannes waren wie von Moos bedeckt, blaugrün überwuchert, und in seinem hohlwangigen Gesicht las sie eine Drohung, vor der sie sich mehr ängstigte als vor der Gewalt.
    Er ist verrückt, dachte Jorna entsetzt. Er ist völlig verrückt!
    Sie preßte den leise schluchzenden Gron an sich, als der Mann plötzlich aufsprang und fortrannte, zwischen den Büschen und Bäumen des künstlichen Gartens verschwand. Einen Moment später war alles so, als wäre der Verrückte nie hier gewesen.
    Jorna bezwang ihre Furcht und strich Gron tröstend über den Kopf. »Es ist gut, Gron. Der böse Mann ist fort. Und er wird nicht mehr zurückkommen. Du brauchst nicht mehr zu weinen. Es ist gut.«
    Der Junge beruhigte sich.
    »Und jetzt«, sagte Jorna bestimmt, »ruf die anderen zusammen. Sie sollen unter dem Milchbaum warten, verstanden, Gron?«
    Der Junge nickte und lief los.
    Jorna sah ihm kurz nach und blickte dann wieder in die Richtung, in der der Mann verschwunden war. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Wahrscheinlich kam er aus einem der oberen Decks. Ein Unhold, dachte Jorna schaudernd. Ein verdammter Perverser, der kleine Jungen betatscht! Na warte, dir wird man deine schmutzigen Gedanken schon austreiben! Sobald die Kinder wieder im Hort sind, werde ich den SD benachrichtigen, und dann …
    Ihr Handrücken begann zu brennen.
    Jorna verzog das Gesicht und rieb die brennende Stelle. Dort hatte sie der Unhold berührt. Und wie kalt seine Hand gewesen war! Ein Glück, daß sie noch rechtzeitig dazwischengefahren war, um Schlimmeres zu verhüten. Vielleicht hatte der Kerl vorgehabt, den armen Gron zu verschleppen, um ihm all die schrecklichen Dinge anzutun, an die ein anständiger Mensch gar nicht zu denken wagte …
    Brüsk wandte sie sich ab und ging zum Milchbaum zurück. Die Kinder hatten sich dort bereits eingefunden; nur der kleine Gron stand etwas abseits und schnitt merkwürdige Grimassen.
    Hoffentlich hatte der Arme keinen Schock erlitten!
    Jornas Herz krampfte sich zusammen. In diesen schlimmen Zeiten mussten sogar die Kinder Schreckliches erdulden.
    Sie dachte an ihre eigenen Kinder, an Luor und seine Zwillingsschwester Lian. Gerade sechs waren beide gewesen, und so zart, so hilflos, als die Klon-Soldaten gekommen waren. Sie sah die Zwillinge noch deutlich vor sich; blond wie sie selbst und mit den erdbraunen Augen ihres Vaters.
    Jorna biß die Zähne zusammen.
    Du mußt vergessen! sagte sie sich. Du mußt vergessen, oder du verlierst noch den Verstand.
    Und dann, als sie genauer hinschaute …
    … sah sie Luor und Lian unter dem Milchbaum stehen.
    Es war unmöglich! Sie mußte träumen!
    Aber dort standen ihre Zwillinge — und auch die anderen Kinder … ihre Haare waren blond, ihre Augen erdbraun. Aus jedem Jungen war ihr Sohn Luor geworden und aus jedem Mädchen ihre Tochter

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