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Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Titel: Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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… war auch in ihm.
    Goldberg erwachte schreiend.
    Um ihn herum klinisches Weiß, das Wispern, Summen und Ticken medizinischer Geräte, das Blinken und Blitzen von Dioden, Skalen und Displays.
    Auf seiner Haut der sanfte Druck kühler Elektroden, in seinen Venen Kanülen.
    Die Krankenstation, dachte er benommen. Ich bin in der Krankenstation …
    »Der Patient ist aufgewacht«, hörte er irgendwo in der Ferne eine Schwester sagen.
    Sekunden später schob sich ein olivfarbenes, lächelndes Gesicht mit schräggestellten Mandelaugen in sein Blickfeld. Dr. Go, der Bordarzt.
    »Können Sie mich hören, Samwell?« sagte Dr. Go.
    Er wollte antworten, doch nur ein Krächzen drang aus seiner Kehle.
    Ein anderes Gesicht erschien, das Gesicht einer Frau; die Haut wie Bronze, mit hohen Wangenknochen und großen, dunklen Augen, umrahmt von schwarzen Haaren, fein wie Seide. Flaming Bess, die Kommandantin.
    »Sie müssen uns helfen, Samwell«, sagte Flaming Bess. »Sie müssen uns sagen, wo der Kälteschläfer ist. Wir haben den Lagerraum mit dem Schrein gefunden, aber der Raum war leer. Der Schläfer ist verschwunden. Verstehen Sie mich, Samwell? Sie sind sehr krank; wir nehmen an, daß der Schläfer Sie infiziert hat. Wir müssen ihn aufspüren, bevor er weitere Menschen ansteckt. Wissen Sie, wo er ist? Können Sie uns beschreiben, wie er aussieht? Es ist wichtig, Samwell! Das Leben aller Menschen an Bord steht auf dem Spiel … «
    Goldberg öffnete den Mund, aber als er antworten wollte, ging eine gespenstische Veränderung mit Flaming Bess vor: Ihre Bronzehaut verbrannte, ihre Augen wurden zu blutenden Wunden, ihre Gesichtszüge verschmorten, schmolzen dahin, formten sich neu, bis ihm Tynas schreckliches, entstelltes Antlitz entgegenblickte.
    Tyna lachte, und Goldberg schrie und schrie, wollte auf die Fratze einschlagen, doch er war ans Krankenbett gefesselt, hilflos Tynas höhnischem Gelächter ausgesetzt.
    Und in ihm — er spürte es — wuchs das namenlose Ding und starrte durch die Fenster seiner Augen hinaus in die Welt, die es verderben wollte …
     
     
     
    Einst hatte er einen Namen gehabt, doch der lange, kalte Schlaf hatte seinen Namen ausgelöscht.
    Einst war er ein Mensch gewesen, aber dann war etwas geschehen, das ihn in ein Ding verwandelt hatte, hungrig und fremd, von rätselhaften Trieben beherrscht, ein alptraumhaftes Etwas, das äußerlich wie ein Mensch aussah, doch kein Mensch mehr war.
    Und nun war dieses Ding erwacht …
     

7.
     
    Lagoslav Vanshunje wußte sofort, daß mit dem Mann etwas nicht stimmte, als er ihn durch den Korridor kommen sah.
    Der Mann war totenbleich, hohlwangig, stoppelbärtig und so mager, dass die abgetragene Raumfahrermontur wie eine Fahne um seinen mageren Körper flatterte.
    Er hielt den Kopf gesenkt, so daß man seine Augen nicht sehen konnte, und kam mit schlurfenden Schritten näher.
    Komischer Kauz, dachte Vanshunje, während er die Tür des Lagerraums verriegelte. Hab ihn noch nie nicht gesehen, den komischen Kauz.
    Nervös zupfte der dünne, hochgeschossene Westwolken-Flüchtling an seinem flusigen Bart und schluckte mehrmals, so daß sein Adamsapfel wie ein Pingpongball auf und ab tanzte. Suchend blickte er sich um, doch bis auf ihn und den bleichen Mann war der Korridor leer. Bleiern lastete die Stille über die Hecksektion des 3. Oberdecks. Die einzigen Laute waren Vanshunjes pfeifende Atemzüge und die schlurfenden Schritte des fremden Mannes.
    Was sucht er hier, was macht er hier, der Kauz, fragte sich Vanshunje.
    Vielleicht ist’s ein garstiger Kultist; hat sich hier versteckt, nicht, und wartet, daß sein Prophet ihn ruft …
    Der Mann war jetzt nur noch wenige Meter entfernt; er schien Vanshunje noch immer nicht bemerkt zu haben.
    »He da!« sagte der Westwolken-Flüchtling beunruhigt. »Ist mit Ihnen was nicht in Ordnung?«
    Der bleiche Mann taumelte.
    Vanshunje trat rasch auf ihn zu und hielt ihn an der Schulter fest. Die verschlissene Raumfahrermontur fühlte sich seltsam brüchig an.
    »Na, was ist?« fragte Vanshunje heiser. »Krank? Ist wohl besser, ich bring Sie zu Dr. Go, nicht?«
    Der Mann hielt den Kopf noch immer gesenkt. Langsam, wie in Zeitlupe, hob er die rechte Hand und berührte Vanshunjes Unterarm. Vanshunje zuckte unter der Berührung zusammen; die Hand des Mannes war eiskalt.
    Scheußlich, dachte Vanshunje.
    »Kommen Sie, ja?« sagte er. »Zur Krankenstation, nicht, zu Dr. Go.«
    In diesem Moment hob der Mann den Kopf, und Vanshunje blickte

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