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Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord

Titel: Flaming Bess 04 - Das Grauen an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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erschöpft. Sie haben genug gekämpft, genug gelitten, genug Schrecken erlebt. Und jetzt das — diese Seuche, die sie in den Wahnsinn treibt. Falls es eine Seuche ist, und nicht etwas Schlimmeres …
    Sie drehte sich mit ihrem Sessel der Crew zu, deren Mitglieder an ihren Kontrollpulten auf den nächsthöheren Ebenen der amphitheaterähnlich ansteigenden Zentrale saßen.
    Ken Katzenstein, der seinen extravaganten weißen Anzug gegen den schmucklosen Overall des Technischen Korps eingetauscht hatte, schwarzhaarig, schwarzäugig, braungebrannt, doch selbst sein dunkler Teint verbarg kaum die Blässe, die alle Besatzungsmitglieder befallen hatte.
    Am Terminal neben Katzenstein der Clansmann Ka in der kupfernen Schuppenrüstung der Allkämpfer von Clansholm, hager, das Gesicht zernarbt, die Augen grau und kalt wie körniges Eis, das Mienenspiel zu einer Maske des Gleichmuts gefroren. Unwillkürlich fragte sich Bess, was sichhinter dieser Maske verbarg. Ka war der erste Mensch gewesen, dem sie bei ihrem Erwachen in dieser fernen Zukunft begegnet war, im Tempel der Alten Kommandantin, während des Angriffs der Herculeaner. Von Anfang an hatte er ihr loyal zur Seite gestanden, doch manchmal erschien er ihr so fremd, unnahbar und unmenschlich wie einer von Kroms Klon-Soldaten.
    Viele der Flüchtlinge an Bord mißtrauten dem Clansmann, vielleicht, weil er seine Gedanken und Gefühle so perfekt verbarg, vielleicht, weil die Umstände seiner Flucht aus dem Menschenlager von R’o-Chyn noch immer ungeklärt waren. Unwillkürlich dachte Flaming Bess an Dool, Kroms Adjutanten, der ihr und Ka geholfen hatte, aus der Schattenwelt zu entkommen.
    Dool war dabei getötet worden, und im Sterben hatte er Kas Namen geflüstert. Warum? Sie wußte es nicht. Es war ein Rätsel.
    Bess schob den Gedanken zur Seite und ließ ihre Blicke hinauf zu den Pulten der nächsten Ebene wandern: Jasper »Chip« Chipansky, der exzentrische Bordkybernetiker, der mit fahrigen Bewegungen über sein wallendes, blau und orange gefärbtes Haar strich; Vira Mandala, die blonde Mediacontrolerin mit der sinnverwirrenden Figur, die die Augen der Männer wie ein Magnet anzog; und Fortunato Stengel, der junge, wuschelhaarige Servotechniker, in dessen Augen sich noch immer das Entsetzen spiegelte, das ihn bei der Vorführung der Videoaufzeichnung befallen hatte.
    Und links von Stengel der einzige Anwesende in der Zentrale, der nicht zur Crew gehörte — ein Mann, schmal wie ein Schwert, die pechschwarzen Haare sorgfältig gescheitelt, der Mund unter der Hakennase ein fast blutleerer Strich, gekleidet in einen dunklen, konservativ geschnittenen Anzug.
    Di-Analytiker Grey, der Fremdweltenspezialist. Di Grey, der dafür gesorgt hatte, daß Samwell A. Goldberg, das erste Opfer der Amok-Seuche, umgehend in die Quarantäneabteilung der Krankenstation eingeliefert worden war, und der ihr von dem Kälteschläfer berichtet hatte, auf den Goldberg in einem Lagerraum im 3. UD gestoßen sein wollte.
    Flaming Bess räusperte sich.
    Ehe sie sprach, wog sie ihre Worte sorgfältig ab.
    Alles in ihr drängte nach raschen Entscheidungen, sofortigem Handeln, doch sie wußte, daß ihnen in der jetzigen Situation nur kühle Überlegung helfen konnte.
    »Was wir gesehen haben«, sagte sie hart, »ist kein Einzelfall, aber diese — eher zufällig entstandene — Videoaufzeichnung illustriert am drastischsten die Größe der Gefahr, der wir gegenüberstehen. Wir haben eine Seuche an Bord, der im Lauf der letzter zwanzig Stunden rund sechzig Personen zum Opfer gefallen sind. Der Krankheitsverlauf ist immer gleich — völlig harmlose, friedliche Menschen scheinen vor einem zum anderen Moment den Verstand zu verlieren. Sie werden zu Amokläufern, die nicht einmal mehr ihre engsten Angehörigen erkennen, sie zerstören und töten, was sich ihnen in den Weg stellt. In einem frühen Stadium der Krankheit kommt es zu jener typischen Verfärbung der Augäpfel, wie wir sie soeben auch bei dieser Frau — Jorna Kard, einem Flüchtling aus dem Sternbild des Fürsten — beobachtet haben.
    Die Verbreitung der Amokseuche beschränkt sich zur Zeit noch auf das 1. bis 3. Oberdeck, aber wir müssen davon ausgehen, daß sich nicht nur die Zahl der Opfer erhöhen, sondern bald auch das gesamte Schiff betroffen sein wird.«
    Flaming Bess schwieg einen Moment.
    »Nach allen vorliegenden Erkenntnissen wird die Amokseuche bewusst verbreitet — und zwar von einem Mann, der zur ursprünglichen Erdbesatzung der

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