Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
Vom Netzwerk:
offenbar nicht nur äußerlich vom Rost befallen. Aber Maschinen gaben nicht auf, und sie waren ausdauernder als Menschen. Der Elektrische Ritter würde kämpfen, bis er sie getötet hatte oder bis er sich in seine verrosteten Bestandteile auflöste, und sie konnte dieses Tempo nicht ewig durchhalten. Irgendwann würde sie ermüden und langsamer werden.
    Sie mußte den Kampf rasch beenden.
    Oder fliehen.
    Doch der Ring der humanoiden Roboter war undurchdringlich.
    Wieder griff der Ritter an. Wieder parierte sie und ging sofort zum Gegenangriff über. Ihr Krummschwert traf den Ritter an der Hüfte, und die gebogene, rasiermesserscharfe Klinge schnitt durch das Metall seiner Rüstung, als bestände sie aus Schaumstoff. Das Schwert bohrte sich tief in seinen Maschinenleib.
    Der Roboter schrie.
    Er konnte keinen Schmerz empfinden, er war ein lebloses Ding, das Leben und Bewußtsein nur vortäuschte. Trotzdem schrie er wie ein waidwundes Tier. Er wankte, er taumelte zurück und preßte die eine Hand auf den handlangen, tiefen Riß in seiner gepanzerten Hüfte, während er mit der anderen drohend das Schwert schwang. Die roten Augen hinter dem Helmvisier leuchteten hell wie Scheinwerfer.
    Vom Dach der Bretterbude drang das triumphierende Krähen des Zwerges.
    »Der Kopf!«, schrie er mit überschnappender Stimme. »Schlagt ihm den Kopf ab, edle Dame!«
    Flaming Bess wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihr Herz schlug schnell und hart, ihr Atem flog, und die Sonne stach wie mit glühenden Nadeln in ihren Augen. Schon stürmte der Roboter erneut auf sie los. Er humpelte und knirschte rostig, doch er kam mit einer Schnelligkeit, die sie völlig überrumpelte.
    Der Zwerg kreischte vor Entsetzen.
    Das Schwert sauste auf sie nieder. Bess parierte und wurde von der Heftigkeit des Schlags zu Boden geschleudert. Sie rollte zur Seite und entging nur knapp dem nächsten Streich. Das Breitschwert grub sich tief in den staubigen Boden. Bess kam hoch und schmetterte dem Ritter mit aller Kraft die flache Klinge gegen das Visier. Seine Augen flackerten. Er riß sein Schwert aus dem Boden, doch bevor er erneut ausholen konnte, war Bess an ihm vorbei und in seinem Rücken.
    Ihr Krummschwert pfiff durch die Luft.
    Es schnitt mühelos durch den Nackenschutz und trennte dem Roboter das Haupt vom Rumpf. Der Schädel flog scheppernd in den Staub, und aus dem Halsstumpf zuckten grelle Entladungsblitze. Einen Moment lang stand der kopflose Körper noch aufrecht da, dann kippte er steif zur Seite und prallte mit lautem Krachen in einer Wolke aus Staub und Rost auf dem Boden auf.
    Flaming Bess keuchte.
    »Sieg! Sieg! Sieg!«, kreischte der Zwerg und hüpfte wie ein Gummiball auf dem Dach der Bretterbude auf und ab. »Ihr habt den Schwarzen Ritter besiegt, edle Dame!«
    Er sprang vom Dach, vollführte einen Purzelbaum und sank vor Flaming Bess auf die Krie Sein häßliches, faltiges Gesicht glühte vor Begeisterung, und plötzlich war sie nicht mehr so sicher, daß der Krumme ein Roboter war.
    Aber was war er dann?
    »Wir müssen zur Burg, edle Dame«, sprudelte der Krumme hervor. »Zu den Drachenbergen. In der Burg befindet sich das Erste Schloß. Der Hüter des Siegels ist tot. Ihr müßt das Siegel brechen und das Schloß öffnen und dann weiterziehen. Kommt, edle Dame, kommt!«
    Er ergriff ihre Hand und zog sie mit sich, auf das Robotpferd des Schwarzen Ritters zu, das noch immer bewegungslos an seinem Pletz stand. Als Bess sich ihm näherte, warf es den Kopf hoch und wieherte, aber es klang nicht feindselig, sondern wie eine Begrüßung.
    Der Zwerg kicherte.
    »Ihr müßt euch sputen, edle Dame«, krähte er. »Die anderen Ritter werden schon wissen, daß Ihr den Schwarzen besiegt habt, und die nächsten Kämpfe werden nicht so einfach sein, nein, nein, ganz und gar nicht … «
    Sie sah auf ihn hinunter. »Wer bist du?« fragte sie. »Und warum hilfst du mir?«
    »Ich? Ich?« Der Zwerg grinste schiefmäulig. »Ich bin nur der Krumme. Ich wußte nichts, ich weiß nichts, ich werde nie etwas wissen.«
    Flaming Bess zuckte die Schultern. Zum Teufel mit dem Gnom! Früher oder später würde sie herausfinden, welche Rolle er in diesem planetaren Theaterstück spielte. Bis dahin genügte es ihr, daß er ihr half, die verborgenen Schlösser des Tores zur Erde zu finden. Sie warf einen Blick in die Runde.
    Die humanoiden Roboter, die so täuschend echt mittelalterlichen Menschen nachempfunden waren, hatten sich bereits abgewandt und zerstreut.

Weitere Kostenlose Bücher