Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter
zähnestarrenden Maul drang ein dumpfes Rauschen, und plötzlich lastete der beiß ende Gestank von Schwefel in der Luft. Dann schlug Feuer aus dem Maul des Drachen, eine brüllende Flammensäule, die Buschwerk und Gras in Brand setzte und eine funkenstiebende Schneise durchs Unterholz sengte. Lodernd verschlang sie das Pferd und seine beiden Reiter.
Hitze.
Schmerz.
Nur eine Sekunde lang, und schon hatte das Pferd die Feuerwand durchstoßen und tauchte ein in die kühle schwarze See der Nacht. Flaming Bess stöhnte. Ihre Kleidung war angekohlt, ihr Haar versengt, ihre Haut hatte sich gerötet und brannte vor Schmerz. Panisch wiehernd hetzte das Pferd weiter, verfolgt vom wütenden Gebrüll des Drachen. Wieder zerriß ein brausender Feuerstoß die Nacht und ließ das trockene Buschwerk in Flammen aufgehen. Schließlich setzte das Robotpferd mit einem gewagten Sprung über einen breiten Graben hinweg und brach durch niedriges Gehölz. Sie verschwanden in der Düsternis des Waldes.
Eine Weile hörte Bess den Drachen noch am Waldrand herumirren, hörte sein Gebrüll und das Splittern mannsdicker Baumstämme, aber dann schien er die Vergeblichkeit seines Tuns einzusehen und machte sich davon.
Sie zügelte das Pferd.
Es schnaubte und blieb widerwillig stehen.
»Ah, ah, ah«, jammerte der Zwerg, »ich bin blind, oh je, ich bin blind, edle Dame, rettet mich, rettet mich!«
Unter dem verfilzten Blätterdach des Waldes war es finster wie ein einem Kohlenkeller.
»Du bist nicht blind, Krummer«, sagte Bess. »Es liegt an der Nacht, daß du nichts sehen kannst, nicht an deinen Augen.«
»Sehr schlau, edle Dame«, krähte der Zwerg. »Aber Ihr könnt Euch dessen nicht sicher sein. Was wißt ihr schon von meinen Augen? Was wißt Ihr überhaupt? Weniger als nichts. Ihr seid noch schlimmer als die Ritter. Die Ritter sind verdreht, denn die Zeit hat ihnen den Verstand geraubt, aber Ihr dünkt Euch schrecklich schlau und seid in Wirklichkeit nur grausam. Glaubt Ihr, daß der Krumme Euch unter diesen Umständen zur Burg führen wird? Glaubt Ihr das wirklich?«
»Das Pferd wird den Weg finden«, erwiderte sie.
»Das Pferd, das Pferd!« schrillte der Gnom, »Was wißt Ihr schon von dem Pferd! Wenn Ihr mich fragt … «
»Still!« zischte Bess.
Sie lauschte.
Irgendwo in der Finsternis erscholl ein langgedehntes Heulen. Von anderer Stelle wurde ihm geantwortet, anhaltend und klagend, und dann schien das Geheul von allen Seiten auf sie einzudringen.
»Wölfe!« wisperte der Zwerg.
»Mindestens ein Dutzend«, nickte Bess.
Das Pferd bewegte sich unruhig. Als das Wolfsgeheul anschwoll, warf es den Kopf hoch und wieherte. Dann plötzlich trat Stille ein. Doch Bess spürte die Nähe der Wölfe, und hier und da glühten Augen aus dem Schwarz der Nacht hervor.
»Zur Straße, edle Dame«, zeterte der Zwerg, »wir müssen zur Straße! Sie ist der einzig sichere Weg zur Burg. Im Wald fressen uns die Wölfe, sie vertilgen uns und denken sich nichts dabei, und der Krumme will nicht gefressen werden, o, nein, er ist ganz und gar nicht schmackhaft und … «
»Wenn du nicht sofort still bist«, drohte Flaming Bess, »werfe ich dich den Wölfen zum Fraß vor. Verstanden?«
Der Krumme hatte verstanden.
Bess spornte das Pferd an, und mit traumwandlerischer Sicherheit fand es seinen Weg durch die stockfinstere Nacht. Die Wölfe folgten ihnen. Bess konnte ihr Hecheln hören, ihr leises Knurren, das Rascheln trockenen Laubes unter flinken Pfoten. Und dann und wann glommen im Finstern die roten Wolfsaugen auf.
Maschinenaugen.
Dies war eine Welt der Maschinen.
Der Wald lichtete sich, und das Pferd wurde schneller. Aber auch die Wölfe holten auf. Ihr unheimliches Heulen schwoll an und ebbte wieder ab. Es erscholl in einem, hypnotisierenden Rhythmus, der sich lähmend auf den Willen auswirkte.
Der Zwerg begann wieder furchtsam zu jammern, und auch Flaming Bess spürte jetzt, wie der kalte Schauder der Angst über den Rücken ja gte. Sie biß die Zähne zusammen und trieb das Pferd erneut an. Zweige peitschten ihr ins Gesicht, kalt und glatt wie Schlangenleiber, und das Heulen der Wölfe kam näher und näher. Sie fühlte sich klein und schwach.
Eine Psycho-Waffe! erkannte Bess plötzlich. Wie die Euphorie Strahlung, mit der die gesamte Raumschiffbesatzung eingefangen wurde!
Doch diesmal boten ihr die Tafeln des Orat-Madur keinen Schutz. Hilflos war sie den Gefühlen der Angst ausgeliefert.
Sie kämpfte dagegen an, weil sie wußte,
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