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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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daß sie verloren war, wenn sie dem Psycho-Druck nachgab. Verzweifelt konzentrierte sie sich auf das Schwert in ihrer Hand, auf die beruhigende Festigkeit des kalten Stahls. Sie ließ die gebogene Klinge durch die Luft pfeifen und spürte, wie sie mühelos das Geäst zerschnitt.
    Die Wölfe heulten wütend, als hätten sie erkannt, daß sich ihr Opfer ihrem Einfluß entzog.
    Das Pferd setzte über eine Böschung hinweg, die sich, bleich und von phosphoreszierenden Pilzen bewuchert, wie ein großer, buckliger Wurm aus der Dunkelheit schälte. Dahinter lag, ein heller Einschnitt in der schwarzen Masse des Waldes, die Serpentinenstraße, die zur Burg führte.
    Kaum berührten die Vorderhufe des Pferdes den Boden, da schossen aus der Nacht die Wölfe heran, groß wie Kälber, mit geifernden Fängen, knurrend und mit Mordlust in den Augen. Wie der Schwarze Ritter oder der feuerspuckende Drache waren die Wölfe nur Maschinen mit einem festumrissenen Programm. Aber die Zeit hatte auch sie verändert. Ihre programmierte, wölfische Natur hatte sich den Lebensbedingungen des Waldes angepaßt und sie zu gefährlichen Bestien werden lassen.
    Geifernd schnappten sie nach den Läufen des Pferdes und wurden nur von gezielten Huftritten zurückgetrieben.
    Bess hieb mit dem Schwert in das Gewimmel der struppigen Leiber, und jeder Treffer löste ein täuschend echtes Schmerzgeheul aus.
    Der Krumme kreischte und klammerte sich an Flaming Bess, während er die Wölfe beschimpfte. Diese griffen immer wieder an, schnappten blitzschnell zu und zogen sich sofort wieder zurück, wenn das Pferd auskeilte oder die tödliche Klinge auf sie niederzuckte. Drei der Bestien lagen bereits mit gespaltenem Schädel oder zerschmettertem Rückgrat im Straßenstaub, aber das schien das Rudel nicht zu schrecken.
    »Zur Burg!« schrie der Zwerg. »Zur Burg, edle Dame!«
    Das Pferd spitzte die Ohren und entkam mit einem mächtigen Sprung dem Ring der Wölfe, galoppierte die steil ansteigende Straße hinauf, schneller und immer schneller.
    Die Wölfe fielen zurück. Bald war auch ihr enttäuschtes Geheul verklungen. Es gab nur noch das Pfeifen des Windes und den rasenden Trommelwirbel der Hufe.
    Nach einiger Zeit lichtete sich der Wald und ging in einen flechtenbewachsenen Geröllhang über. Die Wolken am Himmel waren aufgerissen, Sterne glitzerten wie winzige Glassplitter über den schneebedeckten Gipfeln, die sich schroff in schwindelerregende Höhen reckten. Am Ende des Steilhangs klaffte eine breite Schlucht, die von einer Holzbrücke überspannt wurde. Auf der anderen Seite tauchten die Wälle einer Burg aus weißen Steinblöcken auf, selbst in der Nacht deutlich zu erkennen. Zinnengekrönte Türme überragten das Bauwerk.
    Der Zwerg johlte vor Begeisterung.
    »Geschafft! Ihr habt es geschafft, edle Dame — wer hätte das gedacht? Wer hätte das von Euch erwartet?«
    »Besten Dank für dein Vertrauen in meine Fähigkeiten«, rief sie über die Schulter hinweg.
    Die Hufe des Pferdes trommelten über die Holzbohlen der Brücke, und erst unmittelbar vor dem eisenbeschlagenen Burgtor kam es zum Halt und wie herte ungeduldig.
    In der Burg war alles still.
    Nirgendwo ein Licht.
    Flaming Bess schwang sich aus dem Sattel und hämmerte mit dem Schwertknauf gegen das Tor.
    »Aufmachen!«, verlangte sie gebieterisch.
    Der Zwerg rutschte vom Pferd und sprang in seinem lächerlichen versengten Narrenkostüm auf der Brücke hin und her.
    »Ho, ho, der Schwarze ist tot, ho, ho«, krähte er vergnügt, »und die neue Herrin steht am Tor. Macht auf, ihr Elenden, macht auf, sonst werdet auch ihr das Schwert der Schlüsselträgerin zu kosten bekommen. Macht auf!«
    Bess warf ihm einen abfälligen Blick zu. »Früher hätte man jemand wie dich gefesselt, geknebelt, in Beton eingegossen und irgendwo im Meer versenkt.«
    »Ach ja?« Der Krumme stellte sein wildes Gehüpfe ein. »Aber warum, edle Dame, warum denn nur?«
    Bess verzichtete auf eine Antwort.
    Von der anderen Seite des Tores näherten sich schwere Schritte. Ketten klirrten, ein Riegel wurde knirschend entfernt, und knarrend schwangen die Torflügel auf.
    Das unruhige Licht einer Fackel erschien und erhellte die müden, verwitterten Gesichtszüge eines uralten Mannes in einer zerschlissenen Lakaienuniform.
    »Es ist spät«, sagte er mit zittriger Stimme. »Warum kommt Ihr so spät? Warum habt Ihr uns so lange warten lassen?«
    Flaming Bess senkte das Schwert. »Du weißt, wer ich bin?«
    »Ihr seid die

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