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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Sein wallendes graues Haar und der zottelige graue Vollbart gemahnten an einen alttestamentarischen Propheten, doch die blutunterlaufenen Augen und die knollige rote Trinkernase zerstörten den ehrwürdigen Eindruck.
    Beiderbecke trat ungeduldig von einem Bein auf das andere. »Was ist, Giftzwerg? Der Künstler hat dich etwas gefragt und harret dürstend deiner Antwort.«
    Mehrere dickleibige Bäuerinnen in bunten, hochgeschlossenen Kleidern versperrten den Blick auf Beiderbeckes Gesprächspartner, aber dann hörte Bess ein krähendes Gelächter — der Zwerg! Die verwachsene Kreatur, die sie vor dem Schwarzen Ritter gewarnt hatte!
    »Ah, ah, ah! Weit ist der Weg zur nächsten Bar!« krähte der Gnom. »Auf zur High-Tech-Zone, großer Mann! Wo der Weiße Ritter wacht!«
    Bess schob sich an den Bäuerinnen vorbei und sah den Zwerg vor Beiderbecke auf und ab hüpfen. Mit zwei lautlosen Schritten war sie hinter ihm und packte ihn am Kragen.
    Der Zwerg kreischte entsetzt.
    »High-Tech-Zone? Weißer Ritter?« wiederholte »Biggs« Beiderbecke verständnislos, ohne Flaming Bess zu beachten. »Klingt wie eine mißlungene Strophe aus einem meiner galaktischen Gedichtzyklen. Skandalös!«
    Der Dichter wandte sich ab und wankte davon.
    Der Zwerg starrte Flaming Bess mit großen, ängstlichen Augen an. »Hallo, hallo, Ihr seid es wieder … «
    »Ich denke«, sagte Bess, »wir beide sollten uns noch ein wenig unterhalten. Ich brauche Informationen über den Schwarzen Ritter, über die Siegel und das Tor.«
    »Aber ich! weiß doch nichts, ich bin doch nur der dumme Krumme!«, protestierte der Zwerg.
    Sie lächelte spöttisch. »Du weißt mehr, als du bisher zugegeben hast. Und allmählich glaube ich, daß unsere Begegnung kein Zufall war … «
    »Ah, ah, ah!« Der Zwerg grinste schiefmäulig. »Ihr seid klug, edle Dame. Hoffentlich auch klug genug, um …« Er brach ab, verdrehte den Kopf und horchte. »Er kommt, er kommt, der Schwarze kommt! Laßt mich los, laßt mich los, der Schwarze kommt …!«
    Er zappelte und schlug heftig um sich und jammerte so erbarmungswürdig, daß Bess ihn aus ihrem Griff entließ. Wie der Blitz raste der Krumme davon und verschwand in der wogenden Menge. Im gleichen Moment drang vom Ende der Budengasse das dumpfe Trommeln von Pferdehufen herüber. Die humanoiden Roboter wichen auseinander und machten dem Reiter Platz, der auf einem gepanzerten Rappen herangaloppiert kam. Es war ein Reiter in einer schwarzen Rüstung und mit einem blitzenden Schwert in der Hand. Die Augen hinter dem Visier seines federbuschgekrönten Helmes leuchteten wie rotglühende Kohlen. Das Schwert zerschnitt singend die Luft, die Rüstungen von Pferd und Reiter klirrten, die Hufe hämmerten ihren Stakkato auf den festgestampften Lehmboden.
    Flaming Bess zog ihren Energiestrahler, legte aber nicht auf den Elektrischen Ritter an. Sie wollte ihm nur zeigen, daß sie nicht unbewaffnet und wehrlos war.
    Der Ritter zügelte sein Roß, und zornig wiehernd, mit rollenden Augen, die so rotglühend waren wie die seines Herrn, bäumte es sich auf und warf die Vorderläufe hoch, als wollte es Flaming Bess mit seinen Hufen zerschmettern.
    Furchtlos blieb Bess an ihrem Platz stehen. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen. Instinktiv spürte sie, daß sie einem Test unterzogen wurde, von dessen Ausgang nicht nur ihr eigenes Schicksal, sondern auch das ihrer Besatzung abhing.
    Aus den Augenwinkeln entdeckte sie zwischen den humanoiden Robotern Ken Katzenstein, Fortunato Stengel und ein halbes Dutzend Techniker von der NOVA STAR, doch das einfältige Lächeln auf den Gesichtern der Männer verriet ihr, daß sie von ihnen keine Hilfe zu erwarten hatte.
    Schweigend sah der Elektrische Ritter auf sie herab, zur Statue erstarrt wie sein Roß, von einer Aura der Macht und der Gewalt umgeben.
    Irgendwo in der Menge lachte hämisch der Zwerg.
    »Ihr seid die Schlüsselträgerin.« Die Stimme des Ritters klang knirschend wie das Mahlen rostiger Zahnräder. »Ihr seid gekommen, um die Siegel zu brechen und das Tor zu öffnen.«
    »Ich bin Flaming Bess, Kommandantin der NOVA STAR. Die Schlüssel zur Erde befinden sich in meinem Besitz. Ich verlange, daß Sie meine Mannschaft unverzüglich aus dem psychischen Bann entlassen! Wir sind in friedlicher Mission hier, Flüchtlinge aus dem Sternenbund der Inneren Welten, die von der Erde Hilfe gegen die Herculeaner erbitten wollen.« Bess zögerte. »Ich bin selbst ein Mensch der Erde.«
    Der Elektrische

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