Flaming Bess 09 - Die Erde
schrumpfte weiter, wurde zu einem pulsierenden roten Fleck und erlosch.
Die Torpedos waren verschwunden.
Di Grey lachte triumphierend. Ehe Bess eingreifen konnte, löste er die Lasergeschütze aus. Die Strahlbahnen konzentrierten sich auf eine nur Quadratmeter große Stelle am Schutzschirm der MORTUS.
»Feuer einstellen!« schrie Bess. »Sofort … «
Die MORTUS erwiderte das Feuer aus ihren Energiekanonen, und das Aufheulen der Alarmsirenen verschluckte ihre Worte.
Schutzschirm überlastet, flimmerte es über einen ihrer Kontrollbildschirme. Überlastung bei 132 %.
Ein Stoß traf das Schiff.
Der Boden rollte und schlingerte wie das Deck eines Ozeandampfers auf hoher, stürmischer See.
Bess wurde gegen die Sicherheitsgurte geschleudert. Irgendwo barst klirrend ein Bildschirm. Die Schaltwände entlang der Galerie waren von roten Warndioden übersät. Jemand — Katzenstein — fluchte laut. Der Hauptmonitor zeigte ein Inferno blendender energetischer Entladungen.
Wieder ein Stoß.
Das Wimmern der Alarmsirenen schmerzte in den Ohren, und Bess schaltete sie aus. Jetzt war das Grollen der mit Vollast laufenden Kraftwerke zu hören. Di Grey schoß immer noch aus allen Lasergeschützen.
»Di Grey!« Ihre Stimme klang scharf wie ein Peitschenknall. »Sofort das Feuer einstellen!«
Der Fremdweltenspezialist starrte sie an. »Aber — verdammt, der Schirm der MORTUS ist instabil! Das Punktfeuer … «
Er brach ab.
Dann: »In Ordnung. Du bist die Kommandantin. Laser deaktiviert. Alle Energien gehen auf das Abwehrfeld.«
Bess sah wieder zum Hauptmonitor.
Sie wurde blaß.
Ihre Ahnung, daß die Erde nicht eingegriffen hatte, um die NOVA STAR vor der Zerstörung durch die herculeanischen Raumtorpedos zu bewahren, sondern um die Kampfhandlungen zu unterbinden, wurde zur Gewißheit.
Im Leerraum zwischen den beiden Schiffen hatte sich erneut das flirrende, rötliche Netzwerk gebildet, doch es zog sich nicht zusammen — es drehte sic h weiter aus und teilte sich in der Mitte. Die beiden Hälften entfernten sich voneinander, näherten sich mit wellenförmigen Bewegungen den feindlichen Schiffen und hüllten sie vollständig ein.
Von der MORTUS löste sich ein kleines, schnelles Objekt und raste mit hoher Beschleunigung davon.
Ein Raumtorpedo?
Das Objekt nahm Kurs auf die Erde. Es hatte Mitteleuropa zum Ziel! Wo die Energie für das energetische Netz erzeugt wurde! Aber für eine Raum-Boden-Rakete war es zu groß.
Ein Beiboot, durchfuhr es Bess. Es muß ein Beiboot sein!
Fortunato Stengel bestätigte ihre Vermutung. »Eine Raumfähre. Typ bekannt. Zweisitzig, nur leicht bewaffnet.«
Also kein Landungskommando, dachte Bess erleichtert. Nur ein oder zwei Herculeaner. Klons? Oder … Nein, es ist unmöglich. Es kann nicht Krom sein. Krom ist tot. Ka hat ihn erschossen.
Di Greys Warnruf riß sie aus ihren Gedanken.
»Instabilitäten im Abwehrschirm, Bess. Verdammt, dieses Flimmerfeld — es zapft dem Schirm die Energie ab …. !«
Die MORTUS war durch das engmaschige energetische Netz kaum noch zu erkennen. Sie hatte das Feuer ebenfalls eingestellt. Wahrscheinlich, weil das Flimmerfeld auch die Energien der Strahlgeschütze absorbierte. Die herculeanische Raumfähre näherte sich ungehindert der Erde.
»Abwehrschirm zusammengebrochen«, meldete Di Grey mit einem resignierenden Unterton. »Waffenkontrollen blockiert. Wir sind wehrlos, Bess.«
»Nicht nur wir. Die MORTUS auch.«
»Und was ist mit dieser verdammten Fähre?«
Flaming Bess löste die Sicherheitsgurte und erhob sich von ihrem Sitz.
Katzenstein erriet ihre Absicht und stand ebenfalls auf.
»Ich komme mit«, sagte der Bordingenieur.
»Nein«, wehrte Bess ab. »Ich gehe allein. Ich muß allein gehen.« Sie lächelte dünn. »Vielleicht war es von Anfang an so bestimmt … Katz, sorge dafür, daß die Hangarcrew eine Raumfähre startklar macht. Du übernimmst bis zu meiner Rückkehr das Kommando.«
»Aber … «
»Kein aber.« Flaming Bess sah zum Hauptbildschirm. Die herculeanische Raumfähre bremste ab. Mit etwas Glück würde es ihr gelingen, sie einzuholen, bevor sie auf der Erde landen konnte. »Ich glaube, ich weiß, wer sich an Bord der Fähre befindet. Ja, ich weiß es. Deshalb gehe ich allein.«
Sie wandte sich ab, stieg die Treppe zum Hauptschott hinauf und eilte durch den Kabinengang zum Hauptaufzug.
Ich komme, dachte sie. Ich komme, Kriegsherr Krom …
8.
Die Fähre rutschte wie ein flügellahmer Vogel von der Startschiene
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