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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Fahrstuhl, aus dem in wenigen Minuten ihr Enkel, Tee Beau Latiolais, den sie alleine großgezogen hatte, und Jimmie Lee Boggs treten würden, beide mit Ketten um Hüfte und Beine. Ihre blaugrünen Augen waren vom Grauen Star gezeichnet, aber sie wichen nicht von meinem Gesicht.
    In den vierziger Jahren hatte sie in einem von Hattie Fontenots Läden auf der Railroad Avenue gearbeitet; dann hatte sie ein Jahr im Frauengefängnis zugebracht, weil sie einen weißen Mann, der sie verprügelt hatte, in die Schulter gestochen hatte. Später arbeitete sie in einer Wäscherei und machte Hausarbeit für zwanzig Dollar die Woche, was bis weit in die Sechziger der Standardverdienst eines Schwarzen in Südlouisiana war, welche Stellung er oder sie auch immer bekleidete. Tante Lemons Tochter hatte eine Frühgeburt; das Baby war so klein, daß es in der Schuhschachtel Platz hatte, in der sie es versteckte, bevor sie es tief unten in eine Mülltonne stellte. Als Tante Lemon am nächsten Morgen zum Plumpsklo ging, hörte sie das Kind schreien. Sie zog Tee Beau auf, als sei er ihr Sohn, fütterte ihn löffelweise mit cush cush , damit er ein kräftiger Junge wurde, und band ihm eine Münze an einem Faden um den Hals, um Krankheit von ihm fernzuhalten. Sie lebten in einem ungestrichenen, primitiven Holzhaus, dessen Veranda sich in ihre Einzelteile aufgelöst hatte, so daß die Treppen aussahen, als führten sie in einen sperrangelweit aufgesperrten, zerstörten Mund, in einem Teil der Stadt, den die Leute Niggertown nannten. Mein Vater, der mit Fallenstellen und Angeln sein Geld verdiente, stellte sie jedes Frühjahr dazu an, Krebse für ihn zu putzen, obwohl er sich ihr mageres Gehalt vom Munde absparen mußte. Immer, wenn er in seinen Netzen Seebarben oder Hornhechte fing, nahm er sie aus und brachte sie ihr.
    »Die eß ich doch eh nicht«, sagte er dann immer zu mir.
    Ich hörte, wie der Aufzug kam. Ein Wärter in Uniform saß an einem kleinen Tisch und machte die nötigen Papiere für den Transfer zweier Gefangener vom Bezirksgefängnis ins Zuchthaus von Angola fertig.
    »Mister Dave«, sagte Tante Lemon.
    »Ihr könnt den Jungs da oben sagen, daß die beiden heut schon gegessen haben«, sagte der Wärter. »Sie sind auch sonst gut in Schuß. Der Arzt hat beide durchgecheckt.«
    »Mister Dave«, sagte sie erneut. Sie sprach mit gesenkter Stimme, als befände sie sich in der Kirche.
    »Ich kann nichts tun, Tante Lemon«, sagte ich.
    »Er war in meinem kleinen Haus. Er hat den Redbone nicht umgebracht«, sagte sie.
    »Irgend jemand wird sie nachher heimbringen«, sagte der Wärter.
    »Ich hab’s ihnen allen gesagt, Mister Dave. Aber die hören nich auf mich. Warum sollten sie auch ’ner alten Niggerfrau glauben, die früher für Miss Hattie angeschafft hat? Das haben sie gesagt. Eine alte Nigger putain , die für ihren Tee Beau lügt.«
    »Sein Anwalt wird Berufung einlegen. Da ist noch viel drin«, sagte ich. Ich wartete darauf, daß die Lifttüren endlich aufgingen.
    »Sie werden den Jungen auf den elektrischen Stuhl setzen«, sagte sie.
    »Tante Lemon, ich kann nichts dagegen tun«, sagte ich.
    Ihre Augen wichen nicht von meinem Gesicht. Sie waren klein und feucht und blickten starr wie die eines Vogels.
    Ich sah Lester vor sich hinlächeln.
    »Ein Wagen wird Sie heimbringen«, sagte der Gefängnisbeamte zu ihr.
    »Weshalb soll ich denn heimgehen? Damit ich allein in meinem kleinen Haus rumsitze?« antwortete sie.
    »Machen Sie sich was Heißes zu trinken und ziehen Sie die nassen Klamotten aus«, sagte der Wärter. »Und morgen reden Sie dann mit Tee Beaus Anwalt, genau wie Mister Dave gesagt hat.«
    »Mister Dave weiß es besser«, sagte sie. »Sie werden meinen Jungen hinrichten, dabei hat er doch gar nichts getan. Dieser Redbone hat immer auf ihm rumgehackt, ihn vor anderen Leuten lächerlich gemacht, ihn so hart rangenommen, daß er nich mal mehr essen konnte, wenn er heimkam. Ich mach ihm Hühnchen und Reis, ganz lecker, genauso wie er’s mag. Er setzt sich ohne sich zu waschen an den Tisch und starrt es an, stopft es in den Mund, als wären es nur trockene Bohnen. Ich sag ihm, er soll doch gehen und sich Gesicht und Hände waschen, damit er dann in Ruhe essen kann. Aber er sagt immer nur: ›Ich bin so müde, Gran’maman. Ich kann nich essen, wenn ich so müde bin.‹ Ich sag ihm: ›Morgen ist doch Sonntag, da kannst du ausschlafen, du kannst ja dann morgen essen.‹ Er sagt: ›Er holt mich morgen früh ab. Wir

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