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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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einem Fischrestaurant draußen an der Straße nach St. Martinville. Tee Beau hat ein eigenes Taxi. Jeden Sonntag fährt er Tante Lemon und Dorothea darin zur Kirche, und irgendwie sehen sie in dem Wagen wie Drillinge aus – alle drei Köpfe reichen kaum bis über die Fenster. Manchmal machen sie noch einen kleinen Abstecher an meinem Haus vorbei und bringen mir ein dickes Glas mit eingelegter Schwarte, ein Gericht, das bei uns graton heißt. Kleingestoßene Tabascoschoten sind ein wesentlicher Bestandteil des Rezepts, und der erste Biß ist ein derartiger Schock für meinen Mund, daß mir der Schweiß aus dem Haar rinnt. Aber jedesmal, wenn Tante Lemon mir ein weiteres Quartglas überreicht, tätschelt sie mir bestimmt die Hand und sagt: »Das ißt du mal schön auf, und dann bring ich dir noch mehr. Genau wie dein Daddy mir Fisch gebracht hat, als ich nichts zu beißen hatte, so werde auch ich kommen und dir etwas bringen.«
    Der Heilige Augustinus hat einmal gesagt, wir sollten die Wahrheit nie dazu verwenden, Wunden zu schlagen. So ist am Rande des Bachs in meinem Garten eine lange Reihe von Spatenlöchern, die Dutzende von Einmachgläsern enthalten. Eines Tages wird sie vermutlich ein Archäologe ausgraben und als Kultgegenstände identifizieren, die in grauer Vorzeit einem heidnischen Maisgott zum Opfer gebracht wurden.
    Dies begann als eine Geschichte über meine eigenen Ängste, oder genauer gesagt, über eine Zeit in meinem Leben, als ich, wegen einer Verletzung, nicht mehr sicher war, wer ich war. Eine Zeit, in der ich jeden Abend nur darauf wartete, daß meinem Kopf eine proteische Figur entstieg, die mir vor Augen hielt, wie schwach und abstoßend und lebensunwürdig ich sei. Aber statt dessen wurde es die Geschichte anderer Menschen, Menschen, die auf ihre Art viel tapferer waren, als ich es bin, wie ich feststellen mußte. Und ich nehme an, was ich daraus für mich gelernt habe, ist eine Lektion, die mir mit den Jahren oder zunehmender Selbstbeflissenheit allmählich abhanden gekommen war. Daß nämlich die tapfersten und loyalsten und liebevollsten Menschen, die es auf der Welt gibt, selten so aussehen, wie man sich Helden vorstellt, oder gar die Aura von Heiligen haben. In der Tat gleichen ihre Gesichter denen der Menschen, die man willkürlich aus der Schlange an der Kasse eines Supermarktes herauspicken könnte und deren Auftreten und Erscheinung so blaß und gewöhnlich ist, daß man sich schon zehn Minuten nachdem sie den Raum verlassen haben, kaum noch daran erinnert, wie sie ausgesehen haben.
    Kim Dollinger führt jetzt Clete’s Club auf der Decatur Street, und Clete hat eine Lizenz als Privatdetektiv und ein Büro nur zwei Blocks vom First District Hauptrevier. Er hat mit dem Aufspüren von Kautionsflüchtlingen genug Geld verdient, daß er seine Schulden bei Tonys ehemaligen Kredithaien restlos begleichen konnte. Er versucht immer noch, sein Gewicht unter Kontrolle zu halten, indem er hinten in seinem Büro Gewichte stemmt und in seinen Budweiser-Shorts und einem Footballtrikot der LSU durch den Louis-Armstrong-Park joggt. Auf die schwarzen Kids der Iberville-Siedlung macht sein Erscheinen genauso viel Eindruck, wie es ein tanzendes Nilpferd am hellichten Tag täte. Im Quarter sagt man, daß er und Kim unzertrennlich wären, aber vermutlich nicht so, wie Clete es sich vorgestellt hat. Wenn wir zusammen essen gehen, drückt sie seine Zigaretten im Aschenbecher aus, macht seine Drinkbestellungen rückgängig und wählt für ihn auf der Speisekarte Gerichte mit geringem Cholesteringehalt. Aber er beklagt sich nicht, und seine Augen blicken sanftmütig, wenn er sie ansieht.
    Bootsie biß in den sauren Apfel und verkaufte ihre Anteile an der Automatenfirma an einen ihrer Exschwager, und im Dezember heirateten wir in der St. Peter’s Church in New Iberia. Wir nahmen Alafair mit auf eine Reise nach Key West, wo das Wasser das ganze Jahr über warm ist und die Spätnachmittagssonne im Golf versinkt wie ein schmelzender roter Planet. Nachts schwimmen fluoreszierende Leuchtfische wie unter Strom stehende grüne Rauchwölkchen durch die Korallenriffs. In windgeschützten Restaurants direkt am Wasser nahmen wir üppige Mahlzeiten, vornehmlich Austern, Muscheln und gebratene Shrimps, zu uns. In flachen Buchten angelten wir Bonefish, und im Süden der Insel tauchten wir am Seven-Mile-Reef. In fünfzehn Meter Tiefe war das Wasser so klar und grün wie Götterspeise, und das Sonnenlicht flirrte darin. Der

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