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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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vornübergebeugt auf dem Sitz, biß sich auf die Lippen und atmete schnell durch die Nase. Lester warf einen Blick in den Rückspiegel, um ihn sich hinter dem Maschendraht anzuschauen. »Wir besorgen dir was für den Magen. Da geht’s dir gleich besser.«
    »Ich kann’s nicht mehr aushalten. Ich mach gleich in die Hose.«
    Lester warf mir einen Blick zu.
    »Ich mein’s ernst, ich kann’s nicht mehr halten. Ich kann doch nichts dafür«, sagte Boggs.
    Lester drehte den Kopf nach hinten, nahm dabei den Fuß vom Gas. Dann sah er wieder zu mir. Ich schüttelte verneinend den Kopf.
    »Ich will nicht, daß der Bursche die ganze Fahrt nach Angola über nach Scheiße stinkt«, sagte Lester.
    »Ein Gefangenentransport ist ein Gefangenentransport«, sagte ich.
    »Man hat mir gesagt, daß du ein sturer Bock bist.«
    »Lester –«
    »Wir machen halt«, sagte er. »Ich wisch doch nicht den Dünnschiß von so ’nem Typ auf. Wenn dir das nicht paßt, tut’s mir leid.«
    Er fuhr in die Ausbuchtung der Tankstelle. Drinnen saß ein junger Mann hinter einem alten Schreibtisch und las ein Comic-Heft. Er legte das Heft beiseite und kam nach draußen. Lester stieg aus dem Wagen und zeigte ihm seine Polizeimarke.
    »Wir sind vom Büro des Sheriffs«, sagte er. »Wir haben einen Gefangenen, der Ihre Toilette benutzen muß.«
    »Wie bitte?«
    »Können wir Ihre Toilette benutzen?«
    »Ja, klar. Wollen Sie tanken?«
    »Nein.« Lester stieg wieder ein und ließ den Jungen einfach stehen. Er fuhr rückwärts neben die Tankstelle, aus dem Licht, bis zur Tür der Herrentoilette.
    Tee Beau war aufgewacht und starrte hinaus in die Dunkelheit. Im Licht der Scheinwerfer sah ich hinter der Tankstelle ein nahezu ausgetrocknetes Flußbett, von Bäumen gesäumt, mit dichtem Unterholz entlang der Böschung. Lester drehte den Motor ab, stieg erneut aus und öffnete die Passagiertür. Er faßte Boggs am Arm und half ihm hinaus in den leichten Regen. Boggs atmete immer noch durch die Nase und schüttelte sich, wenn er ausatmete.
    »Ich mach dir eine Hand frei und geb dir fünf Minuten«, sagte Lester. »Wenn du noch irgendwelche Schwierigkeiten machst, liegst du den Rest der Fahrt im Kofferraum.«
    »Ich mach keine Schwierigkeiten. Ich hab denen den ganzen Tag lang gesagt, daß es mir nicht gut geht.«
    Lester nahm den Schlüssel für die Handschellen aus der Tasche.
    »Schau erst in der Toilette nach«, sagte ich.
    »Ich war hier schon mal. Sie hat keine Fenster. Laß gut sein, Robicheaux.«
    Ich atmete aus, öffnete die Tür auf meiner Seite und wollte aussteigen.
    »Okay, okay«, sagte Lester. Er ging mit Boggs bis zur Toilettentür, öffnete sie, machte das Licht an und sah hinein. »Ohne Fenster, wie ich gesagt hab. Willst du’s selbst sehen?«
    »Check sie.«
    »Schwachsinn«, sagte er. Er löste die Handschelle, die mit der Kette um Boggs Leib verbunden war, von dessen rechter Hand. Sobald Boggs die Hand frei hatte, strich er sich mit den Fingern das Haar nach hinten, blickte zurück zum Wagen und trat dann mit den kurzen, schlurfenden Schritten, die die Beinfesseln zuließen, in die Toilette. Er verriegelte die Tür hinter sich.
    Diesmal stieg ich aus dem Wagen.
    »Was hast du denn jetzt wieder?« sagte Lester.
    »Du machst zu viele Sachen falsch.« Ich ging vorne um den Wagen herum auf ihn zu. Die Scheinwerfer waren immer noch an.
    »Hör zu, ich hab hier das Sagen. Wenn dir nicht gefällt, wie ich vorgehe, kannst du ja eine schriftliche Beschwerde einreichen, wenn wir wieder zurück sind.«
    »Boggs hat drei Menschen umgebracht. Er hat den Besitzer dieser Bar mit einem Baseballschläger getötet. Was sagt dir das?«
    »Daß du vielleicht ein bißchen besessen bist. Liegt das Problem vielleicht da?«
    Ich knöpfte das Holster meiner .45er auf und schlug mit der Faust gegen die Tür der Toilette.
    »Mach auf, Boggs«, rief ich.
    »Ich sitze auf dem Klo«, sagte er.
    »Mach die Tür auf!«
    »Ich komm nicht ran. Ich hab schweren Dünnpfiff, Mann. Was ist denn los?« sagte Boggs.
    »Scheiße. Ich glaub’s nicht«, sagte Lester.
    Ich schlug erneut gegen die Tür.
    »Los, Boggs, mach schon«, sagte ich.
    »Also ich hol mir jetzt Zigaretten. Du kannst tun, was du willst«, sagte Lester und ging zur Vorderseite der Tankstelle.
    Ich trat einen Schritt von der Tür zurück, legte die Hand fest auf den Kolben der .45er, gab der Tür einen harten Tritt direkt unter den Türknauf. Sie gab nicht nach. Ich sah, wie sich Lester umdrehte und mich

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