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Flamingos im Schnee

Flamingos im Schnee

Titel: Flamingos im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Wunder
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beschissenen Anhänger verkuppelt.«
    »Aber du willst dein Auto doch mitnehmen, oder?«
    »Ach Mann, meinetwegen! Habt ihr wenigstens meine Filme eingepackt?«, fragte Cam.
    »Wir fahren nicht dorthin, um uns Filme anzusehen«, sagte Alicia.
    »Die kommen mit.« Cam kramte unter ihrem Bett nach ihrer DVD -Sammlung und den Aufzeichnungen, die Lily und sie für ihr Drehbuch Chemoselma und Tumortilly erobern Manhattan , über zwei Superheldinnen mit Neuroblastom, gemacht hatten. Vielleicht würde es auch ein Comic werden, sie hatten das noch nicht entschieden. Sie stapelte die DVD s und das Skript auf dem Boden vor ihrem Bett auf und tauchte zu einer letzten Suche ab.
    »Und wir machen in North Carolina Halt, um Lily zu besuchen!«, sagte sie, als sie wieder hervorkam. »Und bei Oma in Hoboken. Und bei jeder blöden Touristenfalle, an der wir vorbeikommen.«
    »Ich glaub’s nicht«, sagte Perry. Izanagi drückte ihre Mom gegen das Auto und küsste sie mit viel zu viel Zunge. »Hey, wir sind deine Kinder«, maulte sie. »Nun macht mal, dass ihr mit eurer Knutscherei fertig werdet.«
    Damit hüpfte sie zur Einfahrt hinüber, wobei ihre wichtigsten Reiseutensilien aus ihrem Rucksack quollen: zwei Packungen saure Stäbchen, eine Packung Käseflips, drei Twix, eine Stange Minzbonbons, ihr rosa verschaltes iPhone und ein Worträtselbuch in Großdruck.
    Cumulus sah richtig stolz aus mit seinem Anhänger, willens und bereit, sie und all ihre Siebensachen den weiten Weg bis zur Ostküste zu befördern. Seine Vorderkotflügel wölbten sich wichtig.
    Tweetys Käfig war mit dem Sitzgurt auf der Rückbank festgeschnallt. Die Hulapuppe am Armaturenbrett zwinkerte ihnen von ihrem Platz an der Beifahrerseite aus zu. Cam ging zum Heck des U-Haul-Anhängers und befestigte Darren mit Klebeband an der rechten oberen Ecke. Perfekt , fand sie und spürte so etwas wie … Aufregung? Hoffnung? Nicht direkt Hoffnung, aber sie dachte, dass Alicia möglicherweise Recht hatte. Etwas zu unternehmen war besser, als herumzusitzen und abzuwarten.
    »Mom, steig ein«, sagte sie, als sie wieder um den Anhänger herumging, mit dem sie sich inzwischen angefreundet hatte. Es war schön, mit all seinem Kram verreisen zu können. Es war tröstlich. Befreiend. Eine mobile Garage. Ein moderner Planwagen.
    Die Firma U-Haul schmückte jeden Anhänger mit etwas »witzig Wissenswertem« aus einem anderen Staat. Sie hatten Utah erwischt, und ihr witzig Wissenswertes waren die Canyons der Escalante, eigentlich nicht weiter witzig, außer dass die circa einen Quadratmeter große Abbildung von einem Canyon irgendwie an Georgia O’ Keefe erinnerte. Sie fuhren eine ein Meter große Vagina durch die Gegend.
    »Meine Güte, Cam, auf so was kannst auch nur du kommen«, hatte ihre Mutter gesagt, als sie gestern kritisch darauf hingewiesen hatte.
    »Danke, Mom, das gibt mir jetzt echt mehr Selbstwertgefühl, wenn du implizierst, dass ich abartige Gedanken habe. Supermutter.«
    »Okay, Cam, tut mir leid«, hatte Alicia entnervt erwidert. »Soll ich einen anderen verlangen? Ohne Vagina?«
    »Nein, ist schon gut«, hatte sie abgewinkt, und als sie an diesem Morgen aufgewacht war, hatte es ihr nicht mehr so viel ausgemacht.
    »Komm schon, Mom, es wird Zeit«, drängte sie nun und tippte ihrer Mutter auf die Schulter.
    »Okay, okay.« Alicia riss sich von Izanagi los.
    Izanagi atmete tief durch, fuhr sich übers Gesicht und ging dann in seiner mit Farbe bekleckerten Jeans zu seinem rostigen Honda Accord. Er griff durch das offene Fenster und holte zwei rechteckige Geschenke heraus, die säuberlich in braunes Papier und mit Bastschleifen verpackt waren. Izanagi war der typische japanische Minimalist, was seine künstlerischen Bestrebungen anging. Wenn er nicht im Restaurant arbeitete, schrieb er sparsame Gedichte und malte Bilder, die ruhig und leise waren wie Geflüster.
    Er gab den Mädchen die Päckchen, und Perry riss ihres sofort gierig auf. Es war ein schlichtes braunes Notizbuch mit einem braunen, in extra Papier eingerollten Bleistift.
    »Damit ihr eure Reiseeindrücke festhalten könnt«, sagte Izanagi.
    »Damit wir die Wunder festhalten können!«, rief Perry, stürzte sich auf ihn und umschlang ihn.
    »Danke«, sagte Cam distanzierter. »Ich mache meines auf, wenn wir dort sind.« In letzter Zeit scheute sie sich davor, etwas aufzuschreiben. Sie wollte nicht, dass jemand ihre zeitlich gebundenen Gedanken las, wenn sie das Zeitliche gesegnet hatte.
    »Gott, ich liebe

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