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Flamme der Freiheit

Flamme der Freiheit

Titel: Flamme der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgid Hanke
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sich ein schärferer Ton in den hellen Ruf.
    »Ich komme schon, meine Liebe, hab etwas Geduld!«, bat Alexander.
    Hinter ihm wurde auf der ausgezogenen Treppe ein zierlicher Frauenfuß sichtbar, der unsicher Halt auf einer steilen Stufe suchte. Dienstbeflissen eilte einer der begleitenden Lakaien der Marwitzens herbei, um der Aussteigenden seine Hilfe anzubieten. Eleonora beobachtete, wie ein schlanker Frauenarm die ausgestreckte Hand des Dieners ungeduldig mit dem Ellbogen beiseitestieß.
    »Alexander!«
    Alexander verneigte sich hastig vor Eleonora und nahm ihr kurzerhand das Stoffpäckchen aus der Hand.
    »Gib mir den Retikül. Ich werde dafür sorgen, dass meine Großmutter ihn sofort erhält. Und du machst dich auf den Nachhauseweg. Du darfst dir doch keine Erkältung holen. Das bekommt deiner Stimme nicht. Adieu, meine unvergessliche Eurydike«, sagte er überraschend zärtlich, beugte sich nochmals über sie und küsste sie auf die Stirn. Dann eilte er zu der Kutsche der Marwitzens und reichte der dort Wartenden galant den Arm. »Verehrte Karoline, Sie sollten lernen, Ihre Ungeduld etwas zu zügeln.« Es klang charmant, ironisch, aber auch ein bisschen ärgerlich zugleich.
    Wie Eleonora an diesem Abend den Weg zurück zum Palais gefunden hatte, wusste sie im Nachhinein nicht mehr. Nur vage erinnerte sie sich an das aufgeregte Tuscheln von Emma und Paula hinter ihr.
    »Er hat sie geküsst, der junge Graf hat sie geküsst, dreimal hat er sie sogar geküsst, auf beide Wangen und einmal auf die Stirn.« Die beiden Zofen hatten genau mitgezählt.
    »Und wer war diese Dame, die so ungeduldig nach ihm gerufen hat?«
    »Hast du gesehen, wie schön sie war?«
    »Wunderschön«, erwiderte Paula auf diese Frage fast andächtig.
    »Hast du jemals so schöne rote Haare gesehen?«
    »Sie waren nicht rot!«
    »Was denn sonst?«
    »Sie waren braun, kastanienbraun und dazu dieses hellgelbe Kleid!«
    »Wo hast du das denn gesehen?«, wunderte sich Emma.
    »Na, als sie nach dem Arm des Grafen griff, blitzte doch ihr Arm aus dem Pelz hervor. Das war aber kein Griff mehr, die hat sich regelrecht festgekrallt. Hast du die langen Fingernägel gesehen?«
    Eleonora lag schon im Bett, als sie sich das Gerede der beiden Zofen vergegenwärtigte. Es schmerzte sie. Aber nicht nur deren Worte, sondern auch die Mitteilung, die ihr Babette zum Gutenachttrunk servierte.
    »Du scheinst überrascht«, stellte sie fest, als sie Eleonoras Befremden bemerkte. »Das steht doch bereits seit Jahr und Tag fest. Die alte Marwitz und Gräfin Dorothea sind alte Freundinnen«, fuhr sie fort. »Bei der Taufe von Karoline haben die beiden bereits beschlossen, dass die zwei einmal heiraten werden. Nun wäre es ja bald so weit. Nur, dass Alexander sich einfach nicht erklären will.« Sie kicherte in sich hinein und zog die Tür hinter Eleonoras Zimmer zu, um diese ihren Gedanken, Erinnerungen und einer unbeschreiblichen Verwirrung zu überlassen.
    Natürlich hatte diese unverhoffte Begegnung mit Alexander sie durcheinandergebracht. Sie war doch schon fast überzeugt gewesen, ihn vergessen zu haben. Aber nun?
    Noch Stunden später spürte sie den Druck seiner Lippen auf ihren Wangen und der Stirn. Es dauerte lange, ehe Eleonora endlich den erlösenden Schlaf fand. Als sie schließlich mit einem wehmütigen Lächeln auf den Lippen entspannte, hatte sie völlig vergessen, dass die vereinbarte Musikstunde mit Farini ausgefallen war.
    Sie hörte auch nicht, wie die Kutsche in tiefer Nacht erst heimkehrte. Sie bekam auch nichts mehr von den aufgeregt plappernden Komtessen mit, die noch eine ganze Weile benötigten, ehe sie ihrerseits zur Ruhe fanden und sich endlich friedliche Stille über das Stadtpalais der von Prewitzens zu Kirchhagen senkte.
    Die hielt dann auch nicht nur bis zum nächsten Morgen, sondern bis in den frühen Nachmittag an.
    In Kenntnis der Lage hatte Gräfin Dorothea wohlweislich auf Frühstück und übliches Mittagessen verzichtet, sondern um vierzehn Uhr einen gemeinsamen Lunch im Speisesaal anberaumt, zu dem nur leichte Speisen, Tee und stilles Mineralwasser aufgetragen wurden.
    »Ihr habt beide gestern Abend genug getrunken«, sagte die Gräfin, als sie das unwillige Stirnrunzeln und den suchenden Blick von Ehemann und Sohn bemerkte.
    »Ein Bier würde mir jetzt dennoch guttun«, brummelte Graf Ludovic. Graf Wilhelm nickte beifällig, Gräfin Dorothea schüttelte energisch den Kopf. Die beiden Männer gaben sich geschlagen.
    »Also der

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