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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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ihr Elend zu vergessen.
    »Offenbar wissen Sie, wovon Sie sprechen«, meinte er, und Maggie blickte wieder auf.
    Jetzt musterte er sie nicht mehr wie einen kuriosen Gegenstand oder ein amüsantes Spielzeug, sondern er schien sie - vielleicht zum ersten Mal - als atmendes, denkendes
Wesen zu akzeptieren. Also entschied sie, er würde eine ehrliche Antwort verdienen. »Sicher bin ich nicht so tugendhaft wie Harry, der keinen Tropfen trinkt. Aber ich hänge nicht an der Flasche. Viel zu oft musste ich mit ansehen, wie der Alkohol manche Menschen ruiniert.«
    »Nein, ich meinte die Erinnerungen.« Sein Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an.
    »Oh …« Unaufhaltsam stürmten die Erinnerungen auf sie ein - die Verletzungen, die Krankheiten, die Sterbenden. Vor allem jener eine Tod, den sie verschuldet hatte.
    »Habe ich Recht?« Der aalglatte Lord Edgington kehrte zurück, er wirkte nicht wie ein Baron, sondern eher wie das Porträt, das ein Baron der Nachwelt hinterlassen wollte.
    Abwehrend schüttelte sie den Kopf. »Nans Erinnerungen sind nicht meine.«
    »Sind Ihre erfreulicher?«, hakte er nach.
    »Anders«, entgegnete sie und wünschte, er würde ihr solche Fragen ersparen. »Ich bin nicht Nan. Deshalb kann man das nicht vergleichen.«
    »Gewiss, Sie sind nicht Nan.«
    Entdeckte sie ein humorvolles Funkeln in seinen Augen, kaum erkennbar im Licht einer vorbeigleitenden Gaslampe? Und warum beschleunigte sein Blick ihren Puls? Wieso fand sie die kühle Luft in der Kutsche plötzlich so heiß und stickig?
    Nun zügelte der Fahrer das Gespann, und Lord Edgington zog die Vorhänge beiseite. »Ah, da sind wir.« Er öffnete den Wagenschlag, sprang hinaus und reichte Maggie seine Hand.

    Wieder fiel ihr auf, wie jung er aussah, wie unverbraucht, und sie überlegte, warum er trotz dieser jugendlichen Aura nicht weniger beängstigend erschien. Sie stützte sich auf seinen Arm. Unter ihrem fadenscheinigen Handschuh spürte sie den glatten, feinen Stoff seines Ärmels. Ihr Herz pochte schneller, als sie aus der Kutsche stieg und das Haus betrachtete - nach ihrer Einschätzung gehobene Mittelklasse. Nicht besonders groß, in seiner Schlichtheit fast verdächtig, flankiert von vornehmeren Gebäuden mit schmiedeeisernen Geländern und Balkonen an den ansonsten identischen Fassaden. Doch diese Beobachtungen hinderten Maggie nicht daran, eine gewisse Ehrfurcht bei dem Gedanken zu empfinden, dass sie hier wohnen würde, zumindest für ein paar Monate.
    Wie sie sich eingestand, wurde sie auch von wachsendem Unbehagen erfasst, denn sie wusste, auf welche Weise sie sich den Aufenthalt in diesem Domizil verdienen musste. Für ein solches Haus und zwei Pfund pro Woche darf er einiges verlangen, sagte sie sich energisch. Ich bin noch nie vor schwierigen Aufgaben zurückgeschreckt. Warum sollte mir irgendwas Angst machen, das eine arme Näherin für ein Stück Brot und eine Tasse Tee hinkriegen würde?
    Trotzdem beruhigten sich ihre heftigen Herzschläge nicht. Lord Edgington führte sie wortlos die Eingangstreppe zu einer weißen Veranda hinauf, wo seine und ihre Schuhe dunkle Flecken hinterließen. Um anzuzeigen, dass der Hausherr oder die Hausherrin derzeit nicht hier wohnten, hatte man den Messingklopfer entfernt. Aber der Baron hämmerte gegen die Tür.

    Eine Zeitlang herrschte Stille, dann erklangen Schritte, eine Kette wurde gelöst, und eine schlanke, attraktive Frau in mittleren Jahren öffnete die Tür. Über ihrem schwarzen Kleid trug sie die weiße Schürze eines Dienstboten, der sein Tagewerk bereits vollbracht hatte. »Mylord!«, rief sie erstaunt. Ob das eine Begrüßung oder eine milde Majestätsbeleidigung war, ließ sich nicht feststellen. »Ich hatte nicht erwartet, Sie wiederzusehen, so bald nach …« Nun schaute sie Maggie an und schien sich zu fassen. »Oh, ich verstehe. Tut mir leid, Mylord, das Haus ist nicht für - Gäste hergerichtet …« Peinlich berührt, verstummte sie erneut.
    »Margaret King«, stellte Lord Edgington seine Begleiterin in frostigem Ton vor. »Und das ist Mrs Pershing, die Haushälterin, seit Jahren eine treue Dienerin meiner Familie, der Sie rückhaltlos vertrauen dürfen, meine Liebe. Mrs Pershing, Miss King wird eine Rolle bei einer albernen Wette übernehmen, die Miss Crossham mit mir abgeschlossen hat.«
    Sichtlich bekümmert, trat die Haushälterin beiseite. Die Ankunft des Barons schien ihr viel größere Sorgen zu bereiten als Maggies äußere Erscheinung. »O Mylord, ich

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