Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
Vom Netzwerk:
gelangen.«
    Sekundenlang hielt er inne, verblüfft über den trockenen
Humor, den diese Worte bekundeten und den die ausdruckslose Stimme Lügen strafte. Inzwischen hatte Maggie das zweiten Stockwerk erreicht, und er nahm immer zwei Stufen auf einmal, um sie einzuholen.
    Am Ende des schmalen Korridors entdeckte er eine weitere Stiege. »Die führt zum Dachboden«, erklärte sie, als sie seinem Blick folgte. Dann blieb sie vor der ersten der beiden Türen in der zweiten Etage stehen und griff wieder in ihre Rocktasche. Auf dem kahlen Bretterboden in einer Ecke des Gangs stand ein Karren, den sie missbilligend musterte, bevor sie die Tür aufsperrte.
    Um die Ursache dieses Unmuts zu erkunden, fand er keine Zeit, denn die Tür schwang auf, grelles Licht drang ihnen entgegen, und ein schriller Schrei erklang. »Maggie!«
    Sie überquerte die Schwelle, er folgte ihr vorsichtig. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, blinzelte er immer noch ins helle Licht.
    Bis sich seine Augen daran gewöhnten, dauerte es eine kleine Weile. Ein Chaos - das war sein erster Eindruck. Sie standen in einer kleinen, fensterlosen Küche mit verrußten Wänden, an die irgendjemand Reklamebilder geklebt hatte, offenbar in der Überzeugung, das wären schöne Kunstwerke. Von den Wänden herab wurde er von mehreren leuchtenden Augenpaaren fixiert. Zum Beispiel gehörten sie einem Baby, das ein Bad im Sud einer Markenseife genoss, und einer Dame, die strahlend lächelte und die Vorzüge von Blake’s Blacking für All Iron pries. An der gegenüberliegenden Wand verströmte ein verbeulter Herd gnadenlose Hitze. Einige Stühle, die nicht zueinander passten, umgaben
einen Spieltisch, ein Küchenschrank und ein Kinderbett vervollständigten die Einrichtung.
    Sogar ohne die fünf nicht allzu sauberen Gestalten, die hier verweilten, würde man sich in diesem Raum beengt fühlen. Noch nie hatte Charles ein solches Elend gesehen. Überall klebte die Aura bitterer Armut und beschmutzte sogar die blank gescheuerte Tischplatte. Die Küche roch nach Schweiß, abgestandenem Essen und feuchter Wäsche. Nur mühsam vermied er es, die Nase zu rümpfen. Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte er sich an den Türrahmen und setzte jene Miene gelangweilter Gleichgültigkeit auf, die ihm so vertraut war wie ein alter Mantel.
    »Wer ist das?«, fragte ein rothaariger Junge. Bei Charles’ Ankunft war er aufgesprungen. Nun starrte er den Baron mit schmalen Augen an, eine Hand in seiner Jackentasche, die zweifellos eine Waffe enthielt.
    Beinahe blieb Charles’ Herz stehen. Würde dies das unrühmliche Ende eines weiteren ehrlosen Barons of Edgington bedeuten? Irgendwie passend. Solche Gedanken behielt er für sich und schenkte dem Jungen ein verächtliches, hochmütig aristokratisches Lächeln.
    Zu seiner Genugtuung sah er ihn zittern, bevor Maggie mahnte: »Lass ihn in Ruhe, Frankie.«
    Wer immer der Bursche sein mochte, er war nicht ihr Liebhaber. Das verriet ihr Tonfall. Aus unerfindlichen Gründen fand Charles diese Erkenntnis erfreulich.
    Mit gerunzelter Stirn schaute sich Maggie im Licht der Petroleumlampe um, die auf dem Tisch brannte. Sie warf
Charles einen Blick zu. Dann zuckte sie mit den Schultern, als wäre er einfach nur eins von vielen Dingen, die sie in diesem Moment erledigen musste. »Wo ist Nan?«, fragte sie die drei Leute, die am Tisch saßen. »Draußen habe ich den Karren gesehen. Und der Suppentopf steht immer noch auf dem Herd.« Sie zwängte sich zwischen zwei Stühlen zum kleinen Schrank durch und spähte in die gro ße Schüssel, die darauf stand. »Nur die Hälfte aller Teller sind gewaschen!« Sie wandte sich wieder zu den drei Personen.
    Doch die beachteten sie nicht, weil sie immer noch Charles anstarrten - Frankie nach wie vor entrüstet, aber etwas unsicherer, ein braunhaariger Junge sichtlich interessiert und das Mädchen voller Misstrauen.
    »So gut ich konnte, habe ich gespült.« Das dünne Stimmchen drang aus dem Kinderbett, wo sich ein kleines Mädchen über die Gitterstäbe beugte, die ihm nur bis zur Brust reichten. Daneben lutschte ein Kind von undefinierbarem Geschlecht am Daumen.
    »O Moll!« Maggies Gesicht nahm sanftere Züge an. »Wirklich, du musst deiner Schwester nicht die Arbeit abnehmen.«
    Zerknirscht nickte die Kleine.
    »Nan liegt im Schlafzimmer, sie schläft«, verkündete der braunhaarige Junge mit einem kultivierten Akzent, der einen krassen Kontrast zu der schäbigen Umgebung bildete. In einem

Weitere Kostenlose Bücher