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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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billigen, aber sauberen Anzug, das Haar sorgsam gekämmt und mit Makassar-Öl geglättet, sah er wie ein sehr junger und sehr armer Schreiber aus.

    »Sicher schläft sie immer noch«, ergänzte die junge Frau an seiner Seite, ohne Charles aus den wachsamen Augen zu lassen. Ihr Gesicht war von zahlreichen Narben entstellt.
    »Dann geh zu ihr und weck sie«, befahl Maggie.
    Sofort stand die junge Frau auf.
    Aber Maggie bedeutete ihr, wieder Platz zu nehmen, und seufzte. »Schon gut. Wenn sie besoffen ist, macht sie nur Ärger. Vorher muss ich euch was erzählen.«
    »Was du nicht sagst!«, spottete Frankie, seine Hand glitt wieder zur Jackentasche.
    »Frankie«, wiederholte sie in geduldigem Ton, wie einen abgenutzten Refrain. Dann sank sie auf den einzigen freien Stuhl und musterte Charles wie einen unbefugten Eindringling. »Also, dieser Gent heißt Lord Edgington. Er will eine Wette gewinnen. Deshalb wird er für eine Weile mein - Beschützer. Ich muss nur einen harmlosen Auftrag übernehmen.«
    »Hör mal, Maggie …«, mahnte das Mädchen mit dem vernarbten Gesicht.
    »Reg dich ab, Sally«, erwiderte Maggie. »Was du glaubst, ist es nicht. Ganz bestimmt nicht«, fügte sie hinzu, als das Mädchen immer noch beunruhigt die Brauen zusammenzog.
    »Wenn du sicher bist …«
    »Völlig sicher«, beteuerte Maggie.
    Nun versuchte Frankie, dem fremden Mann einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, was wegen seines Unbehagens misslang. »Wahrscheinlich bin ich hier unerwünscht. Da hast du was, Maggie. Darüber bin ich heute gestolpert.
Obwohl du’s wahrscheinlich nicht brauchst, wenn dir dieser reiche Schnösel so viel Zaster gibt, wie du nur willst. Jetzt laufe ich mal zum Buchmacher.« Der sommersprossige Bursche drückte eine Münze in Maggies Hand. Dann verließ er die Wohnung, nachdem er Charles ein letztes Mal feindselig angestarrt hatte.
    Leicht verstört schaute Maggie ihm nach. »Jetzt muss ich packen.« Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Charles und schenkte ihm ein schwaches Lächeln - das erste echte Lächeln, das sie ihm gönnte. »Keine Bange, Mylord, es wird nicht lange dauern. Komm mit mir, Sally.«
    Das verunstaltete Mädchen folgte ihr in den angrenzenden Raum und nahm die Lampe mit. Nur das Licht, das durch die offene Tür hereinfiel, erhellte die Küche. Dann erklang ein Quietschen, und ein hübsches Mädchen - offenbar die pflichtvergessene Nan - stolperte aus dem Zimmer und kniff blutunterlaufene Augen zusammen. Mit einer fahrigen Geste strich sie ihr wirres, schwarzes Haar aus dem Gesicht, bevor sie das Geschirr zu spülen begann und die Teller so laut wie nur möglich klirren ließ.
    Aus dem Schlafzimmer drang eine leise, aber lebhafte Debatte, von der Charles nichts verstand. Verlegen räusperte sich der Junge, der einem Schreiber glich. »Jetzt bringe ich den Karren nach unten«, erklärte er, ohne sich an jemand Bestimmten zu wenden, und schob sich an Charles vorbei. »Pardon, Eure Lordschaft. Wenn ich mich vorstellen darf - ich bin Harry.«
    Wenig später tauchten Maggie und Sally wieder auf, die Lampe wurde auf den Tisch zurückgestellt.

    Die Wangen leicht gerötet - von irgendwelchen Emotionen, die Charles nicht identifizieren konnte - trug Maggie ein Bündel unter dem Arm. Unwillkürlich dachte er an die zahlreichen Truhen und Koffer, die seine Schwester sogar auf kurzen Reisen begleiteten. Welch ein Gegensatz zu den armseligen Habseligkeiten, die dieses kleine Bündel enthalten mochte.
    Offenbar erriet Maggie seine Gedanken, denn sie hob würdevoll ihr Kinn. »So, ich bin bereit.« Die Schultern stolz gestrafft, führte sie ihn aus der winzigen Wohnung.
     
    Maggie stand vor der Haustür, als Lord Edgingtons Kutsche langsam und vorsichtig um die Straßenecke bog. Unter den Rädern spritzte Abwasser empor. Die beiden Rappen, die zum schwarzen Wagen passten, hoben ihre Hufen möglichst hoch, voller Verachtung für das ungewohnte Terrain. Inzwischen hatte Harry den Karren heruntergebracht. Humpelnd schob er ihn in den nächsten Eingang, damit der Landauer weiterfahren und vor dem Laden halten konnte.
    In diesem Moment trat der Baron aus dem Haus. Maggie zwängte sich an ihm vorbei, um die Tür wieder zu versperren, und er erstarrte. Seine reglose Haltung wirkte noch peinlicher, als wenn er nach ihr gegriffen hätte.
    »Verzeihen Sie«, murmelte Maggie und verstaute den Schlüssel wieder in der Tasche ihres Rocks. Wie sinnlos die Vorsichtsnahme war, wusste sie selbst am besten. Doch die

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