Flamme der Leidenschaft - Roman
interessiert, was ich wollte.«
Diese Worte trafen ihn wie Hammerschläge. Widerstrebend musste er ihr Recht geben. Niemals würde er eine affektierte Debütantin küssen, wenn er allein mit ihr im Dunkeln wäre, geschweige denn ihr die Unschuld auf einem alten türkischen Teppich rauben. Offenbar verriet seine Miene, was er dachte, und Maggie senkte verlegen den Kopf.
»Auf Ihre Weise haben Sie nichts falsch gemacht, Sir. Sie sind mindestens zehnmal so viel wert wie ich. Das weiß ich.« Nach einer kurzen Pause schaute sie wieder auf. »Und wenn das einen Unterschied macht - es stimmt, ich wollte es. Ich frage mich nur, ob ich es mir wünschen durfte.«
Charles räusperte sich. Jetzt könnte er sie küssen und
dort fortfahren, wo er aufgehört hatte … Aber der Raum lag nicht mehr im Dunkeln. Und am nächsten Tag würde er Maggie wiedersehen. Regelmäßig würden sie einander begegnen, bis sie ihre Rolle vollendet beherrschte. Er war sich nicht sicher, ob er die unkomplizierte geschäftliche Beziehung in eine intimere, problematische Affäre verwandeln wollte. Was wusste er schon von dieser jungen Frau, außer dass sie eine Opernsängerin werden wollte?
»Vielleicht sind wir nur in diese unangenehme Situation geraten, weil wir einander zu wenig kennen«, bemerkte er, um diesen Gedanken fortzuführen. »Statt uns wie verrückt zu küssen, sollten wir uns die Zusammenarbeit mit einem klärenden Gespräch erleichtern.«
Zu seiner Verblüffung lächelte sie belustigt, ihre Augen verengten sich katzengleich, was ihm keineswegs half, ein ehrbares Desinteresse an ihren Reizen zu empfinden. »Wenn ich auch sehr jung bin,wette ich doch meinen letzten Penny darauf, dass ich schon mehr vom Leben gesehen habe als Sie. Ich versichere Ihnen, es ist ganz normal, dass ein Mann und eine Frau sich ›wie verrückt küssen‹, wie Sie es nennen.«
»Sie sollen sich wie eine Lady benehmen«, mahnte er in scharfem Ton und zügelte den Impuls, der ihn zu neuen »verrückten Küssen« drängte. »Da müssen Sie noch sehr viel lernen.«
In ihren Augen funkelte es boshaft, und sie presste die Lippen zusammen, um die Antwort zurückzuhalten, die ihr auf der Zunge lag.
»Zweifellos wäre es hilfreich, wenn ich etwas mehr über
Sie wüsste. Und zum letzten Mal, knöpfen Sie Ihr Kleid zu!«, fauchte er. Nur mühsam verbarg er seinen Groll.
Diesmal gehorchte sie, aber so langsam und bedächtig, dass es an seinen Nerven zerrte.
Charles versuchte missbilligend die Stirn zu furchen, während er jede einzelne Bewegung der kleinen Finger fasziniert verfolgte. »Nun möchte ich Ihnen beibringen, wie man Konversation macht. Ich beginne mit einer höflichen Frage nach Ihrer Herkunft, und Sie werden ebenso höflich antworten. Verstanden?«
»Wie, bitte?« Ihre Hände hielten inne. »Soll das eine höfliche Frage sein?«
Wollte sie scherzen? Ärgerlich überhörte er ihren Einwand. »Wie gefällt es Ihnen in London, Miss King?«
»Oh …« Maggie starrte ihn an. Dann schloss sie wieder einen Knopf. »Woanders bin ich niemals nicht gewesen.«
»Woanders bin ich nie gewesen«, verbesserte er sie.
Wenn ihr die Korrektur missfiel, zeigte sie es nicht. »Woanders bin ich nie gewesen. Also kann ich London mit nichts vergleichen.«
Charles nickte und hoffte, er würde den Anschein eines ernsthaften Lehrers erwecken. Nur noch vier Knöpfe waren geöffnet. Sobald ihr zarter, rosiger Hals im Kragen verschwand, würde er sich sicherer fühlen. »Wurden Sie hier geboren?«
»In der King Street, im Heiligen Land«, teilte sie ihm widerstrebend mit.
»Welch ein Zufall«, bemerkte er, und sie starrte ihn wieder an. Das musste er ihr abgewöhnen.
»Was?«, fragte sie ungehobelt.
»Nun, Sie heißen King, und Sie kamen in der King Street zur Welt.«
Maggie lachte. »Nein, das ist kein Zufall, denn ich wurde nach dieser Straße benannt.«
»Wie ist das möglich?«
»Als ich ein Baby war, starb meine Mum.« Endlich schloss sie den letzten Knopf. »Allzu viel weiß ich nicht über sie. Mein Bruder Bill nahm mich für ein paar Jahre bei sich auf, er erzählte mir, ihr Vorname war Siobhan. Wenn sie auch einen Nachnamen hatte, kenne ich den nicht. Bei meiner Geburt gab’s schon eine Big Maggie und eine Little Maggie und eine Young Maggie. Für die Leute war ich die Maggie aus der King Street, und schließlich nannten sie mich Maggie King. Das ist genauso gut wie jeder andere Name.«
»Ja, vermutlich«, stimmte er leicht verwirrt zu. »Ist Ihr Bruder
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