Flamme der Leidenschaft - Roman
hätten ein schlechtes Geschäft gemacht, ist das nicht meine Schuld.«
Was er wollte? Bis er die Bedeutung ihrer Worte verstand, dauerte es ein paar Sekunden. Er schaute sich in dem bescheiden möblierten Salon um, und da betrachtete er das Haus mit Maggies Augen - das Erbe der Barons of Edgington, ein ruhiges, diskretes Domizil für diverse Mätressen. Was war logischer als die Vermutung, er könnte solche Dienste auch von ihr fordern?
»Setzen Sie sich!« Gebieterisch zeigte er auf die Umrisse eines Sofas unter einem weißen Staubtuch. »Und um Himmels willen schließen Sie Ihr Kleid!«
Eine Zeitlang starrte sie ihn an, dann erhob sie sich und sank auf die Sofakante, ohne ihr Kleid zuzuknöpfen.
Charles schloss seine Hose und ging zu ihr. So klein und
derangiert sah sie aus, so verwirrt und misstrauisch. Hielt sie ihn etwa für ein Monstrum?
»Natürlich können Sie nicht behaupten, Sie hätten es nicht gewollt«, hörte er sich sagen, eine Verteidigung, als Anklage getarnt.
Schweigend erwiderte sie seinen Blick. Hatte sie es etwa nicht gewollt? Hätte sie ihn geküsst, könnte er ihr die Schuld anlasten. Aber die Initiative war von ihm ausgegangen, sie hatte sich seinen Erwartungen entsprechend verhalten und ihr Kleid geöffnet. Eine Einladung, hatte er vermutet. War sie etwa einfach nur gehorsam gewesen?
Verdammt, jetzt starrte ihn die kleine Bettlerin an, als hätte er soeben ihre Mutter getötet. So albern, so gewöhnlich sah sie in ihrem hässlichen braunen Kattunkleid mit der zerzausten Frisur aus. Gewiss, hübsch genug auf ihre Weise, aber so vulgär. Was hatte er sich eigentlich in diesem dunklen Raum gedacht? Wenn er überhaupt irgendetwas gedacht hatte, abgesehen von der Tatsache, dass eine junge, bereitwillige Frau in seine Arme gesunken war. Mit der Verwaltung seines Familienvermögens beschäftigt, hatte er monatelang keine solche Gelegenheit gefunden. Auch er trug keine Schuld, er hatte nur getan, was jeder Mann an seiner Stelle tun würde.
»Nun, ich dachte …« Hastig verstummte er. Seine Gedanken gingen sie nichts an. »Nur eins habe ich von Ihnen erwartet, Margaret - eine schauspielerische Leistung, mit der ich, Ihr Wohltäter, Sie beauftragen werde. Um meinen Ansprüchen zu genügen, müssen Sie sehr hart arbeiten.«
»Oh!« Obwohl sie nicht errötete, drückte diese kurze
Silbe die ganze Scham aus, die sie empfand. »Aber - Sie haben mich geküsst.«
Ironisch hob er die Brauen. »Da ich mit einer attraktiven jungen Frau allein im Dunkeln war, lag das nahe. Nur weil ich keine anderen Forderungen an Sie stelle, heißt das keineswegs, ich würde eine eindeutige Ermutigung ignorieren.«
»Oh«, wiederholte sie. In ihren Augen erschien ein berechnender Ausdruck, bevor sie den Blick zu seinen Hüften senkte, wo der offene Gehrock seine Erektion nicht verbarg. Offenbar missachtete dieser Körperteil den Sinneswandel Seiner Lordschaft. »So schlimm - fand ich’s gar nicht«, bemerkte sie, um einen neuen Versuch zu wagen. Zumindest kam es ihm so vor. Sie schaute mit gekünstelter Koketterie wieder in sein Gesicht, so dass er verächtlich seufzte.
»Wenn das der ganze Enthusiasmus ist, den Sie aufbringen, werde ich heute Nacht die Gesellschaft Madame Palms und ihrer fünf Töchter vorziehen.«
Erschrocken rang sie nach Atem. »Aber - ich bemühe mich.«
»Das will ich nicht!«, stieß er gereizt hervor und beobachtete, wie sie zusammengesunken auf dem Sofa saß und die Stirn runzelte. »Glauben Sie nicht, was ich Ihnen soeben erklärt habe? Was meine Absichten betrifft?«
Maggie schnitt eine Grimasse, dann murmelte sie: »Nein.«
»Warum nicht?«
Unbehaglich zuckte sie mit den Schultern. »Weil Sie ein
reicher Gentleman sind. Ich bin nur eine Varietésängerin. Und ich habe die Wahrheit gesagt. So schlimm war’s wirklich nicht.«
»Sie verstehen es zweifellos, einen Mann zu umgarnen«, meinte er sarkastisch.
Eine Zeitlang starrte sie ihn wortlos an. Dummes Ding, spottete seine boshafte innere Stimme. Aber in ihren Augen las er unverhohlene Besorgnis um ihn .
»Solche reichen Gentlemen kenne ich«, sagte sie schließlich. »Ihresgleichen behandeln sie anständig. Aber sie lassen die arme, ehrliche Familie eines Lebensmittelhändlers skrupellos hungern, weil sie ihr Geld für eine Wette in Ascot brauchen. Dieser Lebensmittelhändler würde seine Zeit nicht mit einem Mädchen wie mir verbringen. Für den bin ich unerreichbar. So wie Sie für mich. Und ich begreife nicht, warum es Sie
Weitere Kostenlose Bücher