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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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der junge Mann, der heute diesen Anzug trug?« Wohl kaum, denn der Bursche musste jünger als Maggie sein, und angesichts seiner gewählten Ausdrucksweise war eine so nahe Verwandtschaft unwahrscheinlich. Wie auch immer, Charles wollte ihre Bereitschaft ausnutzen, etwas mehr über sich selbst zu verraten.
    Maggie zog die Nase kraus. »Nein, das ist Harry.«
    »Auch ein Bruder?«
    »Ein armes kleines Waisenkind. So wie ich.« Ihre Stimme troff vor Sarkasmus. »Sind wir nicht bedauernswert? Unser Schicksal rührt Sie zu Tränen, was?«
    »Eigentlich nicht«, entgegnete er gleichmütig.

    Sie musterte ihn abschätzend. »Sehr gut. Schon immer habe ich diese Ladys von der Wohlfahrt gehasst, die mich mit ihrem salbungsvollen Gerede und ihrem Mitleid nerven. Mit diesem Gefasel nützen sie uns nichts. Harrys Dad war ein Apotheker. Er wurde krank, wegen der Arztrechnungen und weil er nicht mehr arbeiten konnte, hatten Harry und seine Mum keinen einzigen Penny, als der Alte schließlich ins Gras biss. Seine Mum versuchte, Geld zu verdienen. Aber sie wurde auch krank, bald danach starb sie.«
    »Ist Harry Ihr Nachbar?« Wie Charles sich eingestand, nahm seine Neugier auf Maggies Vergangenheit erschreckende Ausmaße an. Er setze sich zu ihr auf das Sofa, und sie schaute ihn schulterzuckend an.
    »O nein, er wohnt bei uns. Wissen Sie, Sir, dauernd treffe ich Leute, die es schwer im Leben haben. Und wenn man jemandem helfen kann, nun, dann tut man’s eben. Das vergessen sie einem nicht, wenn man eines Tages selber was braucht. Harry ist ein netter Junge. Was ihm zugestoßen ist, verdient er nicht. Also ging ich zu jemandem, der Schriftstücke für einen Rechtsanwalt abfasst, und der verschaffte Harry eine Stellung als Schreiber. Wegen seinem Beinleiden kann der arme Kerl nichts anderes arbeiten. Er verdient zu wenig, um sich ein eigenes möbliertes Zimmer zu leisten. Also schlug ich ihm vor, bei uns einzuziehen. Nach einer Weile wurde er einer von uns.«
    »Von uns?«, wiederholte Charles. Er hatte vermutet, nur Nan, Sally und die beiden Kinder würden zu Maggies Haushalt gehören und die jungen Männer wären Besucher. Offenbar hatte er sich geirrt.

    Überrascht blickte sie auf. »Die meisten haben Sie kennen gelernt, Mylord. Nur Giles war nicht da.«
    Charles rechnete nach - die drei am Tisch, die zwei im Bett, Maggie, Nan, der unbekannte Giles. »Im Ganzen acht Personen?«
    Vielleicht hatte ein Tadel in seiner Stimme mitgeschwungen, denn Maggie ging sofort in die Defensive. »Wir haben drei Zimmer. Frankie, Giles und Harry schlafen im Salon, Moll und Jo haben das Bett in der Küche beim Herd. Das Schlafzimmer teile ich mir mit Nan und Sally. Wir kommen sehr gut zurecht. Manche Leute wären heilfroh, wenn sie einen einzigen Raum für eine so große Familie wie unsere hätten.«
    »Das verstehe ich«, sagte Charles.
    »Harry ist ein guter Junge. Er brachte Sally und mir bei, besser zu reden. Und Giles auch. Der lernt außerdem schreiben und lesen bei Harry, zusammen mit Moll.«
    »Können Sie lesen und schreiben?« Erstaunt hob Charles die Brauen.
    »O ja.« Sie lächelte, als müsste sie an einen geheimen Scherz denken. »Und ich habe eine sehr schöne Handschrift. Viel Zeit zum Üben bleibt mir nicht. Aber ich lese meinen Freunden Geschichten aus der Zeitung vor, wenn Harry keine Zeit hat, weil er Schriftstücke kopieren muss.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Charles. Eine andere Antwort fiel ihm nicht ein. Zumindest keine, dir ihr nicht herablassend erscheinen würde. In wie vielen Salons hatte er gesessen und mit Frauen geplaudert? Im Vergleich dazu war diese Konversation bizarr. Aber sehr real. Er räusperte sich
und stand auf, glättete sein Haar und seine Kleidung. »Nun sollten Sie den Rest des Hauses besichtigen.«
    »Natürlich.« Wieder einmal schien sie sich zu amüsieren. Dann wurde ihr Gesicht ausdruckslos. »Warum nicht?«
    Abrupt wandte er sich ab und verließ das Zimmer, mit dem unerklärlichen Gefühl, Maggie würde ihn auslachen. Er stieg die Treppe hinauf. Im Zwischenstock wartete er, bis sie ihn eingeholt hatte. »Das Wasserklosett«, verkündete er kühl, öffnete die Tür, und Maggie spähte mit großen Augen hinein. Zögernd fügte er hinzu: »Vermutlich wissen Sie nicht, wie das funktioniert.«
    »Oh, doch!«, entgegnete sie fast verächtlich und schob sich an ihm vorbei. Sofort reagierte sein Körper auf ihre Nähe und sandte Befehle zu seinem Gehirn, die es missachtete.
    So aufmerksam, wie sie die

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