Flamme der Leidenschaft - Roman
Maserung und verliehen dem Raum eine kühle, unpersönliche Atmosphäre.
»Da bist du ja!«
Als Charles die unerwartete Stimme hörte, schloss er die Tür hinter sich. »Wie immer, wenn ich daheim bin.«
Millie erhob sich aus einem meergrünen Polstersessel. »Den ganzen Tag warst du weg. Also musst du geplant haben,
wie du unsere Wette gewinnen willst.« Ihre Augen verengten sich. »Das weiß ich.«
»Offensichtlich fantasierst du zu viel.« Er hatte jetzt keine Lust, mit seiner Schwester zu sprechen, wollte keine wippenden Locken und keinen Schmollmund sehen. Und er würde ihre Schmeicheleien nicht ertragen. Was er brauchte, war ein Brandy - vielleicht ein doppelter. Dabei würde er an eine andere Frau denken, keineswegs in brüderlicher Gesinnung. Er ging zum Kamin und zog am Glockenstrang. Falls sein Kammerdiener Kendall den Klingelton hörte, wüsste er, dass Seine Lordschaft zu dinieren wünschte.
»Ach, komm schon!«, gurrte Millie selbstgefällig. »Ich bin nicht dumm. Vor zwei Tagen hast du mich zu dieser albernen Wette verleitet, heute verspätest du dich. Übrigens habe ich Sir Nathaniels Schwester, Lady Victoria, und Leticia Mortimer kurze Briefe geschickt. Keine der beiden wusste, wo du warst.«
»Warum bewirbst du dich nicht bei Scotland Yard?« Ärgerlich lockerte er seine Krawatte. »Sicher würde die Polizei eine so ausgezeichnete Detektivin vom Fleck weg einstellen.«
»Wer ist sie?«, fragte sie und überhörte die spitze Bemerkung. »Das möchte ich wissen!«
»Selbst angenommen, ich hätte irgendetwas getan, was mit unserer Wette zusammenhängt - du schmeichelst dir übrigens, wenn du glaubst, ich würde meine Zeit damit verschwenden - warum sollte ich dich einweihen?« Wieder einmal schnappte er nach dem Köder, den sie ihm hinwarf, was wohl unvermeidlich war.
» Mich musst du nicht zum Narren halten«, entgegnete sie sanft, »sondern alle anderen.«
Charles schenkte sich einen großzügig bemessenen Brandy ein. Fragend hielt er die Karaffe seiner Schwester hin, die ihre Nase rümpfte und das unaufrichtige Angebot durchschaute. »Du, meine Liebe, würdest solche Informationen sofort ausposaunen.«
Die Stirn gerunzelt, starrte sie ihn an. »Jedenfalls werde ich herausfinden, wer sie ist. Ich habe mich an Lord Gifford gewandt … Das heißt, ich bat seine Schwester, mir alles zu erzählen. Er ist immer sehr freundlich zu mir. Viel netter als du.«
Seufzend sank er in den Polstersessel, aus dem sie aufgestanden war. »Um Himmels willen, Millie, du bist dem Kinderzimmer entwachsen. Lass dir bloß nicht einfallen, Lord Gifford zu schreiben. Du kannst nicht mehr mit Gentlemen korrespondieren, wie es dir beliebt. So viel Christopher Radcliffe auch von dir halten mag - sobald er merkt, wie indiskret du bist, wird seine Zuneigung erkalten. Wenn du nicht als alte Jungfer sterben willst, die allen Leuten auf die Nerven fällt, solltest du dich wie eine junge Dame benehmen.«
Millies Gesicht versteinerte. Sekundenlang fürchtete er, sie würde weinen. Sollte sie das tun, würde er sie hinauswerfen, notfalls mit körperlicher Gewalt. Stattdessen zuckte sie nur traurig die Schultern und setzte sich auf den kleinen Schemel zu seinen Füßen. »Früher dachte ich, du wärst der beste Bruder von der Welt«, klagte sie. »Aber nach deiner Rückkehr aus Rugby warst du so still und ernst. Da hast
du mir Angst gemacht. Und jetzt … Nicht einmal neue Kleider darf ich mir kaufen!«
»In diesem Jahr hast du schon fünf neue Kleider bekommen, Millie«, erwiderte er müde.
»So kurz hat Papa mich nie gehalten. Nein, so grausam war er nicht. Natürlich dachte ich, du hättest es nicht so gemeint, als du sagtest, ich müsste meine Ausgaben von Grandmamas Erbe bestreiten. Hätte ich das gewusst, wäre ich so vernünftig gewesen, nicht alle Kleider in diesem Winter schneidern zu lassen. Nun muss ich den ganzen Sommer und sogar noch den Herbst die Fetzen vom letzten Jahr tragen!« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, machte sie eine Pause. Aber Charles nahm nur einen großen Schluck Brandy und genoss den brennenden Geschmack in seiner Kehle. »Was ist geschehen, Chas?«, fragte sie leise und benutzte den Spitznamen, den er zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder hörte. »Warum haben wir keinen Spaß mehr miteinander?«
»Nun, ich bin erwachsen geworden. Diesem Beispiel solltest du folgen. Die Welt besteht nicht mehr aus Ponys und Süßigkeiten.«
Verständnislos blinzelte Millie, und er gönnte sich noch
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