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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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stammelte sie, »wie nett von Ihnen, mich zu besuchen.«
    Ohne sie zu beachten, wandte er sich an Miss West. »Wie mir Ihre Agentur versichert hat, sind Sie sehr tüchtig.«
    »Gewiss, Mylord, die Allerbeste«, antwortete die Gouvernante selbstzufrieden. »Leider hat Miss King vergessen, dass wir nicht aufstehen, wenn ein Gentleman erscheint.«
    Irritiert und verlegen sank Maggie auf ihren Stuhl zurück.
    »Wie eine Lady, bitte«, mahnte Miss West.
    Die Wangen gerötet, straffte Maggie die Schultern, bis sie schmerzten. »Nehmen Sie doch bitte Platz, Mylord«, sprudelte sie in ihren vornehmsten Tönen hervor, während sie
innerlich kochte. Welch ein Unsinn, das ganze Getue und diese Mätzchen, die einzig und allein dem Zweck dienten, eine Närrin aus einer erwachsenen Frau zu machen. Doch sie wusste, es war wichtig, sogar nötig. Also zügelte sie ihren Zorn und lächelte, obwohl sich ihr ganzes Gesicht dabei verkrampfte.
    Höflich erwiderte der Baron das Lächeln und setzte sich auf einen Stuhl ihr gegenüber. Aber seine Augen blieben von der freundlichen Miene unberührt und schienen sie mit einer Intensität zu durchbohren, die er wohl kaum beabsichtigte.
    Auch er hat’s nicht vergessen, dachte sie. Auch er spürt etwas. Ein schwacher Schauder rann durch ihren Körper - Erregung, vermischt mit Unsicherheit.
    »Ist Madame Rochelle heute hierhergekommen?«, fragte er in gleichmütigem Ton.
    »Ja, Sir«, erwiderte Maggie ausdruckslos. »Morgen werden meine ersten Kleider geliefert, sagt sie.«
    »Hat sie gesagt«, korrigierte Miss West pflichtbewusst.
    »Hat sie gesagt«, wiederholte Maggie und widerstand einem Impuls, auf ihrem Stuhl umherzurutschen. »Über ein Dutzend Kleider wird sie für mich anfertigen.«
    Der Baron nickte. »Das weiß ich. Um diese Rolle zu spielen, brauchen Sie eine vollständige Garderobe, Miss King, was beträchtliche Kosten verursachen wird.« Die Stirn gerunzelt, musterte er das Kleid, das sie trug. »Ist das von Madame Rochelle?«
    »Ja.«
    Die Furchen auf seiner Stirn vertieften sich. »Stehen Sie
auf, damit ich es besser sehen kann.« Wortlos gehorchte sie und drehte sich langsam im Kreis. »Völlig unakzeptabel«, urteilte er und starrte das Kleid an, als würde ihn der graue Halbwollstoff beleidigen.
    »Das hat sie mir nur gegeben, damit ich was zum Anziehen habe, bis die ersten Kleider fertig sind«, erklärte Maggie.
    »Sobald sie geliefert werden, dürfen Sie dieses grässliche Ding nie wieder tragen, verstanden? Schicken Sie es an Madame Rochelle zurück. Dafür zahle ich keinen Penny.«
    Verwirrt schluckte sie. »Ja, Sir.«
    Als er ihr bedeutete, wieder Platz zu nehmen, gehorchte sie. Tiefe Stille erfüllte den Raum, und sie starrte einen Punkt an der Stelle an, wo Lord Edgingtons Hals im Hemdkragen verschwand.
    Nach einer Weile räusperte sich Miss West. Eine gelehrige Schülerin, begann Maggie zu reden. »Morgen werde ich einige Dienstboten zu Vorstellungsgesprächen empfangen, Sir, eine Köchin, ein Dienstmädchen, eine Zofe.«
    »Gut.« Anscheinend versuchte der Baron, gelassen zu wirken.
    Aber sie kannte die kleinen Zeichen der Anspannung in einem Mann. Solche Beobachtungen hatten sie vor vier Jahren gewarnt, wenn Johnny drauf und dran gewesen war, ihre arglosen Gefährten mit Schlägen oder Fußtritten zu bestrafen. Was Lord Edgington betraf, musste sie keinen Gewaltakt fürchten. Trotzdem fand sie seine innere Unrast nicht weniger beängstigend, und sie rutschte nervös auf ihrem Stuhl umher. »Da unser Arrangement geheim bleiben
soll, Mylord, würde ich gern zwei Freundinnen einstellen. Sicher können Sie sich drauf verlassen, dass Nan und Sally die Klappe halten.«
    »Dass sie schweigen werden«, korrigierte Miss West missbilligend.
    »Ja, das auch«, bestätigte Maggie und schnitt eine Grimasse.
    »Gut«, wiederholte der Baron.
    »Aber Sally würde ihre Stellungen in den anderen Häusern verlieren, wo sie sauber macht, und Nan die Standplätze für ihren Karren an andere Straßenhändler …«
    »Das verstehe ich.«
    Nun herrschte erneut bedrückende Stille. Machte er es ihr absichtlich so schwer? »Ich lerne, wie eine Lady isst«, berichtete sie zögernd und hoffte, er würde endlich einen Beitrag zur Konversation leisten.
    »Gut«, sagte er wieder.
    Nun hing ihre Geduld nur noch an einem seidenen Faden. »Madame Rochelle hat fünf Unterhosen für mich bestellt. So etwas habe ich noch nie getragen, aber sie hat erwähnt, alle Damen tragen das unter ihren Krinolinen.

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