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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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Charles? Seit einer Ewigkeit halte ich den Tee für dich warm, nun ist schon fast Zeit fürs Dinner!
« Sie schimpfte nicht mit ihm, sorgte sich nur und machte zu viel Aufhebens.
    Mühsam bezwang er den Impuls, einfach an ihr vorbeizugehen. Stattdessen bot er ihr seinen Arm. Sie starrte ihn sekundenlang an. Dann verebbte das lebhafte Getue, und sie ließ sich hilflos die Treppe hinaufführen.
    In der Halle angekommen, erklärte er: »Ich trinke nicht jeden Tag mit dir Tee, Mutter. Auch beim Dinner leiste ich dir nicht regelmäßig Gesellschaft. Also hattest du keinen Grund, mich zu erwarten. Selbst wenn ich zu Hause bin«, er betonte das Wort wenn , »nehme ich meine Mahlzeiten oft allein ein.«
    »Aber ich will wissen, wo du bist«, protestierte sie. »Du hast Robbins nicht mitgeteilt, dass du durch Abwesenheit glänzen würdest. Nicht einmal Kendall. Damit bereitest du mir Sorgen. Das weißt du. Dauernd fürchte ich, irgendetwas Schreckliches wäre passiert. Wenn du mich über deine Pläne informierst, werden deine Mahlzeiten nicht erkalten. Und ich müsste mich nicht aufregen. Übrigens fände ich es besser, du würdest immer hier speisen. Das würde sich günstiger auf deine Verdauung auswirken. Da oder dort zu essen, das ist reine Willkür und sicher nicht richtig …«
    Während seine Mutter ihre Litanei fortsetzte, blieb er in der kalten weißgoldenen Pracht der Eingangshalle stehen. Ringsum postierte sich das Gefolge Ihrer Ladyschaft, und an der Decke lächelte eine üppig gebaute Europa, zwischen den drallen Beinen einen Stier, der in die Wellen stürmte.
    Charles ließ den Arm seiner Mutter los, um seinen Mantel
auszuziehen, und übergab ihn dem nächstbesten Lakaien. In seinen Ohren dröhnte Lady Edgingtons Gejammer. Schließlich verlor er die Geduld, unterbrach sie mitten im Satz und neigte sich zu ihr hinab, ehe sie zurückweichen konnte. »Ich bin nicht mein Vater«, wisperte er so leise, dass nur sie die Worte verstand. Das war er ihr schuldig. »Um mich musst du dich nicht sorgen, weil meine Abwesenheit dein Ehebett nicht besudelt.«
    Entgeistert schnappte sie nach Luft und zuckte zurück. Unter den Rougeflecken färbten sich ihre Wangen weiß wie Marmor. Beinahe bereute er seine Ermahnung. Nur beinahe. Zu oft hatte er als kleiner Junge an der Dinnertafel gesessen, mit knurrendem Magen, während die Suppe verkocht und das Roastbeef vertrocknet und seine Mutter händeringend im Speisezimmer umhergewandert war. So verzweifelt hatte sie abgewartet, ob sich ihr Ehemann verspäten oder überhaupt nicht erscheinen würde.
    »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?«, keuchte sie. Doch sie wirkte weder wütend noch entsetzt. Ihre Antwort war eine erbärmliche Bitte, den Anschein der Schicklichkeit zu wahren. Nur darauf kam es an. »Wie kannst du es wagen, so mit deiner Mutter zu sprechen?«
    Charles seufzte. Plötzlich fühlte er sich müde. Seine Worte hatten nichts bewirkt. Was immer er sagte, es stieß stets auf taube Ohren. »Heute Abend werde ich in meinem Arbeitszimmer essen. Trink deinen Tee, Mutter. Oder setz dich an die Dinnertafel, weil es schon so spät ist. Und warte nie wieder auf mich.« Sarkastisch hob er die Brauen. »Millie hat sicher nicht gewartet.«

    Indem sie nicht widersprach, bestätigte sie seine Vermutung. Nach ein paar Sekunden wandte er sich ab und stieg die Treppe hinauf. Seine Schritte hallten in der Stille wider. Mit hellen, trockenen Augen beobachtete seine Mutter, wie er aus ihrem Blickfeld verschwand.
    In der östlichen Galerie ging er an der Tür seiner Schwester vorbei, zu der Suite am Ende des Flügels, die er nach dem Tod seines Vaters übernommen hatte. Er wollte seine Mutter nicht aus ihren Räumen vertreiben, und es widerstrebte ihm, seinen Kopf auf das Kissen des Vaters zu betten. Deshalb bewohnte er eine Suite, die aus vier Zimmern bestand und ursprünglich für einen anderen Vorfahren eingerichtet worden war. Dazu gehörte, keineswegs zufällig, ein privates Treppenhaus, das zur Bibliothek hinunter- und zum zweiten Stock hinaufführte.
    Er öffnete die Tür seines Arbeitszimmers, wo Kohlen im Kamin glühten und die Flammen einer Gaslampe die kahlen Wände erhellten. In diesem Raum prallten der Tudorund der Barockstil aufeinander, die Wandtäfelung und die Kassettendecke in Weiß und Gold zeigten die Interpretation eines früheren Zeitalters, die im siebzehnten Jahrhundert üblich gewesen war. Die wuchtigen Möbel bestanden aus hellem Ahorn mit lebhafter

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