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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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kultivieren suchte, in leidenschaftlichen Umarmungen.
    Halb und halb hatte er erwartet, seine Faszination von der kleinen Bettlerin würde verfliegen, wenn sie ihre neuen Kleider trug, wenn sie sich zumindest oberflächlich in eine der zahllosen Debütantinnen verwandelte, die man ihm auf allen Bällen präsentierte. Während sie, in Musselin mit Spitzenborten, Seide, Krinolinen und edle Glacélederstiefel gehüllt, ihre Sprechweise verfeinerte, zeigte sich ihr unkonventioneller Geist noch deutlicher. Manchmal fragte er sich, ob sie jemals eine richtige Lady werden könnte. Nicht weil sie ihm immer noch zu gewöhnlich vorkam, sondern weil sie Selbstvertrauen, Entschlossenheit und innere Kräfte besaß,
lauter Eigenschaften, die er in den Salons behüteter junger Damen niemals antraf. Aber wer mochte erraten, woher sie stammte? Jetzt, wo die vulgären Züge hinter einer sittsamen Fassade und untadeligen Manieren verschwanden? Wer würde jemals erahnen, aus welcher Quelle sie ihre Charakterstärke schöpfte?
    Nach einer Woche begann Miss West mit ihrer Schülerin auszugehen. Maggie spielte die Rolle eines gut situierten Waisenmädchens, das von einem Chaperon begleitet wurde und bei seinem Großonkel, einem Junggesellen, lebte. Lachend erzählte sie Charles von ihren Begegnungen im Hyde Park. Kühne junge Männer traten an sie heran, stellten sich vor und versuchten, den informellen Anfang dieser Bekanntschaft mit besonderer Galanterie zu überspielen. Aus ihrer Stimme hörte er das Staunen und die Freude einer Frau heraus, die plötzlich merkte, dass sie bewundert und respektiert wurde. Was ihre Verehrer anstrebten, wusste er - keine verbotene Liaison, eher nicht ganz korrekte, aber hoffnungsvolle Kontakte mit einer jungen Frau aus gehobenen Kreisen. Unwillkürlich empfand er heiße Eifersucht, weil diese Gentlemen einen rosigen Hauch auf Maggies Wangen zauberten. Gleichzeitig grollte er sich selbst, weil er es versäumt hatte, sie ebenso raffiniert zu hofieren wie die nichtsnutzigen Gecken.
    An manchen Tagen wurde ihre Freude über seinen Besuch von einem gehetzten Ausdruck in ihren Augen getrübt, und er erfuhr, bei ihrem Spaziergang habe ihr ein Gassenjunge oder Bettler mitgeteilt, Danny sei sehr zufrieden mit ihren Fortschritten. Charles geriet in Wut und empfand
Angst um Maggie, ein ungewohntes Gefühl. Aber ein Nachmittag, den er in Scotland Yard verbrachte, überzeugte ihn von der Sinnlosigkeit seines Versuchs, offizielle Kanäle zu aktivieren. Der Inspektor verbeugte sich höflich und lächelte unterwürfig, speiste ihn jedoch mit hohlen Beteuerungen ab. Da ihm die Mittel fehlten, Maggie auf Schritt und Tritt bewachen zu lassen, tröstete er sie, so gut er es vermochte, doch ohne nennenswerten Erfolg. Dann versicherte er ihr, Harry sei jetzt glücklich und Giles in Sicherheit, rebelliere allerdings immer noch gegen die Zwänge des Internats. Erst seit Charles ihm ein Taschengeld von vier Shilling pro Woche versprochen hatte, benahm sich der Junge etwas besser.
    Maggies Furcht schien mit jedem Tag zu wachsen. Obwohl er sich immer wieder sagte, kein Verbrecher würde es wagen, eine Frau in Lord Edgingtons Obhut zu attackieren, konnte er ihre Angst nicht ignorieren. Selbst wenn er sie jetzt schützte, was würde geschehen, wenn die gemeinsame Zeit zu Ende ging? Was würde ihr der mysteriöse, schurkische Danny O’Sullivan dann antun?
    Nicht für alle ihre Freunde war gesorgt. Frankie, der schlaksige Rotschopf, der Charles in Maggies Wohnung bedroht hatte, wollte nichts von irgendwelchen Plänen bezüglich seiner Zukunft hören. Starrsinnig trieb er sich auf den Straßen herum, besuchte seine »Mum« aber mindestens einmal pro Woche und erzählte ihr die letzten Neuigkeiten. Der Baron misstraute ihm, vor allem dem Feuer in den dunklen Augen, wann immer der Bursche Maggie anschaute. Genauso unverhohlen glühte wilder Hass in Frankies Blick, wenn er Charles musterte.

    Eines späten Abends betrat er die Eingangshalle des Hauses in Chelsea und begegnete dem Jungen, der gerade gehen wollte. Das schmutzige Gesicht voller Hohn, grinste Frankie Seine Lordschaft an. »Weiß Gott, warum, aber meine Maggie mag Sie. Wenn Sie ihr was zuleide tun, schlitze ich Ihren Bauch auf und werfe Sie den Straßenkötern zum Fraß vor. Ist das klar?«
    Insgeheim gerührt über die Loyalität, die Maggie in ihren Freunden geweckt hatte, erwiderte Charles frostig: »Falls Sie um ihre Sicherheit bangen, sollten Sie sich an Danny

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