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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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läuten, denn die sollte nichts von der geplanten Exkursion wissen. Zweifellos würde die Freundin versuchen, sie davon abzuhalten, natürlich erfolglos, und wütend zurückbleiben.
    Maggie tastete unter der Matratze nach der Pistole, schloss die Finger um das kalte Metall des Laufs und zog die Waffe hervor. Mit der anderen Hand ergriff sie die Kugeln, die Frankie ihr gebracht hatte. Ungeschickt lud sie den Revolver und steckte ihn durch einen verborgenen Schlitz im Rock in eine große Tasche. Schwer und beruhigend schlug er gegen ihren Schenkel.
    Trotz dieses Gewichts fühlte sie sich leicht und frei, während sie die Treppe hinablief, unbehindert von der Krinoline, die immer so unangenehm um ihre Beine schwang. Den ersten Stock passierte sie unbemerkt. Aber in der Eingangshalle stand Mrs Pershing und sprach mit einem der Lakaien, die der Baron als Wachposten abkommandiert hatte.
    »Gehen Sie aus, Miss?« Verwundert hob die Haushälterin ihre Brauen.
    »Ja«, bestätigte Maggie, ohne eine Erklärung abzugeben.
    Statt zu protestieren, verkniff die Frau nur die Lippen,
was Maggie ihr hoch anrechnete. Irgendwie hatte Mrs Pershing von dem Angriff auf Nan erfahren und ihre Besorgnis, die einen wesentlichen Teil ihrer Persönlichkeit bildete, zu übertriebener Wachsamkeit gesteigert. »Soeben haben Harwell und Thomas ihren Dienst angetreten, Miss. Die beiden könnten Sie begleiten.«
    »Nein«, erwiderte Maggie entschieden. »Allein fühle ich mich sicherer.«
    Nun zeigte die Haushälterin ihre Missbilligung noch deutlicher. Aber sie nickte. »Seien Sie vorsichtig, Miss King.«
    »Selbstverständlich.« Maggie ging ins Damenzimmer. Im Schatten vor dem Erkerfenster spähte sie durch den Spalt zwischen den Vorhängen, ohne sie zu berühren. Wie erwartet, lungerte der Straßenkehrer an der Ecke herum.
    Um diese Stunde herrschte reger Betrieb auf der Straße, Droschken folgten einem Omnibus, Gentlemen in dunklen Anzügen, die beinahe wie Uniformen wirkten, eilten vorbei, und Dienstmädchen erledigten vor dem Dinner irgendwelche Besorgungen für ihre Herrinnen. Ein Mann blieb bei dem Straßenkehrer stehen und sprach mit ihm. Dann schwang der Junge seinen Besen und fegte einen Haufen Unrat zur Seite, damit der Gentleman weitergehen konnte, ohne seine Schuhe zu beschmutzen.
    Hastig durchquerte Maggie die Halle und rannte die Eingangsstufen hinab, ehe der Straßenkehrer seinen Beobachtungsposten erneut bezog. Während er einen Penny von dem Gentleman entgegennahm und seinen trägen Blick wieder auf das Edgington-Haus richtete, war Maggie bereits
an drei Häusern vorbeigelaufen, und der Junge beachtete sie nicht, sie war ein schlicht gekleidetes Dienstmädchen unter vielen.
    Der Fußmarsch zum St. James’s Square, wo Perle Blanc wohnte, war sehr lang. Als Maggie ihr Ziel erreichte, brach die Abenddämmerung herein. Übel riechender, düsterer Nebel hatte sich auf die Stadt herabgesenkt, verbarg alle Bewegungen, dämpfte alle Geräusche, und sie stieß beinahe mit einem Mann zusammen. Gerade noch rechtzeitig wurde sie vom trüben Lichtkreis seiner Laterne gewarnt und huschte unentdeckt in einen Eingang.
    Einladend glänzte die Tafelglastür des Hauses, in dem Perle wohnte. Maggie betrat das kleine, in Scharlachrot und Messinggelb gehaltene Foyer und nickte dem Pförtner zu. In den Ecken hingen Farne herunter, auf den Fenstersimsen standen empfindliche Pflanzen in beschlagenen Glaskästen, von Samtvorhängen flankiert.
    »Grauenhaft, diese Nacht«, bemerkte der Pförtner jovial wie eh und je.
    »O ja, Ned«, stimmte Maggie zu. »Die Gaslampen leuchten fast grün, nicht wahr?«
    »Allerdings, Miss.«
    »Hat Miss Blanc heute Abend Besuch?«
    »Nein, soviel ich weiß nicht.« Ned strahlte über das ganze Gesicht. »Offenbar sind Sie die Erste.«
    Maggie wünschte ihm eine gute Nacht und stieg die Mahagonitreppe hinauf. Lautlos eilten ihre Schritte über den dicken Orientteppich, mit dem die Stufen ausgekleidet waren. Unter ihrer Hand fühlte sich das gewachste Holzgeländer
angenehm warm an. In jeder Etage lagen vier Wohnungen. Perle hatte sich im dritten, obersten Stockwerk einquartiert. Wie sie erklärt hatte, ertrug sie keine Schritte über sich.
    Als Maggie anklopfte, öffnete ihr die Zofe die Tür und führte sie durch die Diele in den üppig ausgestatteten, mit zahlreichen Antiquitäten und Kunstgegenständen geschmückten Salon. Wenn Perle auch behauptete, sie würde schöne Dinge lieben, vermutete jeder, der sie kannte, dass

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