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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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O’Sullivan wenden, nicht an mich.«
    Frankies Brauen zogen sich zusammen. »Wer sagt denn, dass ich mich nicht um ihn kümmere?« Mit diesen Worten rannte er aus dem Haus und verschwand in schwarzen Schatten.
    Eine Woche verstrich, dann zwei, dann drei. In manchen Nächten gewann Charles den Eindruck, Maggie wäre seine Seelenverwandte. In anderen überlegte er, ob er jemals begreifen würde, warum sie die seltsame, problematische Familie, die sie um sich geschart hatte, mit einem so leidenschaftlichen Beschützerinstinkt umsorgte. Aber meistens sah er nur ihre komplexe Persönlichkeit, bezwingend und unergründlich, provozierend und faszinierend, eine starke Willenskraft in einem kleinen, zierlichen Körper, der zu bersten schien, weil er zu viele Facetten enthielt. Warum er jeden Abend zu ihr ging, wusste er nicht.
    Noch weniger verstand er, wieso sie stets bereitwillig in seine Arme sank, trotz ihrer unverblümten Kommentare über gewisse »Realitäten«. Doch die erklärten nicht, was in
ihnen vorging, wenn sie miteinander allein waren. Für ihn symbolisierte sie Farbe, Feuer, Zorn und Hoffnung, und er wagte nicht, dies alles zu ergründen, weil er fürchtete, eines Morgens könnte die Magie entschwinden wie Elfengold. In wenigen Wochen würden sie sich trennen. Was sollte er dann tun?
     
    Am dritten Donnerstag, den Maggie im Haus in Chelsea verbrachte, erhielt sie eine kurze Nachricht und erkannte die Handschrift des Barons.
    Heute Abend bin ich anderweitig beschäftigt. Pardon, Lord Edgington.
    Einerseits enttäuscht, andererseits erleichtert, seufzte sie. Viel zu sehnsüchtig hatte sie seinen täglichen Besuchen entgegengefiebert, die sie mit heißer Freude erfüllten. Aber jedes Mal, wenn er sich verabschiedet hatte, spürte sie eine qualvolle innere Leere, als hätte er einen wesentlichen Teil von ihr mitgenommen, zusammengefaltet in seiner Tasche verstaut. Nur ein paar Stunden lang durfte sie schlafen, bis der Morgen dämmerte, mit weiteren Lektionen, Spaziergängen und gnadenlosen Regeln, die ihr Gehirn in eine neue, fremde Form pressten.
    Mindestens einmal pro Woche schickte er ihr eine solche Botschaft und erinnerte sie an seine anderen Pflichten, an sein anderes Leben, zu dem sie nicht gehörte und das sie nicht verstand. Sie hatte stets geglaubt, die reichen Pinkel könnten tun, was ihnen beliebte. Aber anscheinend mussten sie sich so verhalten, wie es die restlichen reichen Pinkel wünschten. Eine armselige Freiheit, wenn man bedachte,
wie viel Geld sie besaßen. Ihren Konversationen mit Edgington hatte sie entnommen - obwohl er es niemals aussprach -, dass das Dasein der Aristokratie eine phänomenale Pantomime wäre, ein grandioses Kasperlespiel, in dem schon seit Generationen unentwegt derselbe Akt wiederholt wurde.
    Als Mrs Pershing ihr die Nachricht brachte, war Miss West eben erst gegangen, und Moll errichtete einen gefährlich schwankenden Porzellanstapel auf einem Silbertablett. Maggie betrachtete die Vorhänge, die ihr die Sicht auf die dunkle Straße versperrten und die den Straßenkehrer an der Ecke verbargen. Zum Teufel mit Danny und seinen Ränkespielen, seinen Lügen!
    Rastlos fühlte sie sich in einem Haus gefangen, das ihr erst vor wenigen Wochen so groß erschienen war. Aber so geräumig ein Gefängnis auch sein mochte, es blieb ein Gefängnis, sie musste ihm entrinnen, einen Ort aufsuchen, den sie kannte, den sie verstand. Nicht die Church Lane, obwohl Frankie irgendwie die Miete bezahlte. In einer Londoner Nacht wäre das die letzte Gegend, wo sie sich sicher fühlen würde. Aber vielleicht die Wohnung einer Freundin …
    Seit sie Edgingtons Liebhaberin oder Schülerin war, oder was auch immer, hatte sie nicht mehr mit Perle Blanc gesprochen. Die sorgsam formulierten Antworten auf Maggies ebenso sorgsam formulierte Briefe legten die Vermutung nahe, die Opernsängerin hätte ihr Geheimnisse mitzuteilen, wenn sie es nur wagte. Möglicherweise war es an der Zeit, diese Geheimnisse zu ergründen.

    Entschlossen ging sie in ihr Schlafzimmer hinauf und zog sich um, schlüpfte in ihre alten Unterröcke und das braune Kattunkleid. Sollte sie die Unterhose anbehalten? So einen neumodischen Luxus kannten die Gassenmädchen nicht. Aber sie hatte sich daran gewöhnt, und unter den Röcken war die Hose unsichtbar.
    Da sie ein fashionables Korsett trug, hing das alte Kleid formlos an ihr, und sie lockerte die Verschnürung, so gut sie es ohne Hilfe vermochte. Sie wollte nicht nach Sally

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