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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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»Verstehst du, was ich meine?«
    »O ja«, erwiderte er leise, mit gepresster Stimme. »Diese Wertschätzung verdiene ich nicht. Aber - ja, ich verstehe das alles.«
    Verblüfft starrte sie ihn an. »Warum verdienst du sie nicht?«
    Sein Lächeln glich eher einer Grimasse. »Glaubst du nicht , ich hätte genauso wie alle anderen jungen Gentlemen herumgehurt und mich betrunken? Ich hätte nicht gespielt, die Rechnungen meines Schneiders vergessen und andere Menschen ausgenutzt, nur zu meinem Vergnügen, so wie meine Vorfahren?«
    Entschieden schüttelte sie den Kopf.

    »Nun, ich habe versucht, mich zu bessern , wie diese abgedroschene Phrase lautet. Aber manche Taten kann man nicht ungeschehen machen.«
    »Was hast du denn verbrochen?«
    »All die üblichen gedankenlosen Verfehlungen, die ein Mann in meiner Position automatisch begeht, weil er praktisch dazu gezwungen wird. Hast du noch nie gehört, die Sünden der Väter würden auf die Söhne zurückfallen?«
    »Nein«, entgegnete Maggie und las eine vage Belustigung in seinen Augen.
    »Oder dass man das Blut in seinen Adern nicht leugnen kann?«
    »So was habe ich schon mal gehört. Aber daran glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte er, von echter Neugier erfasst.
    »Meine Mutter war eine billige irische Hure. Wenn sie keine miesen Tricks ausprobierte, betrank sie sich. Und mein Vater - wahrscheinlich kannte sie nicht einmal seinen Namen. Jedenfalls kann er nicht viel besser gewesen sein. Als sie bei der Choleraepidemie starb, wurde sie weggeschleppt und ins einzige bisschen Erde geworfen, das ihr jemals wirklich gehörte. Wenn ich auch nichts Besonderes bin, etwas mehr habe ich sicher aufzuweisen.«
    Die Lider halb gesenkt, hing der Baron seinen Gedanken nach. »Bei mir war’s etwas anders. Was hat deine Mutter dir hinterlassen?«
    Die Worte schnitten in eine vertraute Wunde, die war so alt, dass Maggie den Schmerz kaum noch spürte. »Gar nichts. Nicht einmal einen Namen.«

    »Aber mein Vater hinterließ mir einen Titel und das schmutzige Erbe der Edgingtons. Wie kann ich das eine annehmen und das andere ablehnen? Zu den Ländereien gehören die Schulden, zum Adelstitel diverse Laster. Letztere hat sein Tod ebenso wenig ausgemerzt wie die anderen Konsequenzen seines Lebens und das Leben meiner Großväter und Onkel seit elf Generationen. So befleckt der Makel auch die Gegenwart.«
    Wieder einmal erschien in Maggies Fantasie das Bild seiner bewegten Hand in einer Kasperlepuppe, die seinen Rang darstellte. Aber jetzt fand sie die Vision nicht absurd, sondern unheilvoll - eine groteske Puppe besudelte den Mann, der sie gar nicht berühren wollte. »Irgendwann sollte es aufhören, denn es wäre zu grausam, wenn jemand die Sündenlast all seiner Vorväter tragen müsste. Wie würde das enden? Nach so vielen Generationen könnte ein Mann unter einer solchen Bürde nicht mehr aufrecht gehen.«
    »Das Böse in den Menschen lebt auch nach ihrem Tod weiter. Und das Gute wird oft mit ihren Gebeinen begraben.« Obwohl er lächelte, las Maggie tiefe Trauer in seinen Augen. »So einfach ist es leider nicht. Das gilt auch für die Wette mit meiner Schwester. Jetzt, wo wir beide hier sitzen, scheint der Zwischenfall, der dazu geführt hat, in weiter Ferne zu liegen.« Als wollte er die Ironie der Situation ausdrücken, hob er die Brauen. »Ich versuchte, ein Unrecht meines Vaters wiedergutzumachen oder wenigstens zu mildern, indem ich für das uneheliche Kind meiner Gouvernante sorgte.«
    »Sein Kind?«

    »Ja, sein Kind und ihre Schande. Miss Barrett wurde weggeschickt, ein Jahr, nachdem meine Mutter sie eingestellt hatte. Kein einziges Mal fragte ich, warum. Die Hintergründe fand ich erst heraus, als ich ein paar Monate nach dem Tod meines Vaters seine Papiere durchsah. Dabei befand sich der Brief einer Frau, die eine billige Pension besaß. Dort hatte die Gouvernante gewohnt. Die Wirtin schrieb meinem Vater, Miss Barrett sei gestorben und ihre Tochter müsse das Haus verlassen, wenn er die Miete nicht bezahlte.«
    »Hat er bezahlt?«, fragte Maggie.
    Der Baron schüttelte den Kopf. »Offenbar waren ihm irgendwelche Spielschulden oder ein neues Pferd wichtiger. Immerhin entnahm ich jenem Brief, wo ich Miss Barretts Tochter finden würde. Und so suchte ich sie auf. Da erfuhr ich noch mehr.«
    »Zum Beispiel?«
    Edgingtons Gesicht wirkte wie versteinert, seine Stimme emotionslos. »Offenbar hatte die Gouvernante meinen Vater nicht verführt. Sie war mehr oder weniger

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