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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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Howser aufgespürt hat, entsann sich Maggie. Bisher war sie ihm nicht begegnet, wusste aber über die Rolle Bescheid, die er in der Komödie spielte. Ärgerlich kräuselte sie die Lippen. Charles, Sir Nathaniel, Lord Gifford, Miss Howser - wie viele Leute wussten sonst noch Bescheid?
    Lord Gifford verfolgte das Thema nicht weiter. Kurz danach saßen sie an der Tafel. Eine ältere Dame erklärte Maggie zum Ehrengast und wies ihr einen Platz neben Charles zu. Wie die glitzernden Augen der Frau verrieten, handelte sie eher aus Neugier als aus Großmut, weil sie selbst nur
zwei Stühle von dem interessanten Neuankömmling entfernt saß. Wie auch immer, Maggie war dankbar für diesen Platz. Und da Lord Gifford sich an ihrer anderen Seite niederließ, war sie wenigstens einigermaßen von den forschenden Blicken der Leute geschützt, die sie zum Narren halten sollte.
    Auf ihr Rollenspiel konzentriert, kam sie erst jetzt dazu, den Raum zu betrachten. Wie die Eingangshalle und die Wintersuite ganz in Weiß gehalten, nahm ihr die üppige Ausstattung des Speiseraums den Atem. Zwischen seidenen Wandbehängen glänzten versilberte Stuckschnörkel, große Spiegel wechselten sich mit Gemälden ab, die heroische Motive darstellten. An der langen Tafel fanden die dreißig Gäste mühelos Platz. Trotz der Lakaien in den blaugoldenen Livreen, die hinter allen Stühlen standen, wirkte der Raum nicht überfüllt. Wahrscheinlich konnte er dreimal so viele Gäste aufnehmen.
    Unauffällig warf Maggie einen Blick auf Charles, nicht ganz sicher, was sie sehen würde. Ja, derselbe Mann, der in unbewusst arroganter Lässigkeit an ihrem kleinen Tisch in Chelsea saß. Das Kopfende dieser langen Tafel beherrschte er ebenso mühelos wie jenes kleine Zimmer. Ein goldener Gott vor dem Hintergrund des schneeweißen Dekors, der geborene Herr eines vornehmen Hauses, jeder Zoll ein gebieterischer Lord Edgington.
    Am anderen Ende des Tischs plauderte seine Mutter fröhlich mit ihren Freunden. Hinter ihr standen wie üblich die beiden schwarz gekleideten Frauen, offenbar ihre Gesellschafterinnen. Nur selten ließ Lady Edgington mit
knappen Gesten erkennen, dass sie während des Dinners alle Vorgänge dirigierte. Trotzdem schien sich alles, was in diesem Raum geschah, um sie zu drehen, als wäre sie das wichtigste Rädchen in einem komplizierten Mechanismus. Maggie fragte sich, was Ihre Ladyschaft denken würde, wenn sie wüsste, dass die unstandesgemäße Geliebte ihres Sohnes an dieser Tafel saß. Und was sie tun würde … Bei diesem Gedanken erschauerte sie.
    Bei der Mahlzeit sprach sie so wenig wie möglich. Obwohl sie sich nicht mehr darauf konzentrieren musste, manierlich zu essen, wollte sie keine Aufmerksamkeit erregen. Sie fürchtete, sie würde ziemlich unsicher wirken. Doch das konnte man von einer verwaisten jungen Dame erwarten, die sich nie zuvor in der gehobenen Gesellschaft aufgehalten hatte, mochte sie auch gut situiert und von untadeliger Herkunft sein.
    Charles wechselte kaum ein Wort mit ihr und mimte den großmütigen, aber schweigsamen Gastgeber. Nur ein einziges Mal, als sie nicht beobachtet wurden, zwinkerte er ihr zu. Sofort flog ihm ihr Herz entgegen. Die Kluft, die zwischen ihnen entstanden war, schloss sich, und Maggie verbarg ihr Lächeln hinter ihrem Weinglas.

12
    N ach der Mahlzeit zogen sich die Damen nur für zehn Minuten zurück, bevor auch die Gentlemen den großen Salon betraten. Eifrig schlug Lady Edgington vor, Scharaden zu spielen, was mit einhelliger Begeisterung akzeptiert wurde. Vier Gäste erklärten, sie würden nur zuschauen. Bald teilten sich die anderen, Jung und Alt gleichermaßen, in vier Gruppen. Miss Crossham und ihre Mutter gaben ihnen versiegelte Umschläge mit gefalteten Papieren. Darauf stand, welche mythologischen Motive sie darstellen sollten.
    Zu Maggies Erleichterung gehörte sie Charles’ Gruppe an, der sich auch Lord Gifford, zwei Schwestern mit dunkelblondem Haar und der Ehemann der Älteren angeschlossen hatten. Die Gruppen trennten sich, um ihre Tableaux zu planen, der Baron führte seine Mitspieler in einen kleinen Nebenraum, der wie eine scharlachrote Schmuckschatulle leuchtete.
    Lord Gifford öffnete das Kuvert. Die einzelnen Motive kannte Maggie bereits, denn Charles hatte seiner Mutter über die Schulter gespäht, ehe die Umschläge versiegelt worden waren. Danach hatte er Miss West angewiesen, ihre Schülerin auf alle vier Möglichkeiten vorzubereiten.

    »›Wer ist die

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