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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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Schönste?‹«, las Lord Gifford und blickte auf. »Wir sollen vorführen, wie Paris entscheidet, welche der drei Göttinnen den Apfel bekommen soll.«
    »Aber das ist weder römisch noch pastoral«, wandte Maggie ein, als würde sie ganz automatisch protestieren. Charles hatte sie beim Dinner über das Motto der Hausparty informiert. Nun wurde sie von allen angestarrt und musste sich nicht um ein Erröten bemühen.
    »Miss Crossham hat dieses Thema ziemlich großzügig interpretiert«, bemerkte Lord Gifford gedehnt. »Glücklicherweise stehen uns drei Damen zur Verfügung, um die Göttinnen zu verkörpern. Ansonsten müsste ich Aphrodite mimen.«
    Pflichtbewusst kicherte Maggie, was Charles bewog, hinter Giffords Rücken pikiert die Brauen hochzuziehen. Offenbar missfiel ihm ihr affektiertes Verhalten. Was dachtest du denn?, hätte sie am liebsten gefragt. Immerhin bin ich eine Schauspielerin. Doch sie verkniff sich die Grimasse, die sie gern geschnitten hätte.
    Faith Weldon, die ältere Schwester, sollte Hera personifizieren, ihr Ehemann den obersten Gott Zeus. Entschieden weigerte sich Charles, Hermes-Flügel an den Schuhen zu tragen, und so wurde ihm die Rolle des Paris zugeteilt. Mrs Weldon überredete die unscheinbare, verlegene Miss Flora dazu, Aphrodite zu spielen. Lord Gifford übernahm den Part des Götterboten Hermes. Für Maggie blieb nur noch die Rolle der Athene übrig.
    Danach mussten sie ihre Kostüme und Requisiten aussuchen. Maggie folgte einigen Gästen zu den Schlafzimmern.
Dabei kam sie an Miss Flora vorbei, die gerade auf die Klinke einer verschlossenen Tür drückte.
    »Fern!«, rief sie ärgerlich und klopfte an. »Ich weiß, du bist da drin! Sperr sofort die Tür auf!«
    »Nein, du darfst nicht hereinkommen«, drang eine Stimme durch das Holz. »Sonst siehst du, was ich tue. Außerdem brauche ich Careys Hilfe. Wenn ich dich hereinlasse, machst du mir unsere Zofe abspenstig!«
    Wütend starrte Flora die Tür an, und Maggie zögerte.
    Einer so privilegierten jungen Dame dürfte ihr Mitleid wohl kaum gelten, schon gar nicht, wenn sie sich wegen einer solchen Bagatelle aufregte. Ihre verzweifelte Miene wirkte fast lächerlich, noch dazu über einem so wohlgenährten, kerngesunden Körper. Mit bebenden Fingern zupfte sie an der Spitzenborte ihres Dekolletés, die so viel gekostet haben musste, wie Maggie in einem Monat beim Varieté verdiente. Und doch - Miss Floras Kummer war eindeutig echt.
    »Miss King!«
    Maggie drehte sich zu Lord Gifford um, der neben Sir Nathaniel stand. »Ja, Sir?«, fragte sie und verbarg ihren Argwohn.
    Ehe er mit gedämpfter Stimme antwortete, trat er vor und zeigte auf den Gentleman hinter sich. »Das ist Sir Nathaniel Dines.«
    »Ja, vor dem Dinner haben Sie mich auf ihn hingewiesen.« Sie nickte dem glatt rasierten, untadelig gekleideten Mann mit dem kunstvoll zerzausten Haar zu.
    »Wir möchten Ihnen unsere Dienste anbieten«, fuhr
Lord Gifford fort. »Da Sie zum ersten Mal in einem Tableaux mitwirken, dachten wir, Sie würden ein paar Anweisungen brauchen.«
    »Vielen Dank, Sir, aber es würde niemanden überraschen, wenn Miss King, die ein so zurückgezogenes Leben geführt hat, bei einer Scharade nicht zu brillieren weiß.« Als der schwarzhaarige Aristokrat grinsend seine Zähne entblößte, wuchs ihr Misstrauen. »Zudem wollte ich Miss Flora gerade vorschlagen, mir beizustehen.«
    »Sehr gut.« Beide Gentlemen nickten und entfernten sich.
    Maggie wandte sich wieder zu dem Mädchen. »Miss Flora?«
    Sichtlich verwirrt, blinzelte die junge Dame. Wäre sie hübsch gewesen, hätten die erstaunlich blauvioletten Augen ihrem Gesicht eine besondere Aura verliehen. Stattdessen hoben sie die unscheinbaren Züge noch hervor. »Ja, Miss King?«
    »Wollen wir gemeinsam nach unseren Kostümen suchen? Meine Bettlaken könnten wir als Chitons verwenden.« Maggies Lächeln fühlte sich steif an. Doch sie hoffte, es wirkte ermutigend.
    »Oh, das wäre wundervoll.«
    Als Maggie vor ihrer Tür stehen blieb, kicherte Flora nervös.
    Maggie schaute sie fragend an.
    Nun errötete das Mädchen heftiger denn je. »Das ist die Wintersuite. Sicher wollte Lady Edgington freundlich zu Ihnen sein. Aber hier wohnte einst eine berüchtigte Kurtisane,
die Mätresse eines Baron Edgington, der seine Frau hasste. Wegen ihres Geldes wagte er nicht, sie aus ihren Räumen zu vertreiben. Deshalb baute er eigenhändig eine Treppe, die diese Suite mit der darunter befindlichen verbindet, Letztere

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