Flamme der Leidenschaft - Roman
Besuch. Nehmen Sie an unserer Hausparty teil. Später werde ich Erkundigungen einziehen, dann sehen wir weiter.«
»Vielen Dank, Madam«, antwortete Maggie, und ihre innere Anspannung, die sie bisher gar nicht registriert hatte, verflog.
»Sicher wollen Sie sich nach Ihrem Abenteuer frisch machen.« Einen besseren Vorschlag hätte Ihre Ladyschaft gar nicht machen können, und Maggie nickte erleichtert.
»O ja, Madam.«
Lady Edgington läutete mit einer Kristallglocke, die neben ihr auf einem Tisch lag. Nach wenigen Sekunden betrat ein Dienstmädchen den Salon. »Bringen Sie Miss King bitte in ein Gästezimmer.«
»In welches, Mylady? Die sauberen sind alle besetzt.«
Die Baroness zögerte. »Ist die Wintersuite geöffnet?«
»Ja, Mylady.«
»Dann führen Sie Miss King dorthin.«
Maggie verabschiedete sich von der Hausherrin und folgte dem Stubenmädchen eine Seitentreppe hinauf.
Am Ende eines langen Korridors blieben sie vor einer Tür stehen, die das Mädchen öffnete. »Gerade wird Ihr Gepäck aus Ihrem Wagen geholt. Ich werde jemanden heraufschicken, der ein Feuer im Kamin macht und die Suite in Ordnung bringt. Um acht Uhr findet das Dinner statt.
»Danke«, erwiderte Maggie geistesabwesend und betrat ein verschwenderisch eingerichtetes Wohnzimmer. Die Schritte des Dienstmädchens, das sich rasch entfernte, hörte sie kaum.
Noch nie hatte sie einen solchen Luxus gesehen. Vage erinnerte sie sich an die Eingangshalle des Edgington House und den kleinen Salon, in dem die Baroness sie empfangen hatte. Auch diese Räume präsentierten sich in exquisiter Pracht. Aber Maggie war vor ihrem Gespräch mit der alten Lady und währenddessen furchtbar nervös und unfähig gewesen, die Einzelheiten ihrer Umgebung zu registrieren. Inzwischen hatte sie die Schwelle überquert, vorbei am Cerberus. Amüsiert lächelte sie über diesen Vergleich der schmächtigen, sorgenvollen Gastgeberin mit dem mythologischen
Monstrum, über das sie im Lauf ihrer Studien einige Geschichten gelesen hatte. Nun hinderte sie nichts daran, das Wohnzimmer der sogenannten Wintersuite zu inspizieren.
Der Marmorboden und die teilweise mit Damast verkleideten Gipswände schimmerten weiß. An der Holztäfelung glänzten vergoldete Ornamente. Eigentlich müsste der Gesamteindruck steril wirken. Aber wie Maggie nie zuvor festgestellt hatte, gab es verschiedene Nuancen von Weiß, Grau und Blau in den abendlichen Schatten. Zaudernd ging sie über den dicken Teppich. In diesem Raum grenzte alles an Extravaganz, der kunstvolle Stuck an der Decke und den Wänden, der edle Damast, die Schnitzereien an den Möbeln. Zweifellos hätte das Dekor überladen gewirkt, wäre das Weiß mit anderen Farben kombiniert worden.
Als sie die restliche Suite besichtigte - ein zweiter Salon, ein Schlafgemach und ein großes Ankleidezimmer -, fühlte sie sich wie ein unbefugter Eindringling. Leicht benommen kehrte sie in den ersten Raum zurück und setzte sich auf ein Sofa. Erst jetzt erkannte sie in vollem Ausmaß, was der Titel des Barons für Charles bedeutete. Gewiss, er hatte ihr von seiner Kindheit und Jugend erzählt. Doch die Beschreibung der Tages- und Nachtkindersuite, des Rasens, der Allee und der Grotte hatten nur verschwommene Bilder in Maggies Fantasie heraufbeschworen. Wie sein Leben gewesen sein musste, hatte sie sich nicht vorstellen können. Jetzt erschien ihr die überwältigende Opulenz wie eine Verhöhnung der Stunden, die er mit ihr im Haus in Chelsea verbracht
hatte. Sicher kam es ihm wie ein Puppenhaus vor, obwohl es Räume enthielt, in die Maggies ganze St. Giles-Wohnung passen würde. Diese Suite im Edgington House könnte das ganze Haus in Chelsea aufnehmen.
Maggie erschauerte in der Kälte, die von den steinernen Mauern ausging, und wünschte, der angekündigte Dienstbote möge sich beeilen. Aber nicht einmal das hellste Kaminfeuer würde ihre Angst verscheuchen, die wachsende Überzeugung, die ganze Eskapade wäre eine sehr, sehr schlechte Idee.
Drei Stunden nach Maggies dramatischer Einführung in die vornehme Gesellschaft herrschte immer noch fieberhafte Aufregung im Edgington House. Diese Sensation übertrumpfte mühelos die Empörung über Miss Howsers skandalöse Gegenwart, sogar das Interesse an Lord Langstons halb fertigem Haus, obwohl - oder vielleicht weil Maggie bei dieser Besichtungstour äußerste Zurückhaltung geübt hatte. Während ihrer Abwesenheit wurde die Geschichte allen Gästen erzählt, die nicht an der Ausfahrt
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