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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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einen guten Preis bietet.›
    Mein Herz klopfte plötzlich wie wild, als ich zu verstehen begann, was hier vor sich ging. Ich spürte, wie der Fremde mir eindringlich ins Gesicht schaute.
    ‹Er hat schöne Augen›, bemerkte er beiläufig und schenkte mir ein anerkennendes Lächeln. ‹Wie heißt er denn?›
    ‹Seine Mutter hat ihn auf den Namen Jesús taufen lassen›, amüsierte sich unser Aufseher.
    ‹Ich nehme ihn›, sagte der Fremde, als ob ihm mein Name eine letzte Bestätigung gegeben hätte. ‹Haben Sie einen Käfig für ihn, oder wird er mir freiwillig folgen?›
    ‹Ich hole einen Käfig›, sagte der Aufseher und war schon draußen im Regen verschwunden.
    ‹Wir sollten uns beeilen›, fügte mein Master hinzu. ‹Ich will nicht, dass seine Mutter bemerkt, wie wir ihn fortschaffen. Schon gar nicht soll sie wissen, wer ihn gekauft hat. Das gibt nur unnötiges Geschrei.›
    Als der Fremde mich abführen wollte, indem er meinen Oberarm mit einer Hand umfasste, stemmte ich die Fersen in den feuchten Lehmboden und weigerte mich, auch nur einen Schritt nach vorne zu machen. Doch alle Gegenwehr half nicht. Der Master umfasste meinen anderen Arm, und zusammen waren die beiden Männer um ein Vielfaches stärker als ich. Mühelos zerrten sie mich zur Tür.
    Zu meinem Schreck tauchte auch noch unser Aufseher auf und legte mir ein dickes Seil um den Hals. Wie bei einem Hund, den man an einen Pflock anbindet, zog er die Schlaufe fest zu. Ich bekam kaum noch Luft und versuchte mit beiden Händen das Seil zu lockern, aber da wurde ich auch schon in einen Käfig gestoßen, der so niedrig war, dass ich allenfalls sitzen konnte.
    Als die Tür hinter mir mit einem Eisenschloss verriegelt war, interessierte sich niemand mehr für mein lautes Geschrei. Sosehr ich auch jammerte, meine heisere Stimme ging im Sturm und Regen erbarmungslos unter. Ich sah die Umgebung nur noch durch ein paar quadratische Löcher, und Tränen der Verzweiflung schossen mir in die Augen, als ich begriff, dass sich die Kutsche, auf deren Gepäckablage man den Käfig geladen hatte, unaufhaltsam in Richtung Hafen bewegte.
    Unterwegs passierten wir die Kolonne meiner Mutter, die auf dem Nachhauseweg war. Ich brüllte wie am Spieß, aber sie hörte mich nicht. Und während ich tobte und schrie, legte sich eine bleierne Gewissheit über meinen Verstand: Ich würde die Plantage nicht wiedersehen. Und was noch viel schlimmer war – ich würde meine Mutter nicht wiedersehen. Nie mehr. Für den Rest meines Lebens.»
    Lena hatte atemlos zugehört und kämpfte nun mit den Tränen.
    «Und … was ist mit deiner Mutter geschehen? Ich meine, sie muss doch verrückt geworden sein vor Sorge, als du plötzlich verschwunden warst?»
    «Allerdings», sagte er und stieß einen lang gezogenen Seufzer aus. «Nachdem sie herausgefunden hatte, was geschehen war, ist sie mit dem Herz einer Löwin bei ihrem Master aufgetaucht und hat ihn zur Rede gestellt. Doch er meinte nur, sie solle zu den Aufsehern gehen und sich ein neues Kind machen lassen. Daraufhin hat sie ihn auf ewig verflucht und sich mit einer Machete die Adern an den Armen aufgeschlitzt. Ihn ließ das kalt. Er befahl seinem Oberaufseher, sie abführen zu lassen, und dieser vergewaltigte sie in einer abgelegenen Scheune, bevor er sie in ihrem halb toten Zustand in einen Fluss warf, wo sie von Krokodilen gefressen werden sollte.»
    «Oh mein Gott!»
    Nach diesen furchtbaren Wahrheiten fühlte sich Lena ganz schwach auf den Beinen, erst recht, als sie sein bernsteinfarbener Blick traf, um zu ergründen, wie sehr sie diese Offenbarung schockierte.
    «Wie kam es, dass sie nicht gestorben ist?», flüsterte sie bebend.
    «Ein Sklave hat sie gefunden und konnte sie gerade noch rechtzeitig zu jener Obeah-Zauberin bringen, der sie sich zuvor anvertraut hatte.»
    «Und was war mit dir? Wo bist du gelandet?»
    «Castillo des Moro, Kuba. Mein neuer Master hat mich ohne Skrupel dorthin verschleppt. Erst später habe ich erfahren, dass er mir damit womöglich ein noch schlimmeres Schicksal erspart hat.»
    «Ich frage nicht danach, wie du hierhergekommen bist», sagte sie leise. «Ich kann es mir denken. Aber eins muss ich wissen: Wann hast du deine Mutter wiedergesehen?»
    «Vor gut einem Jahr habe ich sie endlich gefunden.» Er sah zu Boden und nickte bedächtig.
    Lena seufzte erleichtert.
    «Anscheinend hattet ihr beide einen Schutzengel, der sich nach einigen Fehltritten auf seine ursprüngliche Aufgabe besonnen

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