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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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hat.»
    Er lächelte schwach. «Ja, vielleicht könnte man es so nennen.»
    Plötzlich kam ihr ein grausamer Verdacht. Die Frau in der Höhle hatte zwei gut sichtbare Narben an der Innenseite ihrer Unterarme gehabt.
    «Diese Frau in der Höhle … sie ist deine Mutter, nicht wahr?»
    «Ja», bekannte er beinahe entschuldigend. «Und es tut mir aufrichtig leid, dass sie deine Hochzeit verdorben hat. Ich wusste nicht, dass sie so etwas vorhatte. Hätte ich es gewusst, hätte ich es mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Sie hat damit sich und uns in große Gefahr gebracht. Aber ich kenne ihre wahre Geschichte auch erst seit ein paar Tagen und beginne zu begreifen, warum es ihr so wichtig ist, an den Blakes Rache zu nehmen.»
    «Dann ist Lord William dein Vater?», erkundigte Lena sich atemlos.
    «So ist es», bekannte er. «Aber für mich spielt das keine Rolle.»
    «Dann warst du es, der …», – der Captain Peacemakers Soldaten auf dem Gewissen hat, dachte sie, sprach es aber nicht aus. «… sie vor den Soldaten gerettet hat», sagte sie stattdessen.
    Den Gedanken, dass er möglicherweise zwei Morde begangen hatte, empfand sie als quälend. Doch wer hätte es ihm in Anbetracht der Lage verdenken können? Sie presste die Lippen zusammen, um sich nicht zu verraten.
    «Meine Mutter hat sich selbst gerettet, indem ihr die Flucht gelungen ist», sagte er und ging auf die weiteren Vorkommnisse nicht ein, was ihn in Lenas Augen nicht eben entlastete. «Sie ist trotz ihrer alten Tage ein tapferes, flinkes Mädchen.»
    Lenas Blick flüchtete sich in die Ferne. Dort, wo vorher nur ein paar Wolken zu sehen gewesen waren, zuckten nun heftige Blitze.
    «War das der Grund, warum du mich entführt hast?», fragte sie und vermied es geflissentlich, ihn anzuschauen.
    «Nein», bekannte er mit Nachdruck in der Stimme. «Es war Zufall, dass du mir und meinen Leuten in die Arme geritten bist. Als ich jedoch gesehen habe, wer du bist, war mir klar, dass du uns nützlich sein könntest. Wir versuchen, ein paar Todgeweihte in Fort Charles freizupressen. Woher hätte ich wissen sollen, dass du dich ebenfalls auf der Flucht befindest?»
    Der Wind war stärker geworden, und Lena fröstelte. Instinktiv zog sie die Knie an und legte schützend ihre Arme darum. Ihr hünenhafter Begleiter, dem von seiner schrecklichen Vergangenheit offenbar etliche Narben geblieben waren, entledigte sich seines Hemdes und legte es ihr um die Schultern.
    «Hast du schon viele Weiße getötet?»
    «Es gibt Dinge, über die sollten wir besser nicht sprechen», sagte er, und sie konnte ihm ansehen, dass er ihre Gedanken erraten hatte. «Komm. Lass uns zur Höhle zurückgehen.»
    Sie hob den Kopf und schaute ihn an, als ob er aus einer anderen Welt zu ihr sprechen würde, was gewissermaßen auch stimmte. Und doch hatte sich etwas verändert. Zwischen ihnen war ein zartes Band des Vertrauens gewachsen, da er ihr sein vielleicht größtes Geheimnis anvertraut hatte. Sie spürte eine seltsame Nähe und Verbundenheit zu diesem Mann, der noch Minuten vorher ihr ärgster Feind gewesen war.
    «Jess», begann sie leise.
    Am liebsten hätte sie ihn berührt, um wiedergutzumachen, was ihr Schwiegervater ihm und seiner Mutter angetan hatte. Doch das war unmöglich, wie sie in aller Deutlichkeit spürte.
    «Wie hätte ich wissen können …», begann sie unbeholfen. «Ich hatte ja keine Ahnung …»
    «Keine Ahnung von was?» Jess grinste anzüglich und hob eine Braue. «Dass ich William Blakes Sohn bin?»
    Er schüttelte den Kopf und setzte eine bemerkenswert neutrale Miene auf.
    «Das hat nichts zu bedeuten. Jedenfalls nicht für mich. Er ist so gut oder so schlecht wie alle anderen weißen Menschenschänder, die in ihren Sklaven nichts Besseres sehen als halbwegs zivilisierte Arbeitstiere.»
    Er stand auf und fasste nach ihrem Arm, um ihr aufzuhelfen. Sie ließ es bereitwillig geschehen.
    «Wahrscheinlich hast du gespürt, dass deinem Mann und seinem Vater etwas Düsteres anhaftet. Etwas, das deiner aufrichtigen Natur widerspricht», sagte er leise. «Sonst wärst du den beiden bestimmt nicht davongelaufen.»
    «Ich bin nicht wegen der schrecklichen Lebensumstände der Sklaven weggelaufen», bekannte sie reumütig und wich dabei seinem prüfenden Blick aus. «Ich bin weggelaufen, weil ich eifersüchtig war und mich von Edward zutiefst gedemütigt fühlte. Das ist nichts im Vergleich zu den furchtbaren Verletzungen, die sein aalglatter Vater dir und deiner Mutter

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