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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Zuchthengst sein, der nicht nur die schweren Arbeiten auf den Zuckerrohrfeldern übernehmen kann, sondern all Ihren jungen Sklavinnen kräftige Fohlen zeugt.›
    Ich hatte keine Ahnung, was er damit meinte. Die Hände des Fremden erforschten ungeniert meinen Leib. Ich getraute mich nicht zu atmen, geschweige denn davonzulaufen, obwohl ich das am liebsten getan hätte. Ausführlich wurden meine Beine abgetastet, von unten nach oben, und schließlich ruhten seine Finger auf meinem Penis. Ich spürte, wie er schwoll, was mir unangenehm war.
    ‹Seht Ihr›, triumphierte mein Master. ‹Er wäre jetzt schon bereit, wenn er das richtige Alter hätte.›
    ‹Wie alt ist er denn?›, erkundigte sich der Fremde, während er mir ohne Vorwarnung wie einem Pferd in den Kiefer griff und meine Zähne anschaute.
    ‹Acht›, antwortete unser Aufseher stellvertretend für den Master. ‹Wie Sie sehen können, hat der Zahnwechsel bereits eingesetzt.›
    ‹Was wollen Sie für ihn haben?›, fragte der Fremde und strich mir abschließend übers Haar, das mir schon damals bis über die Schultern reichte.
    Dann gab er mir einen Schubs und bedeutete, dass ich mich wieder anziehen könne.
    ‹Zweihundert Pfund›, erwiderte der Master, ‹so viel, wie ich Ihnen seit dem gestrigen Kartenspiel schulde.›
    ‹Ein stolzer Preis.›
    Der Fremde nickte bedächtig und schob mich dabei noch einmal prüfend hin und her.
    ‹Er ist ein Mulatte›, bemerkte er nachdenklich. ‹Für einen Neger ist er ziemlich hell.›
    ‹Er ist ein Terzerone›, berichtigte ihn unser Aufseher. ‹Die Mutter ist eine Mulattin und sein Vater ist Weißer.›
    ‹Seine Mutter ist eine Kreolin›, berichtigte ihn der Master rasch. ‹Hier auf der Farm geboren. Ihre Mutter diente bereits im Haushalt meines Großvaters.›
    ‹Und wer ist sein Vater?›
    Der Fremde hob eine Braue, wobei sein Blick auf den Aufseher fiel, der jedoch abwehrend den Kopf schüttelte.
    ‹Ich bin sein Vater›, antwortete unser Master mit leiser Stimme, als ob er nicht wolle, dass ich es hörte. ‹Aber das geht keinen was an.›
    Ich hatte trotzdem verstanden, was er gesagt hatte, und dachte, dass er den Fremden anlog. Meine Mutter hatte mir immer gesagt, dass mein Vater tot sei. Aber der Fremde glaubte ihm wohl.
    ‹Und dann wollen Sie ihn nicht behalten?›, fragte er den Master. ‹Ich meine, er ist Ihr Sohn. Bedeutet er Ihnen denn gar nichts?›
    ‹Er ist der Balg einer Hure, die meine Gier nach weiblichem Fleisch befriedigt hat, als meine eigene Gemahlin mit unserem einzigen Sohn guter Hoffnung war. Meine Frau war ohnehin nicht gesund, und der Arzt riet mir, sie für die Zeit der Schwangerschaft nicht zu behelligen. Also, was sollte ich tun? Und seine Mutter›, er wies mit einem kurzen Kopfnicken auf mich, ‹ist eine Hexe, die nun unbotmäßige Ansprüche stellt. Ich denke schon länger darüber nach, beide zu verkaufen – am besten getrennt und weit weg von dieser Insel, damit sie nicht eines Tages mit dem Jungen wieder vor der Tür steht und ihn gegen mich aufhetzt.›
    Die kalten, grauen Augen des Masters musterten mich wie ein seltenes Insekt, das es zu zertreten galt. Als ich begriff, dass er offenbar die Wahrheit über meine Zeugung gesagt hatte, nahm mein Frösteln noch zu, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass meine Mutter endlich nach Hause käme.
    ‹Ich habe einen ehrbar geborenen Sohn›, sagte der Master fest und entzog mir abrupt seine Aufmerksamkeit. ‹Ihn muss ich vor diesem Gesindel schützen, ebenso wie meine Frau, die mit Zwillingen schwanger ist. Ich kann mein Leben und das meiner Familie nicht von den unverschämten Ansprüchen dieser Sklavin bestimmen lassen.›
    ‹Sie sollten dazu übergehen, ungehorsame Sklaven die Peitsche spüren zu lassen, anstatt sie zu verkaufen›, riet ihm der Fremde. ‹Oder wollen Sie Ihre Ernte eines Tages alleine einfahren?›
    ‹Sie wissen doch, wie diese Neger sind›, erwiderte der Master und bedachte mich mit einem bösen Blick, der mir das Gefühl gab, etwas Schlimmes verbrochen zu haben. ‹Sie sind dumm, böse und verschlagen. Ausgeburten der Hölle eben. Wenn sie sich nicht mehr züchtigen lassen, ist es besser, man befreit sich von ihnen oder bringt sie um.›
    ‹Das bedeutet, Sie wollen den Jungen sowieso loswerden?›, fragte der Fremde und hob eine Braue.
    ‹Wenn
Sie
ihn nicht nehmen, Montalban, werde ich ihn auf der nächsten Sklavenauktion in Spanish Town an den erstbesten Käufer abgeben, der mir

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