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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Yams.»
    Erst jetzt sah Jess, dass kein Eintopf im Kessel brodelte, sondern lediglich das Wasser, in dem die großen schwarzen Krabben, die bei Einbruch der Nacht aus ihren Löchern schlüpften, zu Tode gekocht wurden. Der eigentliche Eintopf war schon in einem anderen Kessel vorbereitet worden. Ein paar kleine Jungs machten sich einen Spaß daraus, die relativ großen Krustentiere aus einem Korb zu befreien und ihnen hinterherzulaufen, während die tierischen Opfer aussichtslos um ihr Leben krabbelten.
    Eine Frau war unterdessen damit beschäftigt, die frisch gekochten Krabben nach und nach mit einer Holzzange aus dem dampfenden Wasser herauszufischen und auf einem Holzblock mit einer Machete zu zerteilen. Wiederum eine andere pulte das helle Fleisch aus den aufgebrochenen Schalen und Zangen und gab es zu dem bereits fertigen Gemüseeintopf.
    Wortlos nahm Selina einen Blechnapf von einem Tisch und schöpfte zwei gute Kellen des fertigen Eintopfs hinein. Dann legte sie einen dicken Maisfladen dazu und übergab Jess beides.
    «Gibst du mir bitte noch eine zweite Portion», bat er.
    Selina reagierte nicht sofort, sondern sah ihn mit einem unergründlichen Blick an. In ihren braunen Augen spiegelte sich das offene Feuer des Ofens. Dann ging sie zum Tisch, nahm einen neuen Napf und bereitete eine weitere Portion Suppe mit Brot. Er bedankte sich mit einem Nicken und wendete sich zum Ausgang. Plötzlich stand sie neben ihm und versperrte ihm den Weg.
    «Stimmt es, dass sie aussieht wie ein Engel?»
    «Selina, was soll das? Wovon redest du?»
    «Von der Frau, die du mit der Suppe versorgst.»
    «Du dürftest gar nicht von ihr wissen.»
    «Nathan sagte, er hat euch gesehen, wie du sie zum Quellteich geführt hast.»
    «Nathan redet zu viel für einen Krieger», erwiderte Jess dunkel.
    «Schläfst du mit ihr?»
    In ihrem Blick spiegelte sich eine Mischung aus Trauer und Enttäuschung.
    «Red keinen Unsinn», entgegnete er und versuchte sich seine Verlegenheit nicht anmerken zu lassen. «Sie ist eine Gefangene.»
    Selina schaute ihn von unten herauf an und lächelte unsicher.
    «Gerade deshalb könntest du mit ihr tun, was du willst.»
    «Sehe ich so aus, als ob ich das nötig hätte?»
    Langsam wurde er ärgerlich.
    «Was hat sie, was ich nicht habe?»
    Selina beabsichtigte offenbar nicht, ihn einfach mit seiner Suppe ziehen zu lassen. Deshalb stellte er die Schüsseln auf dem Boden ab, um sich ihr intensiver zu widmen. Eine eifersüchtige Frau konnte weitaus gefährlicher sein als eine ganze Armee. Er fasste sie bei den Schultern und sah ihr tief in die Augen.
    «Hör zu, Selina», sagte er leise, «das hier hat überhaupt nichts mit uns beiden zu tun. Deshalb möchte ich, dass du aufhörst, so zu sprechen.»
    «Deine Mutter sagt, sie sei eine gefährliche Frau, die es auf dein Herz abgesehen hat, und dass du dein Leben aufs Spiel setzt, wenn du dich mit ihr einlässt.»
    «Abgesehen davon, dass ich mein Leben tagtäglich aufs Spiel setze, wie alle anderen Krieger dieses Lagers auch, redet Baba ohne Sinn und Verstand», erwiderte Jess verärgert. «Ich will nicht, dass du dich mit ihr über diese Sache unterhältst. Nicht mit ihr und auch mit keiner anderen Frau dieses Lagers. Dafür ist die Angelegenheit viel zu gefährlich. Cato und ich haben einen Plan, und dabei wird uns diese weiße Frau nützlich sein. Ich tue das alles nur, um die drei Jungs zu retten, die in Fort Charles auf ihre Hinrichtung warten. Hier geht es nicht um eine mögliche Liebschaft; hier geht es um Leben und Tod. Und zwar für uns alle. Hast du mich verstanden?», fragte er schroff.
    «Ja», hauchte sie und blickte eingeschüchtert zu Boden.
    Jess verharrte noch einen Moment, dann bückte er sich, hob die zwei Blechnäpfe vom Boden auf und eilte davon.

    Lena verspürte eine diffuse Freude, als Jess nach längerem Warten endlich in der Höhle auftauchte. Ihr Blick streifte seine schönen, kräftigen Hände, in denen er zwei Blechteller balancierte. Darin schimmerte eine sämige Flüssigkeit.
    «Oh», sagte sie nur. «Ich dachte schon, du hättest mich vergessen.»
    Er warf ihr einen undurchsichtigen Blick zu. Dann setzte er die beiden Teller ab, bevor er seinen ledernen Rucksack von den Schultern gleiten ließ und die Türe zu ihrem Verlies aufschloss. Nachdem er seinen Rucksack wieder geschultert hatte, nahm er die Blechteller auf und trat durch die Tür.
    In der Zelle reichte er ihr einen Teller Suppe und setzte danach seinen Rucksack direkt neben

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