Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
Vom Netzwerk:
wieso wissen Sie dann nicht, wo sie sich befindet? So groß ist das Land schließlich nicht.»
    «Anscheinend immer noch groß genug, um sich in einem Rattenloch verkriechen zu können», erwiderte Bolton leicht ungehalten. «Sie wissen doch selbst, wie gerissen die Einheimischen sind. Sie kennen Verstecke, von denen wir nicht einmal etwas ahnen. Außerdem müssen wir davon ausgehen, dass sie taktisch hervorragend geschult und zudem schwer bewaffnet sind. Nach dem letzten Maroon-Krieg im Jahr 1795 hat unser Militär davon Abstand genommen, blind Männer und Material zu opfern, bloß um ein paar Rattenlöcher auszuräuchern, die danach durch neue ersetzt werden.»
    «Aber hier geht es nicht um Rattenlöcher, sondern um das Leben meiner Frau», erwiderte Edward im Brustton der Überzeugung.
    «Gewiss», bestätigte Bolton. «Dadurch bekommt das Ganze eine neue Qualität. Ich glaube kaum, dass der König von England mit einem solchen Vorgehen der Aufständischen einverstanden ist. Selbst wenn er ernsthaft darüber nachdenkt, die Sklaverei abschaffen zu lassen. Das hier geht entschieden zu weit.»
    «Und was haben Sie nun vor?»
    «Wir werden die Entscheidung des Parlamentes abwarten müssen», meinte Bolton diplomatisch. «Es ist fraglich, ob die Vertreter der einzelnen Landesteile einer Freilassung der Delinquenten zustimmen werden. In der Zwischenzeit können wir uns noch ein wenig unterhalten, und Sie erzählen mir ein bisschen mehr über Lady Helena. Es wäre interessant für mich zu wissen, ob sie – vorausgesetzt, alles hat seine Richtigkeit – einer solchen Entführungssituation gewachsen ist? Was nützt es uns, wenn sie am Schock stirbt, bevor wir auch nur daran denken können, eine Gefangenenherausgabe vorzunehmen? Sollte es jedoch tatsächlich zu einem Austausch kommen, werden wir Ihre Ehefrau verhören müssen, um herauszufinden, wo ihre Peiniger sie gefangen gehalten haben. Dafür benötige ich Ihre Einverständniserklärung als Ehemann.»
    «Die sollen Sie getrost haben», bemerkte Edward gereizt. «Aber wenn ich es richtig sehe, müssen wir zunächst einmal sicherstellen, dass sie sich tatsächlich in den Händen irgendwelcher Wilden befindet und vor allem, dass sie noch lebt. Wenn dem so ist, sollten wir sie schleunigst finden, bevor ihr weiteres Leid zugefügt wird. Deshalb kann ich nur an Sie appellieren, sich mit Ihren Ermittlungen zu beeilen. Wenn Sie wollen, stelle ich meine Männer gerne für weitere Suchaktionen bereit.»
    «Keine Sorge», sagte Bolton. «Wir werden eine Lösung finden, um Ihre Frau heil zu Ihnen zurückzubringen, selbst wenn es den Einsatz sämtlicher auf der Insel befindlicher Militärs erfordert.»

    Es hatte aufgehört zu regnen, doch das Lager stand halb unter Wasser. Ein paar Kinder planschten mit nackten Füßen im Matsch, als Jess die Kochhütte der Frauen erreichte. Um diese Zeit wurde gewöhnlich das Abendessen zubereitet, an dem alle Lagerbewohner teilnehmen konnten. Darüber hinaus war es verboten, eigene Feuerstellen zu betreiben, weil zu viel Rauch verräterisch sein konnte. Schon von weitem stieg Jess der Duft von Eintopf und frisch gebackenen Maisbrotfladen in die Nase.
    Vor den Hütten standen ein paar Frauen und unterhielten sich kichernd. Als sie Jess gewahrten, waren sie sogleich still und grinsten sich verstohlen an. Ihre leicht anzüglichen Blicke ruhten auf seinem nackten Oberkörper. Obwohl er das Interesse der Lagerbewohnerinnen gewöhnt war und sich eher darüber amüsierte, wäre er seinen Verehrerinnen diesmal am liebsten aus dem Weg gegangen. Die ganze Situation hatte etwas von einer Verschwörung, was ihm irgendwie unheimlich erschien.
    Er versuchte die Frauen zu ignorieren und duckte sich beim Eintritt in die Hütte. Sein überraschter Blick fiel auf Selina, die er hier nicht erwartet hatte. Normalerweise war sie für die Versorgung der Krankenstation und für die Wäsche zuständig. Er setzte eine möglichst neutrale Miene auf.
    «Habt ihr was zu essen für mich?», fragte er in die Runde.
    «Warum nicht?», erklärte Selina mit einem seltsam unbeteiligten Ausdruck in den Augen.
    Gewöhnlich flirtete sie mit ihm, wenn sie aufeinandertrafen, und lachte ihn an. Vielleicht war sie noch immer verärgert, weil er ihr am Waschteich eine Abfuhr erteilt hatte.
    «Was gibt es denn Gutes?», fragte er und warf einen Blick in den großen Eisentopf, der auf einem provisorisch erbauten Herd aus Steinen vor sich hin simmerte.
    «Schwarzkrabbenragout mit

Weitere Kostenlose Bücher