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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Annäherung in den letzten drei Wochen schon allein durch Maggies ständige Anwesenheit so gut wie unmöglich gewesen war. Keinerlei Intimitäten vor der Vermählung, lautete das eherne Gesetz. Und erstaunlicherweise hatte Edward nichts unternommen, um diese Regel zu brechen.
    «Ich werde dich ebenfalls vermissen», beruhigte er sie. «Aber wenn du in ein paar Monaten in Falmouth an Land gehst, wird die Freude umso größer sein. Und außerdem können wir uns bis dahin jederzeit schreiben.»
    «Ein schwacher Trost», befand Lena, zumal die Briefe, die sie sich schrieben, ebenfalls einer Art Zensur unterlagen, weil ihr Vater mit Sicherheit wissen wollte, was darin zu lesen stand.
    Edward umarmte sie noch einmal fest, bevor er zusammen mit Lord William Blake an Bord ging. Mehr war nicht zu erwarten. Erst als das Schiff ablegte, wurde ihr bewusst, dass er in all der Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, kein einziges Mal von Liebe gesprochen hatte.

Kapitel 3
    August 1831 // Jamaika // Paradiesgarten

    H afen in Sicht», brüllte der Matrose vom Rabennest herunter und versetzte damit das gesamte Dreimastvollschiff in Aufruhr.
    Die
Mary-Lynn
war ein schneller Segler mit hundertfünfzig Mann Besatzung und ebenso vielen Passagieren, die sich die vier Etagen je nach Herkunft mit mehr oder weniger schmackhaftem Proviant und einem reichhaltigen Angebot an kostbarer Fracht teilten: Stoffe und Kosmetikartikel aus Paris, Wein aus Deutschland, Werkzeug und Möbel aus Wales und Whisky aus Schottland, alles sicher in Kisten verpackt. Dazu kam ein Heer blinder Passagiere, die jegliche Anlandung genutzt hatten, um unbemerkt an Bord schleichen zu können – Ratten und Kakerlaken. In jedem Hafen wurden es mehr, wie Dr. Beacon, der Schiffsarzt, Lena nur allzu bereitwillig erklärte.
    Die Ratten waren der Hauptgrund, warum Lena darauf verzichtete, aus ihrer Luxuskajüte, direkt unter dem Oberdeck und neben der Offiziersmesse, allzu weit in den Bauch des Schiffes vorzudringen. Ein anderer war Maggie, deren Gesundheitszustand sich zunehmend verschlechterte, was Lenas durchgehende Anwesenheit erforderte.
    «Wa… wa… was», stammelte Maggie, bleich wie der Tod und mit neu hinzugekommenen, schwarzen Schatten unter den Augen, die sie beängstigend krank aussehen ließen.
    Lena legte ihr beruhigend die Hand auf die Stirn, die sich trotz der fürchterlichen Hitze kalt und trocken anfühlte. Dass sie nicht schwitzte, lag daran, dass ihr ausgedörrter Leib nicht bereit war, auch nur einen weiteren Tropfen Wasser zu erübrigen. Und während das Schiff unentwegt in den Wellen stampfte und rollte, ergriff Maggie ein erneuter Würgereiz, der wie seine Vorgänger ins Leere verlief, weil ihr Magen seit Tagen keinerlei Inhalt mehr vorweisen konnte.
    «Sie muss unbedingt trinken», hatte Dr. Beacon mit einer gewissen Dringlichkeit im Blick empfohlen, bevor er nach der morgendlichen Visite ihre Kajüte verlassen und in Richtung Achterdeck davongeeilt war.
    Dort wartete eine Handvoll Deutsch-Lutheraner, die sich ebenfalls auf der Überfahrt nach Jamaika befanden und dringlich seiner Zuwendung bedurften. In der vergangenen Woche waren zwei der Lutheraner-Kinder am Sumpf-Fieber erkrankt und drohten zu sterben. Die Männer und Frauen in ihrer züchtigen, einfachen Aufmachung hofften darauf, in der Karibik endlich ihr Glück zu machen. Als Lena zufällig von der Krankheit der Kinder erfuhr, hatte sie mit den Frauen Tee, Zucker, getrocknetes Obst und Zwieback geteilt, das sie auf Anraten ihres Vaters vorsichtshalber in einer eigenen Proviantkiste mit sich führte.
    Zu Beginn der Schiffsreise hatte die Bordküche für die gehobene Klasse noch einen gewissen Luxus aufbieten können, was die Speisen betraf, aber schon nach einer Woche ging die Qualität der Mahlzeiten drastisch zurück. Ab der dritten Woche war die Versorgung mit frischen Lebensmitteln zunehmend schwieriger geworden, wenn man vom täglich gefangenen Fisch einmal absah. Erst auf der Rückfahrt würde die
Mary-Lynn
wieder mit Kaffee und Zuckermelasse, Apfelsinen, Mangos und Ananas beladen sein, die dann im halb reifen Zustand ihren Weg nach Europa antraten.
    Lena griff nach der emaillierten Schnabeltasse, die Dr. Beacon ihr bereitwillig überlassen hatte, und versuchte erneut ihrer Begleiterin, die wie tot in ihrer Koje lag, den längst kalt gewordenen Kamillentee einzuflößen.
    «Du musst endlich mehr trinken», herrschte Lena ihre Freundin mit verhaltener Stimme an, als diese auf ihre

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