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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Bemühungen nicht reagierte. Sie stellte die Tasse auf den Boden und trommelte sachte mit den Fingern auf Maggies eingefallene Wangen. «Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir den sicheren Hafen von Falmouth erreichen. Edward wird uns sogleich in unser neues Zuhause bringen. Dort wirst du wieder ganz gesund werden, das verspreche ich dir!»
    Maggie brabbelte irgendetwas Unverständliches als Antwort, und Lena ging erneut dazu über, ihr einen Schwamm, getränkt mit einer Lösung aus Wasser, Honig und Zitronensaft, vorsichtig an die Lippen zu pressen.
    Beinahe vier Wochen waren sie nun unterwegs, obwohl das Schiff als eines der schnellsten seiner Klasse galt. Aber wer hätte wissen können, dass die Wirbelsturm-Saison dieses Jahr so heftig ausfiel und sie permanent in schwere Stürme gerieten. Außerdem hatte nichts darauf hingedeutet, dass Maggie keine Schiffsreisen vertrug. Immerhin hatte sie auf der Überfahrt von Hamburg nach London keine entsprechenden Symptome gezeigt und auch sonst hatte sie nichts dergleichen erwähnt. Möglicherweise war Maggies innere Abwehr gegen dieses Unternehmen daran schuld, dass ihr Magen nun so empfindlich reagierte. Im Grunde wollte sie Lenas bevorstehende Ehe mit Sir Edward Blake nicht gutheißen.
    «Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich der Richtige für dich ist», hatte Maggie überraschend nach einem Abend im Royal-Theater verlauten lassen, den sie gemeinsam mit Edward und seinem Vater in einer teuren Privatloge verbracht hatten. «Ich habe ihn beobachtet. Bei dem Stück heute Abend hat er einige Male an den falschen Stellen gelacht. Meist dann, wenn jemandem Böses widerfahren ist. Überhaupt finde ich, dass sein Blick verschlagen ist. Seine Augen stehen viel zu eng beieinander. Und erst die seines Vaters! Wenn er eine Frau anschaut, wirkt er wie ein reißender Wolf, der sich einem Lamm nähert. Wenn ich ehrlich bin, habe ich ein wenig Angst vor den beiden», mahnte sie weiter.
    Maggie war eifersüchtig, gar keine Frage. Aber um sie nicht zu verlieren, hatte Lena schließlich mildere Töne angestimmt und sie am Ende davon überzeugt, ihr trotz aller Vorbehalte in die Karibik zu folgen, und sei es nur, um sie vor dem von ihr prophezeiten Untergang zu erretten.
    Auch ihr Vater, der sie wegen dringender Geschäfte nicht selbst nach Jamaika eskortieren konnte, war ihr beruhigter erschienen, als sie ihm bestätigte, dass Maggie sie in die Fremde begleiten würde.
    Als die Stimmen an Deck lauter wurden, beschloss Lena, nach oben zu gehen, um zu sehen, wie sie endlich in den lang ersehnten Hafen einliefen. An der Reling hatten sich bereits jede Menge Schaulustige eingefunden, die in der gleißenden Sonne standen und staunten, wie blau das Meer rund um Jamaika war. Die Luft draußen war warm und feucht, aber längst nicht so stickig wie in den Kabinen. In der Ferne kündigten dunkle Wolken ein Gewitter an, und Lena hoffte, dass sie vorüberziehen würden.
    «Wie geht es Ihrer Freundin?», sprach Dr. Beacon sie unvermittelt von der Seite an.
    Im Vergleich zu seinem unscheinbaren Äußeren – Halbglatze, grauer Backenbart, Brille und schmächtige Statur – war seine Stimme gewaltig, was wahrscheinlich von seiner Zeit als Militärarzt in der Armee herrührte.
    «Gut», antwortete sie hastig und schüttelte gleich darauf den Kopf. «Nein, nein, was rede ich da – es geht ihr nicht gut. Jedenfalls nicht wirklich. Sie trinkt nicht, und es fällt mir schwer, sie wach zu halten.» Lena seufzte leise. «Ich frage mich ernsthaft, wie sie den Transport nach Redfield Hall überstehen soll.»
    «Notfalls bringen wir sie in die Krankenstation von Falmouth», versuchte er sie zu beruhigen. «Allerdings sind die Krankenzimmer dort meist überfüllt, und ich bin mir nicht sicher, ob sie in einer Seuchenstation richtig aufgehoben ist. Aus meiner Sicht leidet sie lediglich an einer nicht zu unterschätzenden Reisekrankheit. Das ist nichts Ansteckendes. Ich gebe Ihnen noch ein paar von meinen Tinkturen mit», versprach er und lächelte freundlich. «Ihr Verlobter wird Sie doch sicherlich am Hafen abholen?»
    «Ich bin mir nicht sicher, obwohl ich es hoffe», gestand Lena ein wenig ratlos. «Schließlich laufen wir eine Woche später als angekündigt im Hafen ein. Woher soll er wissen, dass wir angekommen sind?»
    «Gewöhnlich schickt der Hafenmeister Boten zu den Plantagen, sobald ein Schiff gesichtet wird», beruhigte er sie. «Auf keinen Fall sollten Sie sich aber allein auf die Reise begeben.

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