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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Boxers glich, wie sie manchmal auf den Plakaten in London zu sehen waren, zog sie es vor zu schweigen.
    Der Mann trug ein schmutziges, beigefarbenes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln und darüber eine speckige Lederweste, aus deren kleiner Brusttasche eine erkaltete, ausgebrannte Zigarre hervorlugte.
    «Trevor Hanson, Ma’am», grunzte er und streckte ihr völlig ungeniert seine behaarte Pranke entgegen. «Oder sollte ich mich getäuscht haben, und Sie sind nicht die Verlobte unseres ehrenwerten Sir Edward?»
    Nun war Lena endgültig verwirrt und vergaß dabei ganz, seinen Gruß zu erwidern. Was in aller Welt hatte dieser ekelerregende Kerl mit ihrem Edward zu tun? Aber halt! Hatte der Hafenmeister nicht seinen Namen erwähnt? Dieser grobschlächtige Kerl sollte der Aufseher von Redfield Hall sein? Hastig schaute sie sich um und hoffte, Edward irgendwo zu entdecken.
    «Der Master hat mich geschickt, um Sie und Ihre Zofe vom Schiff abzuholen. Wir haben erst gestern vom Leuchtturmwärter von Port Antonio vom Einlaufen der
Mary-Lynn
erfahren.»
    Dann war Edward also bereits gestern über ihre Ankunft informiert? In Lenas Kopf überschlugen sich die Gedanken.
    «Und wieso kommt Sir Edward nicht selbst?»
    «Dringende Geschäfte, Mylady», erwiderte Hanson und grinste frech. «Die Ernte ist in vollem Gange, und eine der Sklavinnen ist gerade dabei, ihren Wurm zur Welt zu bringen.»
    «Ihren Wurm?»
    «Einen Säugling», verbesserte er sich und rümpfte die Nase.
    «Und was um Himmels willen hat mein Verlobter mit der Geburt dieses Kindes zu tun?», brachte Lena ihre Verwirrung zum Ausdruck.
    «Sir Edward ist ein guter Master», erklärte der Aufseher in einem süffisanten Tonfall. «Er kümmert sich eben um seine Sklaven. Und ich soll mich jetzt um Sie kümmern.» Als Lena keine Anstalten machte, ihm zu folgen, fügte er noch hinzu: «Ich bin seit mehr als zwanzig Jahren der erste Vorarbeiter auf Redfield Hall, und niemandem vertrauen die Blakes mehr als mir. Ich bin sozusagen die rechte Hand Gottes.»
    Sein Grinsen wurde von Mal zu Mal überheblicher, und Lena verzichtete darauf, seine blasphemischen Vergleiche näher zu hinterfragen.
    «Nun gut, Mr. Hanson», begann sie mit einer gehörigen Portion Unmut in der Stimme. «Wären Sie dann also so freundlich, dafür Sorge zu tragen, dass meine Gesellschafterin liegend das Schiff verlassen kann und wir gemeinsam mit unserem Gepäck schnellstens in das Haus meines Verlobten gelangen? Wir benötigen dringend ein Bad und ärztliche Hilfe.»
    Hanson sah sie mit einer Spur Panik in den Augen an.
    «Nichts Ansteckendes», vermeldete sie vorsorglich. «Sie ist seekrank.»
    Hanson atmete sichtbar auf und sah sich suchend um. Dann brüllte er ein paar Befehle, die Lena abermals zusammenfahren ließen. Allem Anschein nach war er nicht alleine zum Hafen gekommen, sondern hatte sein eigenes Gefolge mitgebracht. Mehrere junge, vergleichsweise hellhäutige Neger näherten sich mit einem flachen Karren, der von zwei kräftigen Shire-Horses gezogen wurde. Hanson befahl den muskulösen, halbnackten Männern, sich um Lenas Gepäck zu kümmern.
    Während drei von ihnen die mannshohen Kisten mit Kleidung und Aussteuer von Bord holten, entschloss sich Hanson, in der Hafenkneipe direkt neben dem Haus des Hafenmeisters zu warten. Bei einem großen Glas Rum wollte er sich von der anstrengenden Fahrt erholen.
    Wenig später beobachtete Lena, wie die schweren Kisten vorsichtig auf den Karren verladen wurden. Dann trugen zwei weitere Männer Maggie auf einer Trage von Bord zu einer bereitstehenden Kutsche. Dr. Beacon folgte ihnen und half, die junge Frau auf die lederbezogene Bank im Inneren der Kutsche zu betten.
    «Hier, nehmen Sie das», sagte er und drückte Lena ein Päckchen in die Hand. «Das sind die Medikamente, die sie benötigt. Geben Sie ihr stündlich fünf Tropfen davon auf die Zunge.»
    Lena verabschiedete sich dankbar von ihm und beschloss, Hanson zu suchen, damit sie so schnell wie möglich aufbrechen konnten.
    Mit äußerstem Widerwillen betrat sie die Kneipe, um Hanson zu informieren, dass sie abmarschbereit waren. Der Aufseher saß auf einem Barhocker an einem langen Tresen und zechte mit einer Reihe von ähnlich grobschlächtigen Kerlen. Ausnahmslos Weiße. Sie debattierten aufgebracht über irgendetwas, das ihre Gemüter zunehmend in Wallung zu bringen schien. Als sie näher kam, ahnte sie zu ihrem Entsetzen, dass Hanson ziemlich betrunken sein musste, weil er unverhohlen

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